Dirigentenwerkstatt widmet sich dem 100. Geburtstag Skrowaczewski
SAARBRÜCKEN Dirigieren ist zuerst einmal „Handwerk“, schreibt Hermann Scherchen in seinem „Lehrbuch des Dirigierens“. Das beherrschten die vier jungen Dirigenten, die vom „Forum Dirigieren“des Deutschen Musikrates ausgewählt waren, um mit der Deutschen Radio Philharmonie in der Dirigentenwerkstatt unter der künstlerischen Leitung Manuel Nawris zeitgenössische Werke zu erarbeiten. Spärlich besucht war am Freitag der Sendesaal auf dem Halberg, umso üppiger der Orchesterapparat, mit so im Orchester ungewöhnlichen Instrumenten wie Saxofon, Akkordeon oder Kontrabassklarinette.
Mit professioneller Energie arbeiteten die Orchestermusiker den Dirigenten zu, die alle schon mehr oder weniger Orchestererfahrung hatten. Karsten Neuschwender moderierte mit angenehm knappen Worten, interviewte die Dirigenten kurz und gab so dem Geschehen gebührenden Raum
Das „älteste“der Werke war Arnold Schönbergs Klavierkonzert, das auf einer einzigen Zwölftonreihe in polyphoner Verarbeitung beruht. Solo- und Orchesterpart sind eng verflochten, der Solist Knut Hanßen löste seine Aufgabe mit stupender Technik exzellent, die Chinesin Chunyi Zhao führte sicher durch die Partitur. Ihre Aufgabe war es, wie auch die der anderen Dirigenten, Metrum, Dynamik, Einsätze anzuzeigen, zu koordinieren, zu motivieren.
Johannes Schöllhorn (anwesend) hat „Éste que ves“(das, was du siehst) nach einem Gedicht der Nonne Sor Juana de la Cruz geschrieben, in dem er alle Klangmöglichkeiten des modernen Sinfonieorchesters nutzt und die vom deutschen Simon Edelmann gebührend inszeniert wurden. Ebenso „Jouissance de la différence II“(Genießen des Unterschieds) der Koreanerin Eun-Hwa Cho (anwesend). Dirigent Roc Fargas i Castells meinte auf die Frage des Moderators, es sei einfach „schöne Musik“. Tatsächlich? Sicherlich steckt auch in diesem Stück viel Konstruktives, Organisiertes, Durchdachtes. Doch Emotionen, die zu Herzen gehen, Empfindungen, die man nachvollziehen kann? Die MusikerInnen hat sie jedenfalls nicht zu einem Lächeln veranlasst.
Am ehesten gelang das bei Stanisław Skrowaczewskis „Music at Night“unter dem engagierten Dirigat des Amerikaners Elias Peter Brown. Aus einer Ballettmusik extrahiert war Beklemmung, Düsternis, Ratlosigkeit zu verspüren, kontrastreich-farbig und mit großer Kenntnis des Orchesterapparates instrumentiert. Ein ehemaliges Orchestermitglied fand den Abend „interessant“. Aber es ging ja auch mehr um den dirigentischen Nachwuchs als um die dirigierten Werke.