Selbst die Sonne ließ sich kurz blicken
Mehr als 800 Teilnehmer bildeten den kunterbunten Faasendumzug in Friedrichsthal. Und tausende Narren am Straßenrand feierten mit.
FRIEDRICHSTHAL Er lief ganz am Ende des Zuges und hatte doch alles sowohl im Blick als auch im Griff: Rudi Klein. Der närrische Heimatverein des Friedrichsthalers ist der Karnevalsverein Blau-Weiß, doch am Samstagnachmittag war er als Veranstaltungsleiter im Auftrag des Friedrichsthaler Ausschusses für Brauchtumspflege unterwegs, kurz FAB.
Dieser ist der Zusammenschluss der drei Karnevalsvereine der Stadt – neben Blau-Weiß also noch die NKV und die Kneisjer vom Hoferkopf – und organisiert seit 2018 den Faasendumzug. So viel geballte Narrenpower überzeugte wohl auch den Wettergott, denn der ließ es nicht nur nicht regnen – sondern schickte zwischenzeitlich sogar kurz die Sonne zum wohligen Einsatz.
Und die hatte auch allen Grund zum Strahlen, denn mehr als 800 Teilnehmer zogen als närrischer Lindwurm durch den Ort, begleitet von dem Mehrfachen an Zaungästen, die sich an den Straßenrändern versammelt hatten und jeden Wagen und jede Gruppe lautstark mit „Alleh Hopp“anfeuerten. Bereits zum Start am Kreisel in Bildstock hatten sich zahlreiche Faasend-Fans versammelt. Von dort zog der Umzug über den Ostschacht quer durch Friedrichsthal. Gegenüber dem Vorjahr hätten sich nochmal 200 Akteure mehr gemeldet, wie Rudi Klein sagte. Besonders schwer sei es nicht gewesen, diese für eine Teilnahme zu begeistern, wie er stolz anfügte.
Umgekehrt zeigte die Begeisterung der Teilnehmer kaum Grenzen. Die „Entourage“am Ende des Lindwurms beispielsweise prustete von ihrem Mehrtonner aus Disconebel in die Luft, ließ diese von kurzen Pyroeffekten begleiten. Unter dem Motto „Doktor Bass – Party bis der Arzt kommt“beschallte der Subwoofer mit Malle-Hits wie „Nie mehr Alkohol“oder „Johnny Däpp“mutmaßlich die ganze Stadt und das benachbarte Quierschied gleich mit. Eine Einstiegsleiter am Ende des Party-Lkw sorgte für ein reges Kommen und Gehen auf dem Gefährt. Rutschte diese mal kurz aus der Verankerung, reagierte die Ärzte-Schar und hängte sie kurzum wieder ein.
Es war ein buntes Spektakel an Kreativität, was sich da versammelt hatte. Die Guggemusiker der Nodepirade hatten sich als Bergmänner und -frauen verboozt und stimmten Lieder wie „Komet“von Udo Lindenberg und Apache 247 an. DJ Seppl alias Sebastian Hopp sattelte sein „Rotes Pferd“und der „Circus Roncalli“vom Förderverein der Bäder der Stadt Friedrichsthal nahm sein Motto „Trink-All-I“auch wirklich ernst. Die Kneisjer fuhren unter „Back to the 90's“durch die Stadt, spielten aber auch Songs wie „Layla“. Die Garden kamen aus dem närrischen Grüßen gar nicht mehr raus. Der Sportclub hatte sich Fantasiefiguren wie Pikachu und Super Mario angenommen. Die BVB-Freunde kamen – natürlich – in Schwarz-Gelb.
Auch die Faasend-Fans an den Straßenrändern hatten sich ordentlich verboozt oder feierten gleich selbst mit Garagenpartys mit. Hier war ein grübelnder Darth Vader zu sehen, dort ein Mädchen im Avocadokostüm. Ein Squid Gamer trabte gemütlich durchs Narrenfeld und ein Marienkäfer war ebenfalls nicht weit. Kapitäne waren an Bord des närrischen Lindwurms und Indianer sowie Cowboys hatten sich – friedvoll – ebenfalls ins Getümmel gestürzt. Nach den mehr als 20 Wagen kam direkt der Kehrwagen, der die gröbsten Ansammlungen von Luftschlangen und übrig gebliebenen Kamellen direkt entfernte.
Nach dem überaus gelungenen Umzug blieben Rudi Klein und dem Friedrichsthaler Ausschuss für Brauchtumspflege eigentlich nur noch, den Gruppen sowie den Karnevalsvereinen und den Sicherheitskräften von THW, DRK, Feuerwehr, Polizei, BBL Cranes sowie den Städten Sulzbach und natürlich Friedrichsthal selbst zu danken, nicht die Sponsoren aus der Geschäftswelt zu vergessen. „Ohne diesen Zuspruch wäre das nicht möglich gewesen“, so Klein.