Saarbruecker Zeitung

Trump will Prozess verzögern und schaltet Oberstes US-Gericht ein

Donald Trump meint, dass er für Handlungen als Präsident nicht strafrecht­lich belangt werden kann. Bisher scheiterte er mit dieser Auffassung vor Gerichten.

- Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Markus Renz

WASHINGTON (dpa) Der frühere USPräsiden­t Donald Trump geht juristisch gegen die Entscheidu­ng eines Berufungsg­erichts vor, wonach er für seine Handlungen im Amt keine Immunität genießt. Trumps Anwälte reichten am Montag einen entspreche­nden Antrag beim Supreme Court ein, um das Urteil auszusetze­n.

Mit dem Schritt spielt der Republikan­er inmitten des sich heiß laufenden Wahlkampfe­s auf Zeit: Trump will erreichen, dass sich sein Prozess wegen versuchten Wahlbetrug­s in Washington verzögert. Er bat den Supreme Court deshalb um Aussetzung des Urteils, bis sich alle Richterinn­en und Richter des Berufungsg­erichts mit der Frage seiner Immunität beschäftig­t haben.

Trump will für die Republikan­er noch einmal ins Weiße Haus einziehen. Bisher deutet alles auf eine Neuauflage des Rennens zwischen Trump und dem amtierende­n Präsidente­n Joe Biden hin. Sein Antrag beim Supreme Court kommt nicht überrasche­nd. Er hatte angekündig­t, den Beschluss des Berufungsg­erichts zu seiner Immunität anzufechte­n und das Oberste Gericht anzurufen.

Nun liegt der Ball erst einmal bei den Richterinn­en und Richtern des

Obersten Gerichts des Landes. Von ihrem Vorgehen hängt ab, ob und wann der Prozess wegen versuchten Wahlbetrug­s gegen den Republikan­er in Washington beginnen kann. Der Supreme Court muss den Antrag nicht annehmen.

Trump ist in der US-Hauptstadt im Zusammenha­ng mit versuchtem Wahlbetrug angeklagt. Seine Anhänger hatten am 6. Januar 2021 den Parlaments­sitz in Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammenge­kommen, um den Sieg Bidens bei der Präsidente­nwahl formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede mit der Behauptung aufgewiege­lt, dass ihm der Wahlsieg gestohlen worden sei. Infolge der Krawalle kamen damals fünf Menschen ums Leben. Der Republikan­er hatte bereits kurz nach der Wahl auf verschiede­nen Ebenen versucht, das Wahlergebn­is nachträgli­ch zu kippen. Seine Niederlage gegen Biden erkennt er bis heute nicht an und verbreitet die Lüge vom Wahlbetrug. Die Ermittlung­en gegen ihn bezeichnet er regelmäßig als „politische Hexenjagd“.

Trump und seine Anwälte wollen erreichen, dass die Anklage zu versuchtem Wahlbetrug in Washington fallen gelassen wird. Sie berufen sich dabei auf die Immunität Trumps in seinem damaligen Amt als Präsident. Sie argumentie­ren, dass Trump nicht rechtlich für Taten belangt werden könne, die zu seinen Pflichten als Präsident gehörten.

Die Staatsanwa­ltschaft betont hingegen, dass Trumps Versuche, das Wahlergebn­is zu kippen, nicht zu seinen Pflichten als Präsident gehört hätten. Ein Berufungsg­ericht in der US-Hauptstadt hatte den Anklägern in der vergangene­n Woche recht gegeben und entschiede­n, dass der 77-Jährige für Handlungen im Amt strafrecht­lich verfolgt werden kann.

Das oberste US-Gericht könnte nun das Urteil des Berufungsg­erichts erst einmal aussetzen, um eine Berufung zu prüfen. Eigentlich sollte der Prozess in Washington Anfang März beginnen. Die zuständige Richterin hatte den Beginn des Verfahrens bis zur endgültige­n Klärung der Immunitäts­frage aber auf unbestimmt­e Zeit verschoben.

Die Frage nach strafrecht­licher Verfolgung eines ehemaligen Präsidente­n ist von weitreiche­nder Bedeutung. Sie hat immense Bedeutung für künftige Präsidente­n. Sollten diese wirklich Immunität genießen, könnten sie Straftaten im Amt begehen, ohne Konsequenz­en fürchten zu müssen. Auch für den Wahlkampf ist entscheide­nd, ob Trump Recht bekommt oder nicht.

Bereits in der vergangene­n Woche befasste sich der Supreme Court mit Trump. Bei einer mit großer öffentlich­er Aufmerksam­keit verfolgten Anhörung beschäftig­ten sich die Richterinn­en und Richter mit der Frage, ob der Republikan­er weiterhin an den Vorwahlen teilnehmen darf. Sie zeigten sich eher skeptisch, den früheren Präsidente­n vom höchsten Amt im Staate auszuschli­eßen.

 ?? FOTO: DPA ?? Ex-US-Präsident Donald Trump ist in Washington in Zusammenha­ng mit versuchtem Wahlbetrug angeklagt.
FOTO: DPA Ex-US-Präsident Donald Trump ist in Washington in Zusammenha­ng mit versuchtem Wahlbetrug angeklagt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany