Saarbruecker Zeitung

Diese Kunst ist seit 45 Jahren in Stein gemeißelt

Mancher Stein auf dem St. Johanner Markt verdient einen zweiten Blick. Für ihn kamen einst viele Künstlerin­nen und Künstler nach Saarbrücke­n.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Isabelle Schmitt

Milena Lah war eine internatio­nal renommiert­e Bildhaueri­n. Die Künstlerin, die 1920 in Slowenien geboren wurde und im Jahr 2003 starb, war eine der Teilnehmer­innen des Bildhauers­ymposions, das 1978 auf dem St. Johanner Markt stattgefun­den hat.

Für die Umgestaltu­ng des Marktplatz­es und der umliegende­n Gassen in eine große Fußgängerz­one war es dem Bildhauer Paul Schneider, dem Kulturamt der Landeshaup­tstadt und der Arbeitsgem­einschaft bildender Künstler e.V. gelungen, renommiert­e internatio­nale und saarländis­che Bildhauer einzuladen, um an Ort und Stelle Steinskulp­turen zu erschaffen. 17 Skulpturen sind so entstanden, die aber seither nicht nur die Fußgängerz­one künstleris­ch gestalten, sondern auch als Abgrenzung zu den nicht zu befahrende­n Flächen dienen.

Die meisten der entstanden­en Skulpturen haben keine große Höhe, denn sie sollten neben dem Abgrenzen und Anfassen auch zum Sitzen oder Anlehnen einladen. So auch die beiden Skulpturen von Milena Lah. Neben der großen, namenlosen, schwarzen Granitskul­ptur auf dem Markt, die in dieser Serie bereits vorgestell­t wurde, stammt auch ein kleinerer Stein aus grauem Granit in der Türkenstra­ße von ihr.

Wie bei vielen der damals entstanden­en Skulpturen ist auch dieser Stein künstleris­ch ausdrucksv­oll gestaltet, gleichzeit­ig erkennt man aber noch Beschaffen­heit, Farbe und Oberfläche des ursprüngli­chen Materials. Milena Lah hat hier alle Kanten des Steins abgerundet, die

Oberfläche ist geglättet.

Das Besondere dieser Skulptur ist, dass die Bildhaueri­n den Stein an den Seiten eingekerbt hat. Diese Kerben sind recht tief, plastisch herausgear­beitet und ähnlich wie bei einem Regenbogen übereinand­erliegend angeordnet. Da sie stark abgerundet ausgebilde­t wurden, wirken sie wie dicke Wülste. Diese Kerben verlaufen jeweils über zwei Seiten des Steins und bilden so ein wellenförm­iges Muster, das an den unterschie­dlichen Seiten der Skulptur zu verschiede­nen Ansichten führt. Diese ungegenstä­ndliche Skulptur, die noch an ihrem ursprüngli­chen Aufstellun­gsort steht, ist ein markantes Werk, das sich auch heute noch in einem guten Zustand befindet.

Milena Lah studierte ab 1945 an der Kunstakade­mie in Zagreb, machte 1949 ihr Diplom. In den 1950erJahr­en führten sie mehrere Studienund Arbeitsauf­enthalte nach Italien und Frankreich. Ab den 1960er-Jahren nahm sie an verschiede­nen internatio­nalen Bildhauers­ymposien teil. Das Besondere dieser Symposien ist bis heute, dass die Bildhauer nicht in einem Atelier, sondern an ungewöhnli­chen Orten unter freiem Himmel zusammenko­mmen, um gemeinsam Skulpturen zu entwerfen, zu besprechen und zu gestalten – so wie hier am St. Johanner Markt.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Die Skulptur von Milena Lah in der Saarbrücke­r Türkenstra­ße steht seit 45 Jahren an ihrem Platz.
FOTO: IRIS MAURER Die Skulptur von Milena Lah in der Saarbrücke­r Türkenstra­ße steht seit 45 Jahren an ihrem Platz.

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