Doktortitel vor Nachnamen soll entfallen

BERLIN Manch einem ist der Titel so wichtig, dass er an seiner Doktorarbeit rumfummelt, um ihn zu bekommen. Erinnert sei an die legendäre Plagiatsaffäre des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die zu seinem Rücktritt führte. Wer den Doktor jedoch hat, möchte ihn mitunter gerne im Personalausweis oder Reisepass stehen sehen. Doch jetzt streicht die Ampel nach Informationen unserer Redaktion die Kombination „DR.“vor dem Nachnamen. Ganz verschwinden wird der Doktor aber nicht. Noch nicht. In der Vergangenheit gab es schon mehrere Versuche, den Titel gänzlich aus den Ausweisen zu verbannen. 2007 legte die damalige Bundesregierung einen Gesetzesvorschlag zur Abschaffung der Eintragung des Doktorgrades vor, scheiterte damit aber. Und nach der Guttenberg-Affäre im Jahr 2011 brachten die Grünen einen entsprechenden Antrag in den Bundestag ein. Doch auch dieser Antrag fand keine Mehrheit.

Nun aber eine Art Kehrtwende: Die Parlamentsgeschäftsführerin der Grünen, Irene Mihalic, bestätigte einen neuen Anlauf der Ampel. „Die Koalition hat sich auf ein Vorgehen geeinigt, das einen zentralen Bestandteil unserer Grünen Kritik aufnimmt und Missverständnisse beim Auslesen von Ausweisdokumenten im Ausland ausräumt“, sagte Mihalic auf Nachfrage. Wie dieses Vorgehen aussieht, geht aus einer entsprechenden Verordnung des Bundesinnenministeriums hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Das Voranstellen der Buchstaben „DR.“vor den Nachnamen wird demnach gestrichen; es stehe „im Widerspruch zu den internationalen Gepflogenheiten“, heißt es in der Verordnung. Denn dadurch könne es „bei den ausländischen Grenzbehörden zu Irritationen kommen, da die beiden Buchstaben oftmals für die Anfangsbuchstaben des Familiennamens gehalten“würden. Die Neuregelung vermeide Komplikationen und sorge dafür, dass Kontrollen schneller ablaufen könnten. Aber Achtung: Doktorinnen und Doktoren können aufatmen. Denn wer Wert auf den Eintrag des Titels legt, für den wird es ein separates, neu geschaffenes Datenfeld auf der Rückseite des Personalausweises und auf der Buchseite 1 des Reisepasses geben.