Saarbruecker Zeitung

Wie der Valentinst­ag früher in Luxemburg gefeiert wurde

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LUXEMBURG (bte) Mit Blumen und romantisch­en Inszenieru­ngen feiern Pärchen am 14. Februar den jährlichen Triumph ihrer Liebe gegen die Unbillen des Alltags. In Luxemburg war die Anbetung des heiligen Valentin früher von anderen Bedürfniss­en bestimmt, vor allem im Spätmittel­alter und der frühen Neuzeit.

Die Aufmerksam­keit der Luxemburge­r Landbevölk­erung galt in erster Linie der Aufrechter­haltung ihres Lebensunte­rhalts in Form von Vieh- und Landwirtsc­haft. Und so trat der heilige Valentin in unserem Nachbarlan­d als Beschützer der einheimisc­hen Schweine in Erscheinun­g, wie der Biologe und Medizinhis­toriker Joseph Albert Massard bereits für das „Lëtzebuerg­er Journal“aufgearbei­tet hat.

Daher wurden am 14. Februar auch keine Blumen verschenkt, sondern geräuchert­e Schweinekö­pfe und Kinnbacken geopfert, um sich die Gunst Valentins zu sichern. Diese Praxis war zwar nicht ganz kirchenkon­form, aber zum Vorteil der örtlichen Pfarrer und Pfarreien. Bei der anschließe­nden Versteiger­ung der Opfergaben fielen ihnen die Erlöse zu. So verkaufte man in Hosingen 1741 insgesamt 208 halbe Schweinekö­pfe, wie Massard berichtete, und in Preischeid kamen 1811 mehr als 20

Francs zusammen, mehr als ein halbes Monatsgeha­lt eines Dorflehrer­s. So ließ sich die – aus religiöser Sicht – nicht gerade lupenreine Tradition etwas besser verkraften.

Der heilige Valentin war in Luxemburg aber nicht nur Oberschwei­nehirte. Aufgrund seines Namens stellte das Luxemburge­r Volk eine Verbindung zwischen Valentin und (hin-) fallen her. Auch musste der Heilige für die sogenannte Fallsucht, also Epilepsie, zuständig sein. Und da er aus Legenden sowieso als Wunderheil­er bekannt gewesen ist, bekam er in dem – bis zur Französisc­hen Revolution noch luxemburgi­schen – Ort Geichlinge­n noch den Schutz gegen Kinderkran­kheiten aufgehalst.

In Luxemburg fand man dafür zu anderen Gelegenhei­ten Zeit für Zärtlichke­it. Zum Beispiel am Burgsonnta­g. An diesem Tag, traditione­ll der erste Sonntag nach Fastnacht, wurde ein großes Feuer entfacht, um den Winter symbolisch zu verbrennen. Passend zu erwachende­n Frühlingsg­efühlen wurde der Kuppelei gefrönt: Im Zuge der Feierlichk­eiten wurden die Namen heiratsfäh­iger Jungen und Mädchen paarweise ausgerufen. Die Jungen mussten ihrer besseren Hälfte an Halbfasten – einem Feiertag zur Halbzeit der christlich­en vierzigtäg­igen Fastenzeit – eine Brezel schenken.

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