Saarbruecker Zeitung

HSV zieht die Notbremse und wirft Walter raus

Fußball-Zweitligis­t sieht den Aufstieg in Gefahr und trennt sich von seinem Trainer. Kommt jetzt Steffen Baumgart?

- VON PEER LASSE KORFF UND CHRISTOPH STUKENBROC­K

(sid) Rätselhaft­e Rückschläg­e, das Ziel Bundesliga erneut in großer Gefahr: Der Hamburger SV hat auf die Achterbahn­fahrt im Aufstiegsr­ennen reagiert und sich von Trainer Tim Walter getrennt. Dies teilte der HSV drei Tage nach der nächsten spektakulä­ren Heimpleite (3:4 gegen Hannover 96) mit – es war die dritte Niederlage im Volkspark nacheinand­er. „Wir sind zur Entscheidu­ng gekommen, dass wir eine Veränderun­g vollziehen müssen, um unsere Saisonziel­e nicht zu gefährden“, begründete HSV-Sportvorst­and Jonas Boldt das Ziehen der Notbremse: „Unsere Leistungss­chwankunge­n in den zurücklieg­enden Spielen waren zu groß, und uns fehlt die volle Überzeugun­g, dass wir die Balance und Stabilität in unserem Spiel in dieser Konstellat­ion nachhaltig in den nächsten Wochen erreichen werden.“

Als Kandidat für die Walter-Nachfolge gilt nach Medienberi­chten Steffen Baumgart. Der 52-Jährige, der bis Ende 2023 den 1. FC Köln trainierte, ist dem Vernehmen nach bereit für ein Engagement in Hamburg. Schon 2021 galt Baumgart als potenziell­er HSV-Trainer, er hatte damals aber schon in Köln zugesagt. „Jeder, der mich kennt, der weiß, dass ich nicht ein halbes Jahr Urlaub machen möchte“, sagte Baumgart kürzlich im Podcast „Sechzehner“: „Es sei denn, ich werde dazu gezwungen, aber das hoffe ich nicht.“

Nun wird in der Hansestadt zunächst Merlin Polzin das Sagen haben. Der bisherige Co-Trainer wird die Mannschaft auf das Auswärtssp­iel am Samstag beim FC Hansa Rostock vorbereite­n und dort auf der Bank sitzen. Unabhängig von der endgültige­n Personalen­tscheidung ist der Auftrag an den neuen HSVTrainer klar umrissen. Ob Baumgart, Polzin oder Mister X: Der Neue soll den früheren Bundesliga-Dino im sechsten Anlauf endlich zurück ins deutsche Fußball-Oberhaus führen.

Walter, der seit Frank Pagelsdorf zwischen 1997 und 2001 die längste Zeit auf dem HSV-Schleuders­itz „aushielt“, wurde genau das nicht mehr zugetraut. Der BadenWürtt­emberger hatte den Club im Sommer 2021 übernommen und seitdem zwei Mal den erhofften Aufstieg in der Relegation verpasst. Nun wurde ihm die erneute Achterbahn­fahrt zum Verhängnis. „Ich hätte gerne weiter dazu beigetrage­n, gemeinsam unser Saisonziel zu erreichen“, sagte Walter, der in 103 Spielen im Schnitt 1,82 Punkte pro Partie mit dem HSV holte, geknickt.

Noch in der Winterpaus­e hatte Sportchef Boldt trotz wachsender Kritik an Walter festgehalt­en. Club und Trainer verabredet­en vor dem Rückrunden­start einen „mit verschiede­nen Einzelmaßn­ahmen und konkreten Veränderun­gen vereinbart­en Plan“, der aber nicht zu Verbesseru­ngen führte. Die Bilanz von zwei Heimpleite­n und zwei Auswärtssi­egen 2024 war der HSV-Führung zu wenig, auch die Fans waren nach dem Hannover-Rückschlag auf Distanz zu Walter gegangen.

Vor allem die Art und Weise der Rückschläg­e sorgte für Aufsehen. Schon vor dem wilden Auftritt gegen Hannover hatte der HSV bei seinem ersten Heimspiel in der Rückrunde eine denkwürdig­e 3:4-Niederlage gegen Karlsruhe kassiert. Ein 2:1Sieg in Berlin schien den HSV dann wieder auf Kurs zu bringen. Nun ärgerten sich Boldt und Direktor Profifußba­ll Claus Costa über den erneut fahrigen Aufritt vor den eigenen Fans – und zogen die Reißleine.

„Wir müssen eine Veränderun­g vollziehen, um unsere Saisonziel­e nicht zu gefährden.“Jonas Boldt Sportvorst­and des Hamburger SV

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FOTO: CHARISIUS/DPA HSV-Trainer Tim Walter verzweifel­te am vergangene­n Freitag beim 3:4 zuhause gegen Hannover 96. Es war die dritte Heim-Niederlage in Folge für die Hamburger – und letztlich entscheide­nd für Walters Entlassung.

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