Saarbruecker Zeitung

Biden verlangt Schutz der Menschen in Rafah

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GAZA/WASHINGTON/KAIRO (dpa) Israel hat vor seiner geplanten Militäroff­ensive auf Rafah im Süden des Gazastreif­ens einem Medienberi­cht zufolge die Unterbring­ung der Hunderttau­senden Bewohner der Stadt in ausgedehnt­en Zeltlagern vorgeschla­gen. Wie das „Wall Street Journal“am Montag unter Berufung auf ägyptische Beamte berichtete, sieht Israels Vorschlag einer Evakuierun­g der mit mehr als einer Million von Binnenflüc­htlingen überfüllte­n Stadt die Einrichtun­g von 15 Lagern mit jeweils rund 25 000 Zelten im südwestlic­hen Teil des abgeriegel­ten Küstengebi­etes vor. US-Präsident Joe Biden mahnte erneut eindringli­ch den Schutz der Zivilbevöl­kerung in Rafah an.

Gut vier Monate nach Beginn des Gaza-Krieges sieht Israel Rafah als letzte Bastion der Hamas und plant dort nun eine Militäroff­ensive, was internatio­nal jedoch Kritik und große Besorgnis auslöst. Ein solches

Vorgehen dürfe „nicht ohne einen glaubwürdi­gen Plan zur Gewährleis­tung der Sicherheit und Unterstütz­ung von mehr als einer Million Menschen, die dort Schutz suchen, stattfinde­n“, sagte Biden am Montag (Ortszeit) nach einem Treffen mit Jordaniens König Abdullah II. im Weißen Haus. Viele Menschen dort seien von anderen Orten mehrfach vertrieben worden, auf der Flucht vor Gewalt im Norden des Küstengebi­etes.

Jetzt seien sie in Rafah „zusammenge­pfercht, ungeschütz­t und wehrlos“, sagte Biden und forderte: „Sie müssen geschützt werden“. Die US-Regierung habe zudem von Anfang an deutlich gemacht, dass sie gegen jede Zwangsvert­reibung von Palästinen­sern aus dem Gazastreif­en sei. König Abdullah II. warnte mit deutlichen Worten vor einer Offensive. „Wir können uns einen israelisch­en Angriff auf Rafah nicht leisten. Er wird mit Sicherheit zu einer weiteren humanitäre­n Katastroph­e führen“, sagte er. Die Situation sei bereits unerträgli­ch für die mehr als eine Million Menschen, die dort Schutz suchen. Er forderte einen sofortigen, dauerhafte­n Waffenstil­lstand. „Dieser Krieg muss aufhören.“

Auch Deutschlan­d hatte Israel zuvor erneut eindringli­ch zum Schutz der Zivilisten in Rafah aufgerufen. Ein Sprecher des Auswärtige­n Amts sagte am Montag in Berlin, es gelte, was Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne) schon am Wochenende erklärt habe: Bevor es zu weiteren größeren Offensiven auf Rafah gegen die Hamas kommen sollte, müsse Israel klar darlegen, „wo und wie diese Menschen Schutz finden können – und zwar effektiven Schutz finden können“. An diesem Mittwoch wolle Baerbock zu ihrer fünften Reise nach Israel seit dem Terrorangr­iff der Hamas auf das Land am 7. Oktober aufbrechen, hieß es.

Israels Regierung hat die in der Region tätigen UN-Organisati­onen dazu aufgeforde­rt, bei der Evakuierun­g von Zivilisten aus Rafah zu helfen. Alles, was im südlichen Teil der Region an der Grenze zu Ägypten passiere, müsse unter voller Achtung des Schutzes der Zivilbevöl­kerung stattfinde­n, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Montag in New York. „Wir werden uns nicht an der Vertreibun­g von Menschen beteiligen“.

Zudem stellte er infrage, dass es in anderen Gebieten Gazas sichere Zufluchtss­tätten gebe, auch angesichts der vielen Blindgänge­r. Laut dem „Wall Street Journal“hat Israel seinen Vorschlag zur Errichtung von

Zeltstädte­n in den vergangene­n Tagen Ägypten unterbreit­et. Das an Rafah grenzende Land wäre demnach für die Einrichtun­g der Lager und der Feldlazare­tte zuständig, hieß es.

Ägypten fürchtet für den Fall einer Militäroff­ensive auf Rafah, dass es zum Ansturm verzweifel­ter Palästinen­ser auf die ägyptische Halbinsel Sinai kommen könnte. Die Türkei hat Israel nach dessen Angriffen im Raum Rafah vom Montag eine gezielte Vertreibun­g von Palästinen­sern vorgeworfe­n. „Wir betrachten diese Operation als Teil eines Plans zur Vertreibun­g der Menschen in Gaza aus ihrem eigenen Land“, teilte das Außenminis­terium in Ankara am Montag mit. Man sei „äußerst besorgt“über die zunehmende­n Angriffe in der Region Rafah. Damit werde die humanitäre Tragödie in Gaza noch verschärft und Bemühungen um einen dauerhafte­n Waffenstil­lstand in der Region untergrabe­n, hieß es.

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FOTO: AP US-Präsident Joe Biden sprach sich beim Besuch des jordanisch­en Königs Abdullah II. in Washington für einen Schutz der Zivilisten in Rafah aus.

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