Gose und Märtens sichern sich Bronze
Die deutschen Beckenschwimmer bejubeln in Katar einen starken WM-Start. Isabel Gose schwimmt deutschen Rekord.
DOHA (dpa) Isabel Gose reckte nach ihrem größten Karriereerfolg überglücklich die Faust nach oben, Lukas Märtens nahm seinen starken WM-Auftakt über 400-Meter-Freistil eher routiniert zur Kenntnis: Mit zwei Bronzemedaillen hat das deutsche Schwimm-Team einen glänzenden Start in die Titelkämpfe von Katar gefeiert und schon jetzt mehr Medaillen als bei den vergangenen Weltmeisterschaften im Becken gewonnen. „Das ist einfach ein super Start ins olympische Jahr“, sagte Gose nach ihrem dritten Platz über 400-Meter-Freistil und lächelte. „Ich bin einfach super happy.“Mit ihrer Finalzeit von 4:02,39 Minuten stellte sie zudem einen deutschen Rekord auf.
„Ich bin super erleichtert“, sagte Gose. Nach mehreren gescheiterten Versuchen erfüllte sich die Europameisterin am Sonntag ihren großen Traum von WM-Edelmetall. „Ich habe vorher gesagt, so eine Chance kriege ich nicht nochmal. Man muss sagen, es sind wirklich starke Mädels nicht hier“, sagte sie. Unter anderem Weltmeisterin und Weltrekordhalterin Ariarne Titmus aus Australien sowie US-Superstar Katie Ledecky waren nicht dabei. Gold holte Erika Fairweather aus Neuseeland vor der Chinesin Li Bingjie. Trotz ausgedünnter Weltelite war Goses Erfolg nicht abzusehen gewesen. Nach einem Trainingslager in Südafrika hatte sie zuletzt Magen-Darm-Probleme gehabt und pausieren müssen.
Goses Magdeburger Teamkollege Märtens hatte in der Vorbereitung sogar noch größere gesundheitliche Schwierigkeiten gehabt. „Die Medaille hat einen sehr hohen Stellenwert“, sagte der 22-Jährige. „Vor allem, wenn man bedenkt, wie ich ins Jahr gestartet bin und wie ich trainieren konnte bisher, ist das sensationell.“Mit „quasi drei Monaten Zwangspause“, habe er die Saison begonnen. Mit seiner Zeit von 3:42,96 Minuten musste er sich nur Weltmeister Kim Woomin aus Südkorea und dem australischen Silbermedaillengewinner Elijah Winnington geschlagen geben.
Märtens war mit seinem Podestplatz zufrieden, sagte angesichts von nur 25 Hundertstelsekunden Rückstand auf Gold aber: „Ich bin halt ein Sportler. Ich will halt immer mehr. Wenn da zwei Zehntel fehlen, denke ich mir halt: Ach, hätte ich mal irgendwo noch ein Stündchen länger trainiert oder was auch immer.“
Der Chinese Pan Zhanle sorgte im letzten Wettkampf des Abends für einen Glanzpunkt: In 46,80 Sekunden war er als Startschwimmer der 4 x 100-Meter Freistil-Staffel sechs Hundertstelsekunden schneller als der bisherige Weltrekordhalter David Popovici aus Rumänien. Aus deutscher Sicht hatte der Tag bereits stark begonnen. Angelina Köhler stellte im Vorlauf über 100 Meter
Schmetterling in 56,41 Sekunden einen nationalen Rekord auf. In der Abendsession verbesserte sie diesen nochmal auf 56,11 Sekunden und zog als Schnellste ins Finale an diesem Montag ein.
Auf einen Endlauf über 100 Meter darf sich auch Brustschwimmer Lucas Matzerath freuen. Der 23-Jährige überstand Vorlauf und Halbfinale. Auch Gose und Märtens sind am zweiten Wettkampftag wieder gefordert: Gose über 1500 Meter, Märtens im 200-Meter-Rennen.
DOHA (sid) Keine Medaille, kein Problem: Erstmals seit neun Jahren blieben die deutschen Wasserspringer ohne WM-Edelmetall. Trotzdem war Bundestrainer Christoph Bohm zufrieden. Denn es ging vor allem um die Olympia-Tickets. „Wir haben neun von zwölf möglichen geholt“, sagte der Berliner nach dem Abschluss der Wettkämpfe in Doha und erklärte: „Das ist prozentual genauso viel wie die Freiwasserschwimmer, nämlich 75 Prozent.“
Allerdings hatten sich Olympiasieger Florian Wellbrock und Leonie Beck ihre Teilnahme an den Sommerspielen in Paris im vergangenen Jahr jeweils mit dem WM-Titel gesichert, zudem schnappte sich Oliver Klemet Bronze. Die Wasserspringer sind dagegen in den olympischen Disziplinen seit zwei Weltmeisterschaften ohne Medaille. Das hat vor allem mit dem Umbruch nach den Rücktritten der Vorspringer Patrick Hausding und Tina Punzel zu tun. „Das kann man nicht innerhalb von drei Jahren kompensieren“, meinte Bohm, seit einem Jahr im Amt.
Fünf Quotenplätze hatte der DSV bereits vor der WM sicher. In Doha holten die Synchron-Duos Lena Hentschel und Jette Müller vom 3-Meter-Brett sowie Timo Barthel und Jaden Eikermann im Turmspringen weitere Startplätze. Hentschel sicherte zudem noch ein Einzelticket vom 3-Meter-Brett. In dieser Disziplin rechnet Bohm auch mit einem weiteren Quotenplatz durch den 15. Rang von Saskia Oettinghaus im Halbfinale. Bohm sprach von einer WM mit „vielen Höhen, aber auch vielen Tiefen“.
„Ich bin super erleichtert.“Schwimmerin Isabel Gose über ihre Bronzemedaille