Abbruch ist nur eine Frage der Zeit
Auseinandersetzung zwischen den Fans und der DFL schaukelt sich weiter hoch.
BERLIN (dpa) Der erste Spiel-Abbruch in der 1. oder 2. Fußball-Bundesliga scheint nur noch eine Frage der Zeit. Im eskalierenden Zoff um den geplanten Investoren-Einstieg bei der DFL haben die Fans in den Stadien weitere klare Zeichen einer Machtdemonstration gesetzt. Noch ein Tennisball mehr auf dem Rasen der Alten Försterei, und die Partie des 1. FC Union Berlin am Samstag gegen den VfL Wolfsburg wäre vorzeitig beendet gewesen. Ähnlich knapp war es diesmal auch in Mönchengladbach und Hamburg.
Er habe Verständnis für Proteste und Demonstrationen, sagte Wolfsburgs Trainer Niko Kovac: „Aber ich finde, irgendwann sollten wir schon einen Weg finden, dass das aufhört.“
Wegen der Tennisbälle auf dem Rasen war die Begegnung in Berlin insgesamt über eine halbe Stunde unterbrochen gewesen. „Wir können ja jetzt nicht jedes Mal 30 Minuten länger spielen“, sagte Kovac. „Wie sollen sie es sonst zeigen? Sie versuchen, Aufmerksamkeit zu generieren, was ihr gutes Recht ist“, kommentierte VfL-Kapitän Maximilian Arnold die Proteste. Das Verständnis ist (noch) da, aber auch nicht mehr bei allen.
Aktionen wie Fadenkreuz-Plakate am Freitagabend bei der Partie von Hannover 96 beim Hamburger SV gegen 96-Geschäftsführer Martin Kind könnten die Atmosphäre auch zwischen Fans und den eigentlichen Hauptdarstellern weiter verändern. „Wir hören immer, der Fußball gehört den Fans“, sagte HannoverCoach Stefan Leitl: „Der Fußball gehört aber auch uns Fußballern. Und wir lieben diesen Sport auch.“Fairer Protest sei okay. „Alles andere bitte nicht mehr in unseren Stadien.“
Die weitere Eskalation war programmiert. Nach einem Gesprächsangebot durch die Deutsche Fußball-Liga hatten die organisierten Fans mit einer klaren Stellungnahme reagiert und eine neue Abstimmung über den Einstieg eines Investors als alternativlos bezeichnet. „Je länger die Proteste ignoriert werden, desto geschlossener werden wir für eine Neu-Abstimmung einstehen“, warnten die organisierten Fans.
Vor allem im Stadion An der Alten Försterei setzten sie genau das um. Die beiden Fan-Lager hielten beim Stimmungsboykott zu Beginn zusammen, sie riefen sich Parolen zu und spielten auch beim Tennisballwerfen ein bisschen Doppelpass. Zuerst flogen sie von den Union-Rängen, dann aus dem VfL-Block.