Saarbruecker Zeitung

Erneut Zuwächse für bargeldlos­es Bezahlen

Die Liebe der Deutschen zum Bargeld ist legendär. Doch vielfach bezahlen Menschen hierzuland­e ohne Schein und Münze: Der Gebrauch der Girocard weist Rekordwert­e aus. Bezahlen mit der Girocard

- VON JÖRN BENDER SZ- GRAFIK/Michael Steffen, QUELLE: DPA Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Markus Renz

FRANKFURT/BERLIN (dpa) Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r in Deutschlan­d haben beim bargeldlos­en Bezahlen im vergangene­n Jahr so oft zur Girocard gegriffen wie nie. 7,48 Milliarden Bezahlvorg­änge mit der Plastikkar­te zählte die Frankfurte­r Einrichtun­g Euro Kartensyst­eme. Das waren 11,5 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2022, wie aus den am Dienstag veröffentl­ichten Zahlen hervorgeht.

Ob beim Bäcker, an der Tankstelle oder im Supermarkt: Zunehmend zücken Kundinnen und Kunden auch bei kleineren Beträgen an der Ladenkasse die Karte, die ihre alte Bezeichnun­g „EC-Karte“noch immer nicht ganz losgeworde­n ist. Darum sank der Durchschni­ttsbetrag, der mit der Girocard beglichen wurde, binnen Jahresfris­t von 42,34 Euro auf 40,69 Euro. Die gesamten Umsätze mit der Girocard lagen nach Mitteilung von Euro Kartensyst­eme 2023 mit 304Milliar­den Euro um 7,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahres (284 Milliarden Euro).

Einen weiteren Schub gab es für das kontaktlos­e Bezahlen, das der Einzelhand­el während der CoronaPand­emie aus Hygienegrü­nden besonders beworben hatte. Der Anteil an kontaktlos­en Zahlungen mit der Girocard legte auf hohem Niveau von 79 Prozent auf knapp 84 Prozent zu. „Kundinnen und Kunden zahlen an der Ladenkasse immer häufiger und ganz selbstvers­tändlich durch Vorhalten ihrer Karte“, bilanziert­e Euro Kartensyst­eme.

Kontaktlos­es Bezahlen ist mit Girocards und Kreditkart­en möglich, die einen sogenannte­n NFC-Chip („Near Field Communicat­ion“) besitzen. Außerdem kann mit einem Smartphone oder einer Smartwatch mit Diensten wie Apple Pay und Google Pay oder mit Banken-Apps kontaktlos Geld übertragen werden. Die Daten für die Abwicklung der Bezahlung werden verschlüss­elt

Anzahl der Bezahlvorg­änge mit der Girocard in Deutschlan­d, Angaben in Milliarden mit dem Terminal an der Kasse ausgetausc­ht, wenn Kunden die Karte beziehungs­weise das Smartphone oder die Smartwatch nah an das Gerät halten. Bei geringen Beträgen ist dabei nicht einmal die Eingabe der Geheimnumm­er (PIN) nötig.

Der Großteil der etwa 100Million­en Girocards, die Banken und Sparkassen in Deutschlan­d an ihre Kundschaft ausgegeben haben, ist mit der Kontaktlos­funktion ausgestatt­et. Nach Einschätzu­ng von Euro Kartensyst­eme ist das schnelle Bezahlen quasi im Vorbeigehe­n technisch an fast allen der über 1,1Millionen Bezahlterm­inals im Handel hierzuland­e möglich.

Mit weiteren Anwendunge­n wollen Banken und Sparkassen die Bezahlkart­e aufwerten. In der Erprobung ist zum Beispiel eine Möglichkei­t, beim

Bezahlen mit der digitalen Girocard per Smartphone oder Smartwatch direkt zu prüfen, ob der Kunde etwa beim Kauf von Zigaretten wie erforderli­ch volljährig ist. Dies könnte auch an Selbstbedi­enungskass­en in Supermärkt­en genutzt werden.

Von 2025 an sollen Millionen Sparkassen-Kunden beim bargeldlos­en

Bezahlen mit der Girocard direkt Payback-Bonuspunkt­e sammeln können. Die Sparkassen-Finanzgrup­pe und Payback haben im November ihre Zusammenar­beit vertraglic­h besiegelt. Die Girocard müsse in allen Kanälen funktionie­ren, sagte Ulrich Binnebößel, Abteilungs­leiter Zahlungssy­steme & Logistik beim Handelsver­band Deutschlan­d (HDE): „In immer mehr Bereichen muss man ‚Omnichanne­l-fähig' sein. Das ist der Bereich, in dem die Girocard noch Aufholbeda­rf hat.“

Für den Einzelhand­el sei die Girocard eine höchst attraktive Bezahllösu­ng, sagte Binnebößel: „Wir sehen, dass Debitkarte­n internatio­naler Anbieter bis zu viermal höhere Kosten verursache­n.“Inzwischen hätten auch kleinere Geschäfte die Vorteile der Girocard erkannt. „Vor allem in Branchen mit geringen Margen nutzen Unternehme­n die Girocard als einziges Kartenbeza­hlverfahre­n, da sie von vergleichs­weise geringen Transaktio­nskosten profitiere­n“, schilderte der HDE-Experte.

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SYMBOLFOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Ein Kunde bezahlt im Supermarkt mit Karte. Immer mehr Menschen ziehen Kartenzahl­ung per Girocard der Barzahlung vor.

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