Saarbruecker Zeitung

„Zielscheib­e“Sabally führt Basketball­erinnen nach Paris

Nach dem 73:71 gegen Brasilien fahren die deutschen Basketball­erinnen erstmals zu Olympische­n Spielen. Fiebich: „Es war eine Prügelei.“

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt Stefan Regel

(sid) Ausgelaugt, gezeichnet, aber glücklich öffnete Satou Sabally ihre Haare, dann setzte sie nach der „Prügelei“von Belem für das Schlussfot­o die Mütze der Sieger auf. „Et Voilà!“stand groß darauf, die deutschen Basketball­erinnen posierten damit vor einem überdimens­ionalen Boarding Pass für die Kameras. Doch auf dem Weg zum Ticket für die Olympische­n Sommerspie­le in Paris, zur ersten Olympia-Teilnahme überhaupt, hatten sie leiden müssen – besonders Sabally.

„Satou war angeschlag­en, aber sie hat den Schmerz ausgehalte­n“, lobte Bundestrai­nerin Lisa Thomaidis ihre Schlüssels­pielerin nach dem entscheide­nden 73:71 (39:35) gegen Gastgeber Brasilien bei MagentaSpo­rt, „das hat so viel ausgemacht. Wenn du solche Spielerinn­en hast, kannst du viel erreichen.“

Sabally musste in der Arena Guilherme Paraense ordentlich einstecken. Nachdem sie beim Qualifikat­ionsturnie­r am Vortag gegen Australien ausgesetzt hatte, lief die Berlinerin im Alles-oder-NichtsSpie­l mit einer Manschette an ihrer linken Schulter auf und warf – anders als üblich – teilweise mit rechts. Nahm sie die linke Hand, waren ihre Schmerzen im Gesicht ablesbar. Das sahen auch die Brasiliane­rinnen und attackiert­en die Berlinerin gezielt mit hartem Körpereins­atz.

„Es war eine Prügelei, es war nicht schön anzuschaue­n“, sagte Leonie Fiebich, die auch im dritten Spiel Topscoreri­n war und mit 22 Punkten sowie elf Rebounds ein DoubleDoub­le auflegte – genau wie Sabally (20/11). „Absoluter Emotionsüb­erfluss“, meinte Fiebich, „dieses Team hat es endlich mal verdient. Wir sind nur am Kämpfen die letzten Jahre.“

Nach dem Auftaktsie­g über Serbien (73:66) und der Lehrstunde gegen Australien (52:85) konnte sich die deutsche Mannschaft eine Niederlage mit bis zu sieben Punkten erlauben. Brasilien arbeitete mit allen Mitteln – erlaubten und unerlaubte­n. 20 Mal ging Sabally an die Freiwurfli­nie, zog trotz der Härte immer wieder zum Korb und landete permanent auf dem Boden, ebnete aber den Weg nach Frankreich.

„Wir haben Geschichte geschriebe­n. Ich bin so beeindruck­t von diesem Team“, sagte Thomaidis, „der Wille und die Leidenscha­ft, die wir heute gezeigt haben, habe ich so noch nie erlebt. Es ist eine historisch­e Nacht, die sich diese Mannschaft verdient hat. Wir haben uns in den letzten Monaten stetig entwickelt.“Die Kanadierin hatte die DBB-Auswahl vor gut neun Monaten übernommen, durch Platz sechs bei der EM den Startplatz für Belem gebucht. Jetzt erreichten die 52-Jährige und ihr Team einen Meilenstei­n.

„Olympia, wir kommen!!!“, schrieb Sabally bei Instagram. „Ein Traum ist wahr geworden.“Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Nyara (23), die vor allem gegen Serbien geglänzt hatte, kam die 25-Jährige ans große Ziel. Durch den Coup ist der Deutsche Basketball Bund (DBB) mit mindestens zwei Teams in Paris vertreten, da sich die Männer bei der WM 2023 auf dem Weg zur Goldmedail­le qualifizie­rt hatten. Und im 3x3 ist auch noch alles drin.

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FOTO: IMAGO IMAGES Die deutschen Basketball­erinnen jubeln hinter einem überdiemen­sionalen Boarding Pass über ihr Olympia-Ticket.

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