Saarbruecker Zeitung

Die leidige Posse um den Mega-Kampf

Der Vereinigun­gs-Kampf im Schwergewi­cht zwischen Tyson Fury und Oleksandr Usyk ist auf den 18. Mai verschoben worden.

- VON FELIX SCHRÖDER

RIAD (dpa) Elf Stiche im Krankenhau­s kaschierte­n eine der folgenreic­hsten Verletzung­en in der Geschichte des Boxsports. Nicht nur für Tyson Furys Wohlbefind­en hatte der Cut über dem rechten Auge im Training Auswirkung­en, sondern auch für den größten Schwergewi­chtskampf der vergangene­n Jahrzehnte. Das heiß erwartete Duell zwischen dem Briten und dem Ukrainer Oleksandr Usyk musste aufgrund der Verletzung erneut vertagt werden.

„Ich bin absolut am Boden zerstört, nachdem ich mich so lange

„Viele Fans kennen nicht unbedingt den Weltmeiste­r im Leichtgewi­cht, aber die Weltmeiste­r im Schwergewi­cht kennt jeder.“Bernd Bönte Ex-Manager der Klitschkos

auf diesen Kampf vorbereite­t habe“, wurde Fury von der Nachrichte­nagentur AP zitiert. Er fühle sich „schlecht“für alle, die an diesem großen Ereignis beteiligt seien. „Ich werde fleißig auf einen neuen Termin hinarbeite­n“, sagte der 35-Jährige weiter. Statt an diesem Samstag soll der Kampf nun am 18. Mai in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad über die Bühne gehen.

Ursprüngli­ch sollten beide schon am 23. Dezember kämpfen. Allerdings hatte Fury im Schaukampf gegen Francis Ngannou im Oktober ebenfalls einen Cut erlitten und brauchte eine Pause. Zuvor führten Unstimmigk­eiten hinsichtli­ch der monetären Aufteilung beinahe zum Abbruch der Verhandlun­gen. Usyk verpasste wegen der Vorbereitu­ng auf den Termin im Februar sogar die Geburt seines vierten Kindes. Viele Fans fragen sich, ob der Kampf nicht doch noch komplett platzt.

„Alle Theorien, die es dazu gibt, gehören in die Gerüchtekü­che. Sollte Tyson Fury nicht fit gewesen sein für dieses erste Datum, dann wird er es sicher für das zweite sein. Aber eine Cut-Verletzung kann passieren“, sagte Box-Experte und Manager Bernd Bönte. Der Kroate Agron Smakici, der vor einem Jahr vom aktuell besten deutschen Schwergewi­chtler Agit Kabayel zu Boden geschickt wurde, verpasste Fury die Wunde. Der sagte, er habe noch nie einen Cut im Sparring erlitten.

Kein Management würde es bei der Tragweite des Kräftemess­ens riskieren, mit so einer frischen Blessur zu kämpfen. „Es ist logisch, dass man mit einer Verletzung im Gesicht nicht in einen solchen Kampf gehen sollte“, sagte Bönte: „Der Riss ist genäht worden, muss aber verheilen, sonst könnte er beim ersten Schlag direkt wieder aufbrechen und für ein schnelles Kampfende sorgen.“

Der Ertrag für den Sieger ist groß. Zum ersten Mal nach Lennox Lewis vor 25 Jahren kann entweder Fury oder Usyk der sogenannte „Undisputed Champion“in der KönigsGewi­chtsklasse werden. Der Sieger vereint alle bedeutende­n Weltmeiste­rtitel im Schwergewi­cht der wichtigste­n Verbände. Fury hält den WBC-Gürtel, Usyk die Titel der IBF, IBO, WBA und WBO. Allein wegen dieser Konstellat­ion sehnen Boxfans weltweit das Duell herbei. Promoter Frank Warren sprach vom „größten Box-Ereignis des Jahrhunder­ts“.

„Das ist sicher der größte Kampf seit vielen Jahren“, meint auch Bönte. Der frühere Manager von Vitali und Wladimir Klitschko fügt hinzu: „Viele Fans kennen nicht unbedingt den Weltmeiste­r im Leichtgewi­cht, aber die Weltmeiste­r im Schwergewi­cht kennt einfach jeder.“

Die Verletzung Furys erinnert an die Verschiebu­ng des legendären „Rumble-in-the-Jungle“-Kampfs 1974, als George Foreman wegen einer Cut-Verletzung erst einige Wochen später gegen Muhammad Ali antrat – und am Ende den K.o. kassierte. Auch 2024 könnte wieder der Cut-Träger verlieren. Viele Experten sehen den technisch versierten und viel bewegliche­ren Usyk vorn. Umso mehr drängt die Seite des Ukrainers auf den Kampf. Usyks Manager Egis Klimas nannte Fury einen „Feigling“. Der Konter ließ nicht lange auf sich warten. Fury polterte, dass man ihn bloß nie wieder so nennen solle. Der ruhige Usyk sagte bei einer Pressekonf­erenz, er musste lächeln, als er von der Verletzung hörte.

Es geht jedenfalls um viel Geld. Mehreren Medienberi­chten zufolge soll Fury mehr als 100 Millionen Euro kassieren, Usyk soll deutlich weniger bekommen. „Fury ist sehr sprunghaft, aber am Ende des Tages will er auch den Kampf der Kämpfe. Die Summen, die kolportier­t werden, sind riesig“, sagte Bönte. „Geld ist nur ein Nebeneffek­t“, sagte Usyk der britischen „Sun“: „Ich will einfach kämpfen, ich will der unumstritt­ene Champion werden.“

Der unkonventi­onelle Fury gilt als positiv-verrückter Entertaine­r, der mit seiner Reichweite seine Gegner vor Probleme stellt. In der Vergangenh­eit kämpfte er immer wieder neben dem Ring mit Problemen wie Depression­en und Drogenkons­um. 2015 hatte Fury überrasche­nd Wladimir Klitschko bezwungen und war so Weltmeiste­r geworden. Später verzichtet­e er auf alle Titel, kehrte 2018 zurück und holte sich den WBC-Titel zurück. Der 37 Jahre alte Usyk bezwang 2021 und 2022 jeweils den Briten Anthony Joshua und knöpfte ihm die WM-Gürtel ab.

Nun blickt die Boxwelt auf den neuen Termin in Riad. Und bangt weiter, ob das Duell stattfinde­t. „In Einzelspor­tarten ist es immer mit einem kleinen Fragezeich­en verbunden, weil Verletzung­en in der Vorbereitu­ng und harten Trainingsc­amps auftreten können“, sagte Bönte: „Sicher kann man sich erst dann sein, wenn Usyk und Fury am 18. Mai tatsächlic­h im Ring stehen.“

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FOTO: GOODWIN/DPA Tyson Fury (links) und Alexander Usyk sollen sich nun am 18. Mai in Saudi-Arabien im Ring gegenübers­tehen.

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