Fischotter samt Nachwuchs fühlt sich im Saarland heimisch
Naturschützer sehen sich bestätigt: Der Fischotter im vergangenen Jahr an der Blies war keine Ausnahme. Er hat hier sogar eine Familie gegründet.
(dpa) Für Hardy Welker vom Naturschutzbund (Nabu) Homburg ist und bleibt es „eine Sensation“: Vor knapp einem Jahr war ihm mit seiner Wildkamera an der Blies in Homburg die Aufnahme eines erwachsenen Fischotters gelungen. Seit dem 19. Jahrhundert galt diese Marder-Art im Saarland als ausgestorben.
Und bei der einen Videoaufnahme blieb es nicht: „Wir hatten insgesamt acht Sichtungen – das ist enorm viel für ein Tier, das unheimlich scheu ist und nicht umsonst von OtterSpottern in anderen Bundesländern oft als Geist bezeichnet wird“, sagt der stellvertretende Nabu-Vorsitzende.
Was ihn nach wie vor besonders begeistere, sei die Tatsache, dass es sich seiner Einschätzung nach nicht nur um beide Geschlechter handelte, die er vor die Linse bekommen bekam, sondern sogar ein Jungtier ausgemacht werden konnte. „Das bedeutet, dass sich der Fischotter hier angesiedelt und Nachwuchs bekommen hat.“
Bestätigt sieht er sich durch KotAuswertungen des Senckenberg-Instituts in Frankfurt. Wie ein Sprecher des saarländischen Umweltministeriums mitteilte, handle es sich demnach um zwei Tiere, die laut DNA-Probe vom Herbst „ein enges Verwandtschaftsverhältnis haben: adult und juvenil“.
„Wir schließen mutig daraus, dass es Mutter und Sohn sein könnten, sind aber vorsichtig“, so Michael Altmoos vom Zentrum für Biodokumentation. Auch, was die Herkunft der Tiere und ihre Verbreitung angeht. „Woher sie kommen, wissen wir nicht“, sagte er. Es sei reine Spekulation, ob sie hergewandert seien – was er für wahrscheinlich halte – oder ob sie jemand hergebracht habe. „Jedenfalls sind sie da, genetisch sind sie markiert, mehr wissen wir nicht.“
Laut Welker könnte das Weibchen aus der Ardèche-Region in Südfrankreich stammen, von dem zweiten Tier habe es noch keine Gendatenbankverwertung gegeben. „Das zeigt eindeutig, dass es Nachwuchs ist, der hier zur Welt gekommen ist. Das kann man nicht leugnen“, ist er überzeugt.
Ein durchreisendes Tier lege zwar mühelos 40 Kilometer in der Nacht zurück. Junge Otter seien jedoch Nesthocker: „Nie und nimmer sind die zugereist“, sagt Altmoos daher. „Für mich ist das ganz klar der Beweis, dass zumindest das Muttertier hier in einem größeren Revier lebt.“Und sie hatte nach Altmoos Ansicht Nachkommen, von denen mindestens eines überlebt habe.
Laut Ministerium beobachtet man jetzt, ob der Otter dauerhaft an der Blies lebt. „Das Umweltministerium ist vorbereitet“, sagt Sprecher Matthias Jöran Berntsen. Man habe eine Arbeitsgruppe koordiniert, die aus Experten von Naturwacht, Nabu, Fischerei, Landesumweltamt und dem Ministerium selbst bestehe. So könne man sich austauschen und reagieren. Auch wolle man sich nun mit einem Fischotter-Projekt in Rheinland-Pfalz vernetzen, so Altmoos. „Wir bleiben dran“, betont er. Auch wenn es nicht möglich sei, flächendeckend Kameras aufzustellen oder rund um die Uhr zu beobachten. Dieser Aufwand sei nicht zu leisten. Den letzten belegten Nachweis über eine Kamera habe man im November erhalten.
Im Gegensatz zum Nabu will Altmoos die Entdeckungen des letzten Jahres jedoch nicht als Sensation bezeichnen: „Es ist eher eine positive Überraschung gewesen. Aber als Naturschutzbiologen mit Herz und
Verstand freuen wir uns natürlich.“Nun werde man weiter beobachten, ob sich hier eine Population aufbaue. „Wir wissen es nicht. Es ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich“, so seine Einschätzung.
Wichtig sei, dass der Lebensraum stimme und theoretisch auch von einer Art erreicht werden könne. „Wir jagen da jetzt nicht jeder Meldung hinterher, die ist gar nicht so entscheidend“, sagt der Biologe. Bedeutender sei der funktionale Gedanke und den Fischotter sowie den Biber auch bei jedem Vorhaben zu berücksichtigen.
„Das verhindert aber nicht automatisch eine Planung“, sagte er mit Blick auf die künftige Umgehungsstraße B423n. Eine Straße durch eine Aue sei immer ein Problem: „Das ist schwerwiegend und nicht schönzureden. Aber mit den Arten kann man umgehen.“Eine Planung ließe sich so gestalten, dass sie mit den Tieren kompatibel sei.