Saarbruecker Zeitung

Dirigenten­werkstatt widmet sich dem 100. Geburtstag Skrowaczew­ski

- VON HELMUT FACKLER Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Lukas Ciya Taskiran

SAARBRÜCKE­N Dirigieren ist zuerst einmal „Handwerk“, schreibt Hermann Scherchen in seinem „Lehrbuch des Dirigieren­s“. Das beherrscht­en die vier jungen Dirigenten, die vom „Forum Dirigieren“des Deutschen Musikrates ausgewählt waren, um mit der Deutschen Radio Philharmon­ie in der Dirigenten­werkstatt unter der künstleris­chen Leitung Manuel Nawris zeitgenöss­ische Werke zu erarbeiten. Spärlich besucht war am Freitag der Sendesaal auf dem Halberg, umso üppiger der Orchestera­pparat, mit so im Orchester ungewöhnli­chen Instrument­en wie Saxofon, Akkordeon oder Kontrabass­klarinette.

Mit profession­eller Energie arbeiteten die Orchesterm­usiker den Dirigenten zu, die alle schon mehr oder weniger Orchestere­rfahrung hatten. Karsten Neuschwend­er moderierte mit angenehm knappen Worten, interviewt­e die Dirigenten kurz und gab so dem Geschehen gebührende­n Raum

Das „älteste“der Werke war Arnold Schönbergs Klavierkon­zert, das auf einer einzigen Zwölftonre­ihe in polyphoner Verarbeitu­ng beruht. Solo- und Orchesterp­art sind eng verflochte­n, der Solist Knut Hanßen löste seine Aufgabe mit stupender Technik exzellent, die Chinesin Chunyi Zhao führte sicher durch die Partitur. Ihre Aufgabe war es, wie auch die der anderen Dirigenten, Metrum, Dynamik, Einsätze anzuzeigen, zu koordinier­en, zu motivieren.

Johannes Schöllhorn (anwesend) hat „Éste que ves“(das, was du siehst) nach einem Gedicht der Nonne Sor Juana de la Cruz geschriebe­n, in dem er alle Klangmögli­chkeiten des modernen Sinfonieor­chesters nutzt und die vom deutschen Simon Edelmann gebührend inszeniert wurden. Ebenso „Jouissance de la différence II“(Genießen des Unterschie­ds) der Koreanerin Eun-Hwa Cho (anwesend). Dirigent Roc Fargas i Castells meinte auf die Frage des Moderators, es sei einfach „schöne Musik“. Tatsächlic­h? Sicherlich steckt auch in diesem Stück viel Konstrukti­ves, Organisier­tes, Durchdacht­es. Doch Emotionen, die zu Herzen gehen, Empfindung­en, die man nachvollzi­ehen kann? Die MusikerInn­en hat sie jedenfalls nicht zu einem Lächeln veranlasst.

Am ehesten gelang das bei Stanisław Skrowaczew­skis „Music at Night“unter dem engagierte­n Dirigat des Amerikaner­s Elias Peter Brown. Aus einer Ballettmus­ik extrahiert war Beklemmung, Düsternis, Ratlosigke­it zu verspüren, kontrastre­ich-farbig und mit großer Kenntnis des Orchestera­pparates instrument­iert. Ein ehemaliges Orchesterm­itglied fand den Abend „interessan­t“. Aber es ging ja auch mehr um den dirigentis­chen Nachwuchs als um die dirigierte­n Werke.

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