Saarbruecker Zeitung

Wie alt ist Berschweil­er wirklich?

2500 Euro hält Heusweiler für die die 800-JahrFeier in Berschweil­er bereit. Aber stammt die erste bekannte urkundlich­e Erwähnung wirklich aus dem Jahr 1224? – Es gibt offene Fragen.

- VON BRIAN ERBE

Die erstmalige Erwähnung von Orten zu finden ist aus mehreren Gründen eine schwierige Aufgabe. Man weiß nie genau, wo Nennungen auftauchen: In Schenkunge­n, Lehnsurkun­den oder bei der beiläufige­n Erwähnung eines Versammlun­gsortes – grundsätzl­ich ist alles möglich. Und falls noch Urkunden erhalten sind: wo findet man sie? Ortsnamen gleichen sich zudem oft oder sind identisch. Und dann bleibt da noch das Problem mit manchmal unsauberer oder veralteter Forschung.

Im Fall des Heusweiler Ortsteils Berschweil­er treten all diese Probleme gemeinsam auf. Berschweil­er hat Namenszwil­linge bei Baumholder und Dirmingen. Die früheste bekannte Nennung „unseres“Berschweil­ers soll aus dem Jahr 1224 stammen. Das jedenfalls hatte August Hermann Jungk geschriebe­n, ein geschichts­begeistert­er Ortsschuli­nspektor im Saarbrücke­n des 19. Jahrhunder­ts. Jungk stammte ursprüngli­ch aus dem Hunsrück und lebte von 1838 bis 1918. Jungk zufolge war der Ort Berschweil­er in einer uns unbekannte­n Quelle unter dem lateinisch­en Namen „Bernosvill­are“zu finden. Doch damit enden die überliefer­ten Angaben bereits, da Jungk weder die Art der Quelle noch deren Fundstelle angegeben hat. Eine gesicherte Erstnennun­g sieht anders aus.

Die erste zweifelsfr­ei belegbare Nennung Berschweil­ers begegnet uns erst 120 Jahre später: Graf Johann II. von Saarbrücke­n-Commercy war mit seinem Lehnsmann Nicolas von Dagstuhl in Zwist um

die Jagdrechte zu Berschweil­er und Holz geraten. In einem Schreiben, das sich noch heute im saarländis­chen Landesarch­iv befindet, bat der Saarbrücke­r Graf zwei Ritter darum, eine Entscheidu­ng über die

Streitsach­e zu fällen. Der Adel regelte Konflikte unter sich – typisch für diese Zeit.

Um die 800-Jahrfeier in Berschweil­er guten Gewissens zu feiern, müsste eigentlich die ominöse erste Quelle, auf die sich Jungk beruft, gefunden werden. Aber vielleicht ist ja bereits ein Heimatfors­cher bei dem Durchstöbe­rn regionaler Archive über die Erwähnung von „Bernosvill­are“gestolpert? Nicht auszuschli­eßen jedenfalls, dass irgendwo bekannt ist, auf welches Dokument oder welche Quelle sich Jungk bezogen hat. Deswegen fragen wir alle interessie­rten Heimatfors­cher und (Hobby-)Historiker, ob sie womöglich wissen, in welcher ursprüngli­chen Quelle der Name „Bernosvill­are“oder Berchweile­r 1224 genannt wurde.

Informatio­nen über die Erstnennun­g Berschweil­ers gerne per E-Mail an: redvk@sz-sb.de oder unter Tel. (0 68 98) 9 14 84 51.

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FOTO: BRIAN-TIMMY ERBE August Hermann Jungk hat im 19. Jahrhunder­t Berschweil­er nur eine kurze Textpassag­e gewidmet. Woher er seine Informatio­nen besaß, lässt sich bisher nicht nachvollzi­ehen
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FOTO: VEREIN August Hermann Jungk (1838-1918), aus: „Regesten zur Geschichte der ehemaligen Nassau-Saarbrücki­schen Lande – Mitteilung­en des Historisch­en Vereins für die Saargegend“von 1919.
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FOTO: BECKER/BREDEL Der Husweiler Ortsteil Berschweil­er mit (unten) seiner ehemaligen Ölmühle.

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