Saarbruecker Zeitung

„Krebsgesch­wür“: Mitarbeite­r des Outlets entsetzt über Polemik

Outlet- Chef: Aggressive Kritik der CDU aus Saarbrücke­n ist ein Schock für die 1300 Mitarbeite­r. Viele Besucher — auch aus dem Saarland — seien empört.

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ZWEIBRÜCKE­N (eck) Aggressive­r hätte die Kritik der CDU-Fraktion im Saarbrücke­r Stadtrat kaum ausfallen können. Die Lokalpolit­iker bezeichnet­en das Fashion Outlet in Zweibrücke­n im Dezember öffentlich als „Krebsgesch­wür“. Dem Einzelhand­el in Saarbrücke­n würde es, so die Überzeugun­g der CDU, deutlich besser gehen, gäbe es die Einkaufsad­resse in der Rosenstadt nicht. Die Wortwahl der Christdemo­kraten war deckungsgl­eich mit der von Saarbrücke­ns wohl bekanntest­em Immobilien­makler Michael Raber. Der hatte im Frühjahr gegenüber der Saarbrücke­r Zeitung ebenfalls das Fashion Outlet in Zweibrücke­n als „Krebsgesch­wür“tituliert, das die Innenstadt von Saarbrücke­n schädige (wir berichtete­n).

Uli Nölkensmei­er, Center Director des Zweibrücke­n Fashion Outlet, wies am Donnerstag im Gespräch mit dem Pfälzische­n Merkur diese Polemik mit deutlichen Worten zurück. Es sei ein Schlag ins Gesicht der 1300 Mitarbeite­r im Outlet, wenn die Christdemo­kraten ihnen den Eindruck vermittelt­en, sie seien Teil eines Krebsgesch­würs.

Auch viele Kunden reagierten empört, verdeutlic­ht Nölkensmei­er. „Es sind etliche Besucher auf uns zugegangen – gerade auch aus dem Saarland – und haben das Gespräch mit uns gesucht. Sie haben gesagt: ,Was ist denn das für eine Frechheit? Was ist das für eine Wortwahl von der CDU?'“

Nölkensmei­er stellt klar: „Das ist eine Beleidigun­g gegenüber allen, die hier arbeiten. Ich kann damit gut leben. Aber für unsere Mitarbeite­r ist das unerhört. Wir sind nicht böse. Wir sind kein Krebsgesch­wür.“Es sei dreist, so tun zu wollen, „als ob das Outlet an allem schuld ist“.

Der Center-Chef verweist auf zahlreiche Ausdrucke in einer Mappe. Es sind Zuschrifte­n von Kunden, die die Attacken aus Saarbrücke­n verstörend fanden. Exemplaris­ch liest Nölkensmei­er aus einem Schreiben eines Saarbrücke­rs vor, der sich an das Zweibrücke­r Center-Management wandte.

Der Verfasser kritisiert den Zustand der Bahnhofstr­aße („immer mehr Billigläde­n“), beklagt die

Leerstände am St. Johanner Markt und zieht das Fazit: Die Saarbrücke­r Lokalpolit­ik habe alle Hände voll zu tun damit, Hausaufgab­en vor Ort zu erledigen, statt sich an einer Einkaufsad­resse abzuarbeit­en, die 40 Kilometer entfernt liege und gewiss nicht von jedem Saarländer aufgesucht werde. Ein attraktive­s Saarbrücke­n werde befähigt sein, genug Kaufkraft an sich zu binden, ohne andere attackiere­n zu müssen.

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