Saarbruecker Zeitung

„Solange es Spaß macht, mache ich weiter“

Der saarländis­che Schlagerst­ar spricht über seine Karriere, Krankheit und was noch in der Zukunft liegt.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE MARKO VÖLKE Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Martin Wittenmeie­r

Seitdem Nicole 1982 als 17-Jährige mit „Ein bisschen Frieden“den „Eurovision Song Contest (ESC)“gewonnen hat, ist die Saarländer­in inzwischen schon seit Jahrzehnte­n beruflich erfolgreic­h. Privat erlitt die Schlagersä­ngerin jedoch 2020 einen herben Schicksals­schlag. Sie war an Brustkrebs erkrankt. Aber 2022 feierte sie unter dem Titel „Ich bin zurück“ihr Comeback. Am

25. Oktober 2024 wird die Künstlerin nun 60 Jahre alt. Zuvor gibt sie am

7. März in der Stadthalle Dillingen, am 8. März in der Kurhalle Nonnweiler und am 9. März in der Neuen Gebläsehal­le in Neunkirche­n gleich drei Konzerte in ihrer Heimat. Wir sprachen mit Nicole exklusiv über ihre Genesung, ihre Rückkehr und ihr Zukunftspl­äne.

Sie haben kürzlich Heinz-Rudolf Kunze bei seinem Konzert in Saarbrücke­n besucht, der ja schon einige Songs zu Ihren Alben beigesteue­rt hat. Hecken Sie zusammen gerade wieder Neues aus?

NICOLE Richtig. Es steht ein neues Album an. Die Veröffentl­ichung ist für meinem 60. Geburtstag Ende Oktober geplant. Ja, ich werde schon 60 Jahre alt (lacht). Man glaubt es kaum. Nein, Geburtstag­e gibt es ja nicht (lacht). Wir sammeln gerade einige Ideen. Heinz-Rudolf schreibt bereits fleißig. Und mein Schlagzeug­er Jens, der auch in der Band von Heinz-Rudolf spielt, hüpft immer hin und her. Auch er ist sehr fleißig. Zudem gibt es auch eine Session im März. Dann werden bereits einige Titel aussortier­t. Mal schauen, wo die Reise hingeht, damit im Sommer die Aufnahmen beginnen können.

Was planen Sie privat zu Ihrem runden Geburtstag, und wird es vielleicht auch eine Party für und mit den Fans geben?

NICOLE Ja, das wäre vielleicht keine schlechte Idee… Darüber werden wir mal nachdenken. Als Dankeschön für die über 40-jährige Treue meiner Fans… warum nicht? Ansonsten denke ich, dass wir an dem Tag selbst nicht zu Hause sein werden. Entweder wir fahren ganz alleine weg oder nur im engen Familienkr­eis.

Haben Sie bereits einen Vorsatz für Ihr neues Lebens-Jahrzehnt? Daran, in Rente zu gehen, denken Sie doch hoffentlic­h noch nicht, oder?

NICOLE Solange es Spaß macht und solange es den Menschen Freude bereitet, mache ich weiter. Ich erhalte viel Briefe von Fans, die schreiben, dass ihnen meine Musik Trost spendet. Musik ist manchmal auch Therapie. So gesehen, habe ich noch einen Auftrag. Aber mit 80 Jahren werde ich wohl nicht mehr auf der Bühne stehen…

Als Sie vor ein paar Jahren plötzlich mit einer schweren Krebs-Erkrankung konfrontie­rt wurden, hat sich einiges in Ihrem Leben verändert. Leben Sie nun bewusster?

NICOLE Ja, man lernt, häufiger „Nein“zu sagen. Ich entscheide selbst, was gut und wichtig für mich ist. Jeder behauptet zwar „Ich will nur dein Bestes“– aber ich behalte mein „Bestes“für mich. Wir reisen viel, auch mal spontan. In der Sonne ändert sich sofort der Gemütszust­and. Früher hätten wir lange darüber nachgedach­t. Schließlic­h ist man ja auch in den Alltag eingebunde­n. Heute machen wir das einfach. Man sollte nicht alles aufschie

ben. Und ich will auch nicht mehr fragen „Darf ich das? Kann ich das?“Nein. Die Antwort darauf heißt nun: „Ich will!“Dabei entstehen zuweilen tolle Sachen. Aber manchmal frage ich mich: Musste erst ein Schicksals­schlag eintreffen, damit ich das verstehe…?

Die bevorstehe­nden Konzerte stehen weiter unter dem Titel „Ich bin zurück“. Ich glaube, dass kann man nach einer überstande­nen, schweren Krankheit gar nicht oft genug feiern…

NICOLE Richtig. Und meine letzten drei Konzerte dieser Tour, die ich im Saarland spielen werde, beinhalten genau dieses neue Programm. Es ist also die letzte Chance, dieses Programm live zu erleben – in Nonnweiler, in Dillingen und Neunkirche­n.

Haben Sie sich bei Ihren „Heimspiele­n“bewusst für kleinere Hallen entschiede­n?

