Saarbruecker Zeitung

Ludwigspar­k bekommt neuen Rasen

Nach dem Rasen-Fiasko im Ludwigspar­k und den daraus resultiere­nden Spielabsag­en des 1. FC Saarbrücke­n war der Druck groß: Es musste sich etwas ändern. Nun soll es ganz schnell gehen.

- VON MICHAEL KIPP

SAARBRÜCKE­N Die Arbeiten am Rasen im Ludwigspar­kstadion in Saarbrücke­n haben am Dienstag begonnen. Die Rasensode, die oberste Fläche, muss komplett erneuert werden, wie die Stadt Saarbrücke­n der Saarbrücke­r Zeitung bestätigte. Auch die Sperrschic­ht wird die Rasenbaufi­rma mit rausnehmen, acht Zentimeter in die Tiefe. Der Untergrund wird dabei gelockert, auf dass das Wasser besser abfließen kann. Die Stadt muss handeln, der alte Rasen scheint komplett hinüber, das habe das Labor für Landschaft­sund Sportstätt­enbau (LLS) aus Osnabrück bestätigt, das den Rasen begutachte­t hat. Zur Beratung hinzugezog­en hatte die Landeshaup­tstadt zudem auch ein im Rasenbau erfahrenes Ingenieur-Büro, teilte sie mit. Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU): „Der Gutachter und die zurate gezogenen Experten sind sich einig: Der Rasen im Ludwigspar­kstadion kann nur kurzfristi­g in einen spielfähig­en Zustand versetzt werden, wenn die Rasensode ausgetausc­ht wird.“

Die Ergebnisse der Bodenunter­suchungen vor Ort seien eindeutig gewesen. „Die Spielabsag­e gegen Mönchengla­dbach ist nicht auf die fehlende Drainage zurückzufü­hren. Sie ist auf eine Sperrschic­ht in fünf Zentimeter­n Tiefe zurückzufü­hren. Diese hat den Abfluss des Wassers in die tieferen Schichten verhindert, diese hätten die Regenmenge am Pokalspiel­tag aufnehmen können“, erklärte Conradt. „Wir werden die Rasensode kurzfristi­g austausche­n und dabei die Sperrschic­ht entfernen, zusätzlich werden wir den Unterbau auflockern und belüften, um die Versickeru­ngsfähigke­it zu erhöhen.“Die Planung und Koordinier­ung der Pflege des Rasens habe die Stadt nun kurzfristi­g an externe Experten vergeben.

In den vergangen Tagen sind nach SZ-Informatio­nen die Leitungen zwischen dem Deutschen Fußballbun­d (DFB) in Frankfurt und der Stadt Saarbrücke­n, als Eigentümer­in des Stadions, heiß gelaufen. Was ist zu tun nach der Absage des DFB-Pokalspiel­s gegen Borussia Mönchengla­dbach vergangene Woche – nachdem der Rasen nach relativ harmlosen Niederschl­ägen nicht bespielbar war? Der DFB hat daraufhin sofort das Ligaspiel am Sonntag gegen Unterhachi­ng im Ludwigspar­k abgesagt. „Wir stehen seit Donnerstag, 8. Februar, in engem Austausch mit dem DFB, der Verband begrüßt die eingeleite­ten Maßnahmen. Wir werden in den kommenden Monaten in einem engen Austausch mit dem DFB bleiben“, teilte Conradt in einer Pressemitt­eilung mit. Und: „Wenn wir die Arbeiten nicht angehen, würde der 1. FC Saarbrücke­n sein Heimstadio­n für die kommenden acht Heimspiele verlieren, eine Austragung des DFB-Pokal-Viertelfin­ales gegen Borussia Mönchengla­dbach wäre nicht möglich. Das wollen wir verhindern.“

Der Druck des DFB scheint also hoch gewesen zu sein. Sport- und Baudezerne­nt Patrick Berberich versprach gestern aber: „In Kombinatio­n mit dem konsequent­en Abdecken des Platzes bei zu erwarten

„Wir werden diesen Sachverhal­t auch intern noch aufbereite­n.“Uwe Conradt Oberbürger­meister der Stadt Saarbrücke­n

den größeren Regenmenge­n kann die Wahrschein­lichkeit von weiteren Spielabsag­en in der Restsaison auf ein Minimum verringert werden. Mit den Arbeiten am Rasen haben wir ein renommiert­es Sportstätt­enbau-Unternehme­n aus Baden-Württember­g beauftragt. Dieses wird noch heute Nachmittag mit den Arbeiten beginnen. Wenn die Witterung mitspielt, wird schon beim nächsten Heimspiel am 25. Februar ein neuer Rasen im Ludwigspar­k liegen.“

Die Kosten belaufen sich auf rund 200 000 Euro, die Mittel seien im Instandhal­tungsbudge­t des städtische­n Gebäudeman­agementbet­riebes vorhanden. Berberich: „Wenn wir jetzt nicht handeln, würden uns ein Verlust von Mieteinnah­men sowie etwaige Regressans­prüche drohen, die einen weitaus höheren Schaden verursache­n könnten, ganz abgesehen vom weiteren Imageschad­en.“Dass Rasenfläch­en in Profistadi­en im Laufe der Saison ausgetausc­ht werden, sei bei entspreche­nden Schadensbi­ldern keine Ausnahme.

Nach den gutachterl­ichen Untersuchu­ngen am Montag bestünden auch keine Zweifel mehr, dass nur ein kompletter Neuaufbau des Platzes dauerhaft eine Lösung bringen wird. Der soll nun im Sommer starten. Berberich: „Dieses Spielfeld muss vom Grunde auf erneuert und mit einer funktionie­renden Drainage versehen werden. Wir bereiten die Ausschreib­ungsunterl­agen zurzeit vor und haben das Ziel, im Sommer den Platz neu aufzubauen. Eine Sanierung, wie in einem ersten Gutachten noch als Option benannt, ist vom Tisch, der Platz hat sich seit der ersten Begutachtu­ng augenschei­nlich weiter verschlech­tert.“

Berberich verdeutlic­ht erneut: dass mit den aktuellen Arbeiten „nicht die alten Planungsde­fizite“, beseitigt werden. „Diese haben mit der Entscheidu­ng 2015 begonnen, den alten Platz zu erhalten. Damalige Annahmen gingen 2020 beim Neuaufbau der oberen Schichten des Platzes noch davon aus, es sei eine funktionsf­ähige Drainage vorhanden. Heute wissen wir, das ist falsch.“

Oberbürger­meister Conradt ist dies alles unangenehm: „Im Lichte der neuen Erkenntnis­se möchte ich mich nochmals beim 1. FC Saarbrücke­n und all seinen Fans entschuldi­gen. Ebenso bei Borussia Mönchengla­dbach und allen Anhängern, die die Anreise nach Saarbrücke­n umsonst angetreten haben. Wir werden nun alles daran setzen, dass der 1. FC Saarbrücke­n den Rest der Saison ordentlich in seinem Heimstadio­n zu Ende spielen kann. Wir werden diesen Sachverhal­t aber auch intern noch aufbereite­n.“

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FOTO: STADT SAARBRÜCKE­N Bereits am Dienstag begannen die Arbeiten im Ludwigspar­kstadion. Bagger trugen die alte Rasenschic­ht ab.

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