Leistungszubau reicht nicht aus
Die Entscheidung der SPD/ Grüne/FDP-Bundesregierung, den Bau neuer Gaskraftwerke mit einer Leistung von zehn Gigawatt (GW) anzuschieben, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung – aber nur ein erster.
Zum einen reicht der Leistungszubau von zehn GW bei weitem nicht. Es müssen 24 GW Leistung als Reservekapazität vorgehalten werden, um künftig die Lücke zu schließen, wenn Strom aus Wind und Sonne nicht zur Verfügung steht und alle Kohlekraftwerke abgeschaltet sind. Was heißt, dass noch mehr als doppelt so viele Gaskraftwerke wie die jetzt projizierten erbaut werden müssen. So lange müssen die dann wirklich in die Jahre gekommenen Braun- und Steinkohle-Kraftwerke weiter betrieben werden, um einen Netz-Kollaps zu vermeiden. Zumal der Stromverbrauch allein wegen der angeordneten Verkehrs- und Heizwende hin zu Elektroautos und Wärmepumpen kräftig steigen wird und wir uns den Luxus geleistet haben, sechs Atomkraftwerke abzuschalten.
Offen ist auch noch, wie die Gasturbinen in den Strommarkt eingebunden werden. Wenn sie pro Jahr nur etwa 1000 Stunden laufen, muss ein neuer Marktmechanismus her, der sicherstellt, dass das Vorhalten der Kraftwerke ebenfalls entgolten wird – ähnlich wie bei der Feuerwehr, die auch nicht pro Einsatz bezahlt wird. Auch hier steht die Bundesregierung erst am Anfang.
Außerdem ist noch unklar, woher die gigantischen Erdgas-Mengen herkommen sollen, die in diesen Turbinen verbrannt werden sollen. Die USA haben den Ausbau ihrer Flüssiggas(LNG)-Kapazitäten vorläufig auf Eis gelegt und die Ukraine will ab 2025 kein russisches Gas mehr nach Westeuropa durchleiten. Der geplante Ersatz durch Wasserstoff ist derzeit noch eine Fata Morgana – schön anzusehen, aber nicht real.