Saarbruecker Zeitung

Kenia trauert um sein größtes Juwel

Marathon-Weltrekord­ler Kelvin Kiptum stirbt bei einem Autounfall im Alter von nur 24 Jahren.

- VON EVA KRAFCZYK, JÖRG SOLDWISCH UND FLORIAN LÜTTICKE

(dpa) Der Tod von Marathon-Weltrekord­ler Kelvin Kiptum nach einem Autounfall hat große Bestürzung in der Sportwelt ausgelöst. Er sei „zutiefst traurig über den tragischen Tod“seines Landsmanne­s und Rivalen, schrieb LaufIkone Eliud Kipchoge auf seinen Social-Media-Kanälen. Kiptum sei ein Athlet gewesen, „der ein ganzes Leben vor sich hatte, um eine unglaublic­he Größe zu erreichen“. Kiptum war zugetraut worden, als erster Mensch einen Marathon unter der magischen Zwei-Stunden-Marke zu absolviere­n. Am späten Sonntagabe­nd starb der Kenianer bei einem Autounfall in seinem Heimatland im Alter von nur 24 Jahren.

„Ein unglaublic­her Athlet hinterläss­t ein unglaublic­hes Vermächtni­s, wir werden ihn sehr vermissen“, sagte der Leichtathl­etik-Weltverban­dspräsiden­t Sebastian Coe in einer Mitteilung. Auch Präsident Thomas Bach vom Internatio­nalen Olympische­n Komitee zeigte sich tief erschütter­t: „Wir hatten uns darauf gefreut, bei den Olympische­n Spielen in Paris zu sehen, was der schnellste Marathonlä­ufer der Welt erreichen könnte.“Der kenianisch­e Sportminis­ter Ababu Namwamba schrieb bei X, vormals Twitter: „Kenia hat ein besonderes Juwel verloren.“Die Regierung des ostafrikan­ischen Landes wolle mit Kiptums Familie die Details der Beisetzung besprechen und den

Läufer als Nationalhe­lden würdigen, kündigte Namwamba an. Für den viermalige­n Olympiasie­ger Mo Farah war Kiptum mit einem „besonderen Talent“gesegnet, „und ich habe keinen Zweifel, dass er eine unglaublic­he Karriere gehabt hätte“.

Kiptum hatte vor gut vier Monaten die Marathon-Welt quasi aus den Angeln gehoben. Beim Chicago-Marathon, seinem erst dritten offizielle­n Rennen über die 42,195 Kilometer, hatte er mit einer sensatione­llen Weltrekord­zeit von

„Ein unglaublic­her Athlet hinterläss­t ein unglaublic­hes Vermächtni­s.“Sebastian Coe Leichtathl­etik-Weltverban­dspräsiden­t

2:00:35 Stunden gewonnen. Dabei hatte er die vorige Bestmarke von Kipchoge um satte 34 Sekunden unterboten. Kiptum war als erster Mensch einen Marathon unter 2:01 Stunden gelaufen und hatte damit selbst Experten überrascht. Erst im Alter von 13 Jahren hatte er nach Angaben des Weltverban­des mit dem Laufsport begonnen.

Anders als Kipchoge hatte er sich seine Wettkampfh­ärte nicht erst über viele Jahre auf der Tartanbahn geholt, sondern gleich eine Marathon-Karriere gestartet. Und das auf Anhieb mit großem Erfolg. In Valencia war Kiptum im Dezember 2022 einen inoffiziel­len Debüt-Weltrekord von 2:01:53 Stunden gelaufen,

dann gewann er sensatione­ll den London-Marathon in 2:01:25 Stunden. Der Wunderläuf­er hatte danach direkt angekündig­t, dass er den Weltrekord angreifen möchte. Das setzte er dann am 8. Oktober in Chicago erfolgreic­h in die Tat um.

Im April wollte er in Rotterdam seinen ersten Marathon seit dem Rekordlauf absolviere­n, doch dazu

wird es nun nicht mehr kommen. Kiptum saß nach Polizeiang­aben am Steuer des Wagens, der gegen 23 Uhr Ortszeit in Kaptaget im südwestlic­hen Hochland Kenias von der Straße abkam – einer Region, in der viele kenianisch­e Langstreck­enläufer trainieren. In dem Fahrzeug saßen außerdem Kiptums aus Ruanda stammender Trainer Garvais

Hakizimana sowie eine Begleiteri­n. Hakizimana starb ebenfalls, die Frau wurde nach Polizeiang­aben schwer verletzt. Es habe keine weiteren beteiligte­n Fahrzeuge gegeben.

Nach ersten Ermittlung­en hatte Kiptum die Kontrolle über das Fahrzeug verloren, kam von der Straße ab und kollidiert­e mit einem Baum, ehe der Wagen 60 Meter weiter in

einem Graben landete, zitierte die Zeitung „Daily Nation“den zuständige­n Polizeiver­treter Peter Mulinge. Nach einem Bericht der Zeitung „The Star“hätten mehrere Top-Athleten das Krankenhau­s aufgesucht, in das Kiptums Leiche nach dem Unfall zwischenze­itlich gebracht worden war, um sich dort von ihm zu verabschie­den.

 ?? FOTO: MESLAR/CHICAGO TRIBUNE VIA AP/DPA ?? Kelvin Kiptum schrieb am 8. Oktober des vergangene­n Jahres Sportgesch­ichte. Der Kenianer lief beim Chicago-Marathon, seinem erst dritten Start über diese Distanz, als erster Mensch die 42,195 Kilometer unter 2:01 Stunden.
FOTO: MESLAR/CHICAGO TRIBUNE VIA AP/DPA Kelvin Kiptum schrieb am 8. Oktober des vergangene­n Jahres Sportgesch­ichte. Der Kenianer lief beim Chicago-Marathon, seinem erst dritten Start über diese Distanz, als erster Mensch die 42,195 Kilometer unter 2:01 Stunden.

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