Diese Kunst ist seit 45 Jahren in Stein gemeißelt
Mancher Stein auf dem St. Johanner Markt verdient einen zweiten Blick. Für ihn kamen einst viele Künstlerinnen und Künstler nach Saarbrücken.
Milena Lah war eine international renommierte Bildhauerin. Die Künstlerin, die 1920 in Slowenien geboren wurde und im Jahr 2003 starb, war eine der Teilnehmerinnen des Bildhauersymposions, das 1978 auf dem St. Johanner Markt stattgefunden hat.
Für die Umgestaltung des Marktplatzes und der umliegenden Gassen in eine große Fußgängerzone war es dem Bildhauer Paul Schneider, dem Kulturamt der Landeshauptstadt und der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler e.V. gelungen, renommierte internationale und saarländische Bildhauer einzuladen, um an Ort und Stelle Steinskulpturen zu erschaffen. 17 Skulpturen sind so entstanden, die aber seither nicht nur die Fußgängerzone künstlerisch gestalten, sondern auch als Abgrenzung zu den nicht zu befahrenden Flächen dienen.
Die meisten der entstandenen Skulpturen haben keine große Höhe, denn sie sollten neben dem Abgrenzen und Anfassen auch zum Sitzen oder Anlehnen einladen. So auch die beiden Skulpturen von Milena Lah. Neben der großen, namenlosen, schwarzen Granitskulptur auf dem Markt, die in dieser Serie bereits vorgestellt wurde, stammt auch ein kleinerer Stein aus grauem Granit in der Türkenstraße von ihr.
Wie bei vielen der damals entstandenen Skulpturen ist auch dieser Stein künstlerisch ausdrucksvoll gestaltet, gleichzeitig erkennt man aber noch Beschaffenheit, Farbe und Oberfläche des ursprünglichen Materials. Milena Lah hat hier alle Kanten des Steins abgerundet, die
Oberfläche ist geglättet.
Das Besondere dieser Skulptur ist, dass die Bildhauerin den Stein an den Seiten eingekerbt hat. Diese Kerben sind recht tief, plastisch herausgearbeitet und ähnlich wie bei einem Regenbogen übereinanderliegend angeordnet. Da sie stark abgerundet ausgebildet wurden, wirken sie wie dicke Wülste. Diese Kerben verlaufen jeweils über zwei Seiten des Steins und bilden so ein wellenförmiges Muster, das an den unterschiedlichen Seiten der Skulptur zu verschiedenen Ansichten führt. Diese ungegenständliche Skulptur, die noch an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort steht, ist ein markantes Werk, das sich auch heute noch in einem guten Zustand befindet.
Milena Lah studierte ab 1945 an der Kunstakademie in Zagreb, machte 1949 ihr Diplom. In den 1950erJahren führten sie mehrere Studienund Arbeitsaufenthalte nach Italien und Frankreich. Ab den 1960er-Jahren nahm sie an verschiedenen internationalen Bildhauersymposien teil. Das Besondere dieser Symposien ist bis heute, dass die Bildhauer nicht in einem Atelier, sondern an ungewöhnlichen Orten unter freiem Himmel zusammenkommen, um gemeinsam Skulpturen zu entwerfen, zu besprechen und zu gestalten – so wie hier am St. Johanner Markt.