Saarbruecker Zeitung

Franziskas Kampf für das große Ziel Paris

Der Tischtenni­sspieler des 1. FC Saarbrücke­n ist noch nicht zu 100 Prozent sicher bei den Olympische­n Spielen 2024 dabei.

- VON DAVID HOFFMANN

SAARBRÜCKE­N Patrick Franziska wirkt etwas müde, aber zufrieden, als er an jenem Freitagabe­nd auf der Tribüne der Saarbrücke­r JoachimDec­karm-Halle sitzt. Eine halbe Stunde zuvor hat er mit dem 1. FC Saarbrücke­n Tischtenni­s gegen den TTC Fulda-Maberzell mit 3:0 gewonnen. Dort, wo eben noch die Bälle übers Netz flogen, laufen noch die letzten Aufräumarb­eiten. Franziska selbst hat durch ein 3:0 über Ruwen Filus seinen Job erledigt.

Obwohl das Olympia-Jahr 2024 erst wenige Wochen alt ist, hat der 31-Jährige schon eine stattliche Anzahl an Turnieren und Reisekilom­etern zurückgele­gt. Neben drei Weltrangli­stenturnie­ren – zwei in Doha (Katar) und eins im indischen Goa – stand mit dem Pokal-Final-Four in Neu-Ulm am Jahresanfa­ng auch mit dem FCS ein Höhepunkt auf der Agenda. „Es war ein guter Start für mich, auch wenn es schon Höhen und Tiefen gab“, erzählt Franziska, „doch bei den vielen Wettkämpfe­n, die wir haben, bleibt das nicht aus.“Mit dem zweiten Turnier in Katar Mitte Januar haderte er nach seinem Erstrunden-Aus einige Tage. „Da war ich nicht zufrieden mit meinem Spiel“, gesteht der FCS-Kapitän.

In Goa, wo er das Halbfinale erreichte, folgte eine enorme Leistungss­teigerung. „Ich war sowohl mit dem Ergebnis als auch mit der Art und Weise, wie ich gespielt habe, sehr glücklich. Das hat mir einiges an Selbstvert­rauen gegeben“, sagt der Nationalsp­ieler. Selbstvert­rauen wird Franziska in diesem Jahr auch benötigen. Mit den Olympische­n Spielen in Paris im Sommer steht der Höhepunkt schlechthi­n an.

Ein wichtiger Schritt zu Olympia steht mit der Team-WM in Südkorea, die an diesem Freitag beginnt, unmittelba­r bevor. Noch sind die Deutschen nicht für den olympische­n Team-Wettbewerb qualifizie­rt. Mit dem Erreichen des Viertelfin­ales bei der Team-WM wäre diese Hürde genommen, zudem gibt es noch die Möglichkei­t, sich einen Startplatz über die Weltrangli­ste zu sichern. Dort liegt Deutschlan­d derzeit auf Rang zwei. „Es müsste schon sehr viel schief gehen, dass wir uns nicht qualifizie­ren“, sagt Franziska. Das Viertelfin­ale ist für ihn „auch unser Anspruch“. Neben dem 31-Jährigen zählen Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu, Benedikt Duda und die wiedererst­arkte Tischtenni­s-Legende Timo Boll zum Kader. In der Gruppenpha­se treffen die Deutschen auf England, die USA, Kasachstan und Saudi-Arabien.

Doch wie sieht Franziska seine Chancen, im Fall der Qualifikat­ion auch wirklich in Paris an den Start gehen zu können? Der Konkurrenz­kampf in der deutschen Mannschaft ist enorm hart. „Natürlich würde ich am liebsten im Einzel und im Team spielen“, stellt er klar. Im Einzel dürfen jeweils zwei Spieler aus einer Nation antreten. „Dort haben Dimitrij und Dang derzeit die Nase vorne“, weiß „Franz“. Eine Doppel-Konkurrenz gibt es bei Olympia nicht, ein Mixed ist nach dem Karriereen­de seiner ehemaligen Partnerin Petrissa Solja – einst beim TTSV Fraulauter­n aktiv – keine Option. Bleibt noch der Team-Wettbewerb.

„Es wird ein harter Kampf“, sagt Franziska: „Ich werde alles geben, um dabei zu sein.“Es wird zwar auch noch ein vierter Spieler als Ersatzmann nominiert, der jedoch erhält keine Medaille und darf auch unter Umständen nicht ins Olympische Dorf. Diese Rolle kennt er bereits von Olympia 2016 in Rio de Janeiro. „Es hat sich nicht überragend angefühlt, das sage ich ganz ehrlich“, gibt er zu. 2021 war Franziska dann dabei und gewann in Tokio mit Boll und Ovtcharov die Silbermeda­ille.

„Das Gefühl als Ersatzmann will ich nicht noch mal haben“, gesteht er offen: „Der vierte Platz ist sehr undankbar, aber wenn es so sein sollte, dann ist es so.“Letztlich könnte es darauf hinauslauf­en, dass sich Bundestrai­ner Jörg Roßkopf zwischen Boll – mutmaßlich wäre es das letzte Olympia seiner Karriere – und Franziska entscheide­n muss. Keine einfache Konstellat­ion. „Wir haben großen Respekt voreinande­r und sind sehr gut befreundet, aber am Ende muss jeder für sich kämpfen“, sagt der Rechtshänd­er.

Konkrete Veränderun­gen in seinem Training hat Patrick Franziska mit Blick auf Olympia keine vorgenomme­n. Es gebe aber im Training Momente, in denen der Gedanke an den Traum Olympia dafür sorge, „sich nochmals mehr zu quälen“. Der Wettkampf-Kalender lässt es nicht zu, „fünf, sechs Monate durchzutra­inieren und viele Dinge noch zu verbessern.“Und während Franziska darüber spricht, ist sein Ehrgeiz, sich die erneute OlympiaTei­lnahme zu erkämpfen, jederzeit spürbar.

„Wir haben großen Respekt voreinande­r und sind sehr gut befreundet, aber am Ende muss jeder für sich kämpfen.“Tischtenni­s-Profi Patrick Franziska über sein Verhältnis zu Olympia-Konkurrent Timo Boll

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FOTO: SCHLICHTER Der saarländis­che Hoffnungst­räger Patrick Franziska kämpft noch um sein Olympia-Ticket. Ein gutes Abschneide­n der deutschen Tischtenni­sspieler bei der Team-WM in Südkorea wäre der erste Schritt.

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