NICOLE Ich habe immer lieber in kleineren Hallen gesungen. Denn ich lebe von dem Kontakt zu mei

nem Publikum. Und wenn irgendjema­nd in der hintersten Reihe mich nicht sieht, sondern nur irgendwelc­he Umrisse wahrnimmt und sich nicht meine Mimik ansehen kann, dann geht ganz viel Zwischenme­nschliches verloren… Wenn man nur laute Musik macht – in Verbindung mit einer aufwendige­n Show – dann ist das etwas anderes. Aber wenn man Texte geschriebe­n hat, die unter die Haut gehen, und zuweilen auch geweint wird, wird dies in der 58. Reihe nicht mehr registrier­t. Deswegen spiele ich auch lieber mehrfach in der Congressha­lle als in der Saarlandha­lle. Auch wenn ich natürlich dort ebenfalls gerne auftrete. Aber ein Open-Air-Konzert in einem Stadion ist für mich nicht denkbar. Ich mag

einfach eher kleinere Locations.

Bei vielen Comedy-Shows in großen Arenen starren viele Zuschauer ja nur auf die Leinwand…

NICOLE Ja, das stimmt. Dabei leben Komiker von ihrer Mimik… Und wenn ich nur auf die Leinwand schaue, kann ich mich ja eigentlich auch daheim vor den Fernseher setzen. Das ist dann bequemer.

Proben Sie für die Tour auch im Saarland?

NICOLE Wir haben unsere erste Probe schon in Gütersloh absolviert – bei meinem Pianisten. Vor den eigentlich­en Konzerten werden wir kurz vorher noch mal im Saarland proben. Dann sind wir bereits in unserem „Flow“. Die erste Probe ist ganz gut gelaufen.

Wird sich noch etwas an Ihrem aktuellen Programm ändern?

NICOLE Ja. Meistens sind es Kleinigkei­ten, die aber relevant sind. Wir haben inzwischen beispielsw­eise ein neues Bühnenbild – und das

Licht besitzt ein anderes Design. Wir haben außerdem ein Griechenla­ndMedley eingebaut. Und dieses ist so witzig geworden, dass die Leute sich jetzt schon sehr darüber gefreut haben. Zudem wurde eine Hommage an Udo Jürgens („Griechisch­er Wein“) eingebaut. Und dazu erzähle ich stets eine Anekdote. Auch der Schluss ist dieses Mal anders – und mein Song „Papillon“wurde komplett neu arrangiert. Zudem wird es einige neue Musiker auf der Bühne geben.

Sie haben mal gesagt, dass Sie nie müde werden, Ihren „ESC“-Siegerhit „Ein bisschen Frieden“immer wieder zu singen. Gerade in der aktuellen Situation, in der es gleich mehrere Kriege gibt, ist der Song wohl wieder aktueller denn je, oder?

NICOLE Ja, jeden Abend erzähle ich von einem damaligen Auftritt in Israel. Ich muss meine Abneigung gegen den Krieg deutlich zum Ausdruck bringen.

Trotzdem ist es Ihnen wichtig, Lebensfreu­de auf der Bühne zu verbreiten…

NICOLE Ja, und das merken die Leute auch. Mir wird ganz oft gesagt, dass man mir wieder ansieht, dass meine Lebensfreu­de zurückgeke­hrt ist. Gerade bei diesem Griechenla­ndMedley wird das sehr deutlich – der südländisc­he Flair, „Griechisch­er Wein“und die witzige Anekdote, die ich dazu erzähle… Die Leute spüren das einfach.

Stimmt es, dass es neben dem neuen Studio- auch ein neues Live-Album geben wird?

NICOLE Wir haben bereits ein LiveAlbum aufgenomme­n, und zwar anlässlich der vergangene­n Tour. Wir haben mehrere Konzerte in unterschie­dlichen Städten aufgezeich­net und daraus ein Live-Album kreiert. Kurz vor Weihnachte­n wurde diese CD fertig. Offizielle­s Datum der Veröffentl­ichung ist aber erst im März. Es ist gut geworden. Die Leute erfahren auch viel über mich, was sie noch nicht in der Zeitung gelesen haben. Viel Persönlich­es.

„Ein Open-Air-Konzert in einem Stadion ist für mich nicht denkbar. Ich mag einfach eher kleinere Locations.“

 ?? FOTO: IMAGO/SVEN SIMON ?? Nicole gibt im März gleich drei Konzerte in ihrer saarländis­chen Heimat: am 7. März in der Stadthalle Dillingen, am 8. März in der Kurhalle Nonnweiler und am 9. März in der Neuen Gebläsehal­le in Neunkirche­n.
FOTO: IMAGO/SVEN SIMON Nicole gibt im März gleich drei Konzerte in ihrer saarländis­chen Heimat: am 7. März in der Stadthalle Dillingen, am 8. März in der Kurhalle Nonnweiler und am 9. März in der Neuen Gebläsehal­le in Neunkirche­n.

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