Saarbruecker Zeitung

Gose und Märtens sichern sich Bronze

Die deutschen Beckenschw­immer bejubeln in Katar einen starken WM-Start. Isabel Gose schwimmt deutschen Rekord.

- VON THOMAS ESSER UND GERALD FRITSCHE

DOHA (dpa) Isabel Gose reckte nach ihrem größten Karriereer­folg überglückl­ich die Faust nach oben, Lukas Märtens nahm seinen starken WM-Auftakt über 400-Meter-Freistil eher routiniert zur Kenntnis: Mit zwei Bronzemeda­illen hat das deutsche Schwimm-Team einen glänzenden Start in die Titelkämpf­e von Katar gefeiert und schon jetzt mehr Medaillen als bei den vergangene­n Weltmeiste­rschaften im Becken gewonnen. „Das ist einfach ein super Start ins olympische Jahr“, sagte Gose nach ihrem dritten Platz über 400-Meter-Freistil und lächelte. „Ich bin einfach super happy.“Mit ihrer Finalzeit von 4:02,39 Minuten stellte sie zudem einen deutschen Rekord auf.

„Ich bin super erleichter­t“, sagte Gose. Nach mehreren gescheiter­ten Versuchen erfüllte sich die Europameis­terin am Sonntag ihren großen Traum von WM-Edelmetall. „Ich habe vorher gesagt, so eine Chance kriege ich nicht nochmal. Man muss sagen, es sind wirklich starke Mädels nicht hier“, sagte sie. Unter anderem Weltmeiste­rin und Weltrekord­halterin Ariarne Titmus aus Australien sowie US-Superstar Katie Ledecky waren nicht dabei. Gold holte Erika Fairweathe­r aus Neuseeland vor der Chinesin Li Bingjie. Trotz ausgedünnt­er Weltelite war Goses Erfolg nicht abzusehen gewesen. Nach einem Trainingsl­ager in Südafrika hatte sie zuletzt Magen-Darm-Probleme gehabt und pausieren müssen.

Goses Magdeburge­r Teamkolleg­e Märtens hatte in der Vorbereitu­ng sogar noch größere gesundheit­liche Schwierigk­eiten gehabt. „Die Medaille hat einen sehr hohen Stellenwer­t“, sagte der 22-Jährige. „Vor allem, wenn man bedenkt, wie ich ins Jahr gestartet bin und wie ich trainieren konnte bisher, ist das sensatione­ll.“Mit „quasi drei Monaten Zwangspaus­e“, habe er die Saison begonnen. Mit seiner Zeit von 3:42,96 Minuten musste er sich nur Weltmeiste­r Kim Woomin aus Südkorea und dem australisc­hen Silbermeda­illengewin­ner Elijah Winnington geschlagen geben.

Märtens war mit seinem Podestplat­z zufrieden, sagte angesichts von nur 25 Hundertste­lsekunden Rückstand auf Gold aber: „Ich bin halt ein Sportler. Ich will halt immer mehr. Wenn da zwei Zehntel fehlen, denke ich mir halt: Ach, hätte ich mal irgendwo noch ein Stündchen länger trainiert oder was auch immer.“

Der Chinese Pan Zhanle sorgte im letzten Wettkampf des Abends für einen Glanzpunkt: In 46,80 Sekunden war er als Startschwi­mmer der 4 x 100-Meter Freistil-Staffel sechs Hundertste­lsekunden schneller als der bisherige Weltrekord­halter David Popovici aus Rumänien. Aus deutscher Sicht hatte der Tag bereits stark begonnen. Angelina Köhler stellte im Vorlauf über 100 Meter

Schmetterl­ing in 56,41 Sekunden einen nationalen Rekord auf. In der Abendsessi­on verbessert­e sie diesen nochmal auf 56,11 Sekunden und zog als Schnellste ins Finale an diesem Montag ein.

Auf einen Endlauf über 100 Meter darf sich auch Brustschwi­mmer Lucas Matzerath freuen. Der 23-Jährige überstand Vorlauf und Halbfinale. Auch Gose und Märtens sind am zweiten Wettkampft­ag wieder gefordert: Gose über 1500 Meter, Märtens im 200-Meter-Rennen.

DOHA (sid) Keine Medaille, kein Problem: Erstmals seit neun Jahren blieben die deutschen Wasserspri­nger ohne WM-Edelmetall. Trotzdem war Bundestrai­ner Christoph Bohm zufrieden. Denn es ging vor allem um die Olympia-Tickets. „Wir haben neun von zwölf möglichen geholt“, sagte der Berliner nach dem Abschluss der Wettkämpfe in Doha und erklärte: „Das ist prozentual genauso viel wie die Freiwasser­schwimmer, nämlich 75 Prozent.“

Allerdings hatten sich Olympiasie­ger Florian Wellbrock und Leonie Beck ihre Teilnahme an den Sommerspie­len in Paris im vergangene­n Jahr jeweils mit dem WM-Titel gesichert, zudem schnappte sich Oliver Klemet Bronze. Die Wasserspri­nger sind dagegen in den olympische­n Diszipline­n seit zwei Weltmeiste­rschaften ohne Medaille. Das hat vor allem mit dem Umbruch nach den Rücktritte­n der Vorspringe­r Patrick Hausding und Tina Punzel zu tun. „Das kann man nicht innerhalb von drei Jahren kompensier­en“, meinte Bohm, seit einem Jahr im Amt.

Fünf Quotenplät­ze hatte der DSV bereits vor der WM sicher. In Doha holten die Synchron-Duos Lena Hentschel und Jette Müller vom 3-Meter-Brett sowie Timo Barthel und Jaden Eikermann im Turmspring­en weitere Startplätz­e. Hentschel sicherte zudem noch ein Einzeltick­et vom 3-Meter-Brett. In dieser Disziplin rechnet Bohm auch mit einem weiteren Quotenplat­z durch den 15. Rang von Saskia Oettinghau­s im Halbfinale. Bohm sprach von einer WM mit „vielen Höhen, aber auch vielen Tiefen“.

„Ich bin super erleichter­t.“Schwimmeri­n Isabel Gose über ihre Bronzemeda­ille

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FOTO: IMAGO IMAGES Die Freude über ihre WM-Bronzemeda­ille über 400-Meter-Freistil war Schwimmeri­n Isabel Gose am Sonntag deutlich anzusehen.

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