Punkt gewonnen, aber neue Sorgen
Fußball-Zweitligist Elversberg verpasst knapp einen Auswärtssieg bei Fortuna Düsseldorf. Sickinger und Jäkel verletzt.
DÜSSELDORF Nur wenige Zentimeter haben am Samstag gefehlt, und das Düsseldorfer Helau hätte dem saarländischen Alleh hopp weichen müssen. In der 90. Minute liefen Hugo Vandermersch und Wahid Faghir einen letzten Konter der SV Elversberg in der Düsseldorfer Arena. Vandermersch passte in den Lauf von Faghir, und der 20-jährige Däne schob den Ball zum 2:1 über die Linie. Die 500 mitgereisten SVE-Fans flippten aus, mehr als 29 000 Anhänger von Fortuna Düsseldorf verstummten – allerdings nur zwei Minuten. Dann zeigte Schiedsrichter Richard Hempel mit seinen Zeigefingern das Video-ÜberprüfungsViereck, hob anschließend die Hand und gab das Tor wegen einer Abseitsstellung von Faghir nicht.
Die Länge einer Fußspitze brachte die SVE um den Sieg in der 2. Fußball-Bundesliga. „Natürlich hätten wir uns wahnsinnig über den Sieg gefreut, aber wenn man ehrlich ist, wäre es heute ein bisschen zu viel gewesen“, sagte SVE-Mittelfeldspieler Semih Sahin. Er lief mit 13,1 Kilometer am meisten von allen Spielern auf dem Platz. In der Winterpause lehnte der 24-Jährige ein Angebot des türkischen Erstligisten Samsunspor ab. „Wenn wir zur Pause 0:3 zurückliegen, können wir uns nicht beschweren. Wir sind erst in der zweiten Halbzeit besser geworden“, sagte Sahin.
Tatsächlich: Die SVE lief der Fastnachts-Musik in Düsseldorf nur hinterher und hatte Glück, dass nur Isak Johannesson traf – nach einer Flanke von Christos Tzolis (19. Minute). Vincent Vermeij schoss bereits in der zweiten Minute aus 16 Metern nur Zentimeter über das SVE-Tor. Tzolis köpfte freistehend aus fünf Metern knapp vorbei (10.), Ao Tanaka schoss aus sechs Metern SVE-Torhüter Nicolas Kristof an (32.), und Joshua Quarshie köpfte in der 34. Minute an den Pfosten. Die Elversberger hatten richtig viel Dusel – aber nicht was die Verletzungen angeht.
Innenverteidiger Carlo Sickinger musste in der 16. Minute mit Oberschenkel-Problemen vom Platz, für Positions-Kollege Frederik Jäkel war wegen einer Knieverletzung in der
Halbzeit Schluss. Jäkel hatte sich vor zwei Wochen am Meniskus verletzt. Nico Antonisch wurde in der Winterpause nach Israel vertickt, Marcel Correia (Kreuzbandriss) und Kevin Conrad (Innenbandriss im Knie) sind langzeitverletzt.
„Es ist nicht zu fassen, wie es bei uns in dieser Saison die Innenverteidiger trifft. Wir haben in der zweiten Halbzeit aber gezeigt, dass wir Alternativen haben. Da sind wir auch richtig in die Zweikämpfe gegangen. Du kannst gegen die Fortuna nicht halbgar in die Zweikämpfe gehen“, sagte SVE-Trainer Horst Steffen. Er ließ nach der Pause eine FünferAbwehrkette spielen. Winter-Neuzugang Florian Le Joncour (für Sickinger ins Spiel gekommen) war der einzige gelernte Innenverteidiger neben Linksverteidiger Maurice Neubauer und den drei Rechtsverteidigern Vandermersch, Robin Fellhauer und Lukas Pinckert (für Jäkel).
Die Düsseldorfer hatten mit dem Elversberger Abwehrbollwerk enorme Probleme und kassierten nach dem ersten SVE-Konter den Ausgleich. Jannik Rochelt setzte sich ganz stark auf der linken Seite durch, passte zu Joseph Boyamba, und der 27-Jährige erzielte bei seinem Startelf-Debüt das 1:1 (53.).
Bei genauerem Spiel hätte die SVE durchaus noch weitere Konterchancen kreieren können. Die einzige Torchance der Düsseldorfer in der zweiten Halbzeit hatte Tanaka in der Nachspielzeit. Seinen Schuss aus 16 Metern parierte Kristof im Nachfassen. „Wir haben erst in der zweiten Halbzeit richtig dagegenhalten können. Da haben wir uns den Punkt verdient. Wir haben gegen den 1. FC Kaiserslautern gewonnen und in Düsseldorf einen Punkt geholt. Das kann sich sehen lassen“, sagte SVE-Kapitän Luca Schnellbacher. Im Hinspiel bezog die SVE auf eigenem Platz gegen die Fortuna noch eine 0:5-Klatsche. „Elversberg hat sich weiterentwickelt und sich an die Liga angepasst. Trotzdem müssen wir heute die Tore machen und das Spiel in der ersten Halbzeit entscheiden“, sagte Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune zerknirscht.
„Wenn wir zur Pause 0:3 zurückliegen, können wir uns nicht beschweren.“Semih Sahin Mittelfeldspieler der SV Elversberg