Hunderttausende feiern bei Saar-Umzügen
Die saarländische Straßenfastnacht hat mit den traditionellen Rosenmontagszügen ihren Höhepunkt erreicht. In Burbach zog es Hunderttausende Narren auf die Straße, in Neunkirchen mischte sich die Ministerpräsidentin unters Volk.
Bunt, laut und voll wurde es gestern in Burbach. Mit lauter Musik, guter Stimmung und natürlich jeder Menge „Schnäges“zogen die Närrinnen und Narren zum traditionellen Burbacher Rosenmontagsumzug vom Bürgerhaus Rockershausen bis nach Burbach, wo der Umzug am Kreisverkehr „Burbacher Stern“am Nachmittag endete. Dass sogar die Sonne rauskam, sorgte sicherlich mit für den riesigen Besucherandrang, der nicht nur in Burbach bemerkenswert war. Schon ab Rockershausen säumten Tausende die Zugstrecke. Patrick Topp auf dem großen Wagen der Quassler aus Klarenthal freute sich, dass seine 100 Aktiven, die noch im Regen aufgebaut hatten, jetzt mit Sonnenschein belohnt wurden. Und die Dudweiler Büttenrednerin Meiersch Elfriede (Dagmar Montada), die seit 25 Jahren beim Burbacher Umzug mitgeht, war glücklich: „Wir haben ein tolles Publikum ab dem Start. Sowas haben wir selten. Der Zug blieb sogar kurz stecken. Das Wetter stimmt, besser kann man die Tradition hier nicht feiern“, sagte sie. Die Karnevalsgesellschaft „Mir sin do“organisiert den Rosenmontagsumzug in Burbach seit 1967 und lud in diesem Jahr bereits zur 55. Ausgabe.
Dieser Umzug stand unter dem Sessionsmotto „Wandelt sich aach es Klima, die Faasenacht bleibt prima.“Er gilt als größter Umzug in der Region und als einer der größten im südwestdeutschen Raum. Auf 3,5 Kilometern gaben rund 1700 Menschen in 57 Fußgruppen, Wagen, Kapellen, aber auch Majoretts und vieles mehr ihr Bestes, die mehr als 100 000 Zuschauer zu unterhalten. Die Teilnehmer kamen aus der Region, aus Luxemburg, Frankreich und auch der Schweiz. Unter anderem der Musikzug Gersweiler 1957, die KG „Grüne Nelke“Dudweiler, der Club Carna
valesque Herbitzheim, die KG 1955 „Dudweiler Pfaffenkopf“, die Groupe „les Cavaques“, der TV Burbach von 1876, aber auch die KG „M'r sin nit so“, die KG Die Nassauer und „Die Daarler Dabbese“und viele weitere unterstützten den Umzug.
Neu in diesem Jahr war eine Gruppe der Saarland Hurricanes, die die Zuschauer begeisterte. „Insgesamt hatten wir in diesem Jahr neun Neuanmeldungen für den Umzug. Neben den Hurricanes, war das auch eine Gruppe der KVI Fahrschulen und viele private Personen“, erklärte Zugmarschall Sascha Langenfeld von der Karnevalsgesellschaft „Mir sin do“. Langenfeld führte den Umzug nicht selbst an. Eine weitere Besonderheit gab es in diesem Jahr. „Zum ersten Mal ist eine 15-köpfige brasilianische Trommlergruppe dabei. Diese macht Straßenmusik wie in Rio“, so Sascha Langenfeld weiter. Josef Weiß, Präsident der „Mir sin do“, wünschte sich nicht mehr als schönes Wetter, er bekam teils blauen Himmel. Das Publikum freute sich über kiloweise Süßigkeiten, und vor allem die Kinder kamen auf ihre Kosten.
Ein Zug so lang und bunt wie lange nicht mehr – das war am frühen Abend das Fazit von Zugmarschall Friedel Wagner zum Rosenmontagszug in Neunkirchen. Wagner, auch stellvertretender Vorsitzender des
ausrichtenden Neunkircher Karnevals-Ausschusses (NKA), schätzte die Zuschauerzahl auf 100 000 bis 120 000 Menschen. Alles sei ruhig gelaufen. Und auch der Regen habe die Leute nicht vertrieben. Insgesamt 1500 Menschen haben in Fußgruppen, Musikkapellen und auf weit über zehn verschiedenen Wagen in insgesamt 37 Gruppen am Rosenmontagszug in Neunkirchen teilgenommen. Darunter nicht nur die Gruppen der acht Brudervereine des NKA, sondern traditionell auch benachbarte Fastnachtsvereine wie die Dengmerter Narrenzunft, Blau-Weiß Friedrichsthal, die Bexbacher Blätsch und Alleh Hopp Spiesen.
Auch Neunkircher Unternehmen,
Institutionen und Vereine reihen sich traditionell in die närrische Runde ein. Erstmals dabei waren so eine Gruppe des WZB als Schlümpfe und der Lebenshilfe Neunkirchen als Super Mario Figuren. Auch die Sparkasse mit einem großen Fahrzeug und die Zahnarztpraxis Dr. Höhne auf eigenem Lkw und als blauhaarige Zahnfeen verkleidet nahmen erstmals teil. Der VfB Borussia stellte eine große Gruppe unter dem Motto: „Mit Tradition und neuem Schwung, der VfB, der hält uns jung“.
Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger sah sich das Ganze als Häschen verkleidet live an. Sie war Gast auf der Ehrentribüne, auf der auch die Stadtspitze zu finden
war. Dieses Jahr als Piraten, passend dazu, der den Zug anführende Stadtwagen, das Piratenschiff Jörlistho. Drei Guggenmusiken waren im Zug verteilt. Darunter, mit der Guggenmusik Stobblhobblä Forst 1992, die am weitesten angereiste Teilnehmergruppe: Die Musiker kommen aus Donaueschingen. Von den Wagen, allen voran der großen Prinzenwagen des NKA mit dem Prinzenpaar Florian I. und Natascha I., flogen neben tonnenweise Süßigkeiten auch Narrenkappen und Stofftierchen in die Zuschauermenge. Die zeigte sich in ihren bunten Kostümen auch während der Regenphase in bester Stimmung. Da gab es Polonäse-anführende Hühner, Ganzkörper-Hamburger, Kamelreiter, jede Menge Dinosaurier und ganz viele kleine Prinzessinnen, Clowns und Cowboys. Kaum jemand am Straßenrand, der nicht verkleidet war.
Und auch die Teilnehmer hielt das Wetter nicht davon ab, Rad zu schlagen oder Hebefiguren zu präsentieren. Originelle Kostüme bis hin zu den fantastischen Hexenoutfits der erstmals angereisten Pfalz Hexen sorgten für einen kunterbunten Narrenzug von insgesamt 1,5 Kilometern Länge, der quer durch die Neunkircher Innenstadt, von der Hermannstraße bis in die Lindenallee für Stimmung sorgte.