Saarbruecker Zeitung

Deutliche Kritik am Verband für das Frauen-Masters

Vanessa Skradde vom 1. FC Riegelsber­g erhält nach öffentlich­em Post über Halle und Aufmachung viel Zuspruch. SFV verspricht Besserung.

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt David Hoffmann

SAARBRÜCKE­N (bene) Das Volksbanke­n-Hallenmast­ers des Saarländis­chen Fußballver­bands (SFV) war erneut ein großer Höhepunkt im Saarfußbal­l. Ende Januar verfolgten 3201 Zuschauer in der Saarlandha­lle das Endturnier der Männer – darunter auch Vanessa Skradde, Ex-Bundesliga-Spielerin des 1. FC Saarbrücke­n und jetzt für Regionalli­gist 1. FC Riegelsber­g aktiv. Die 33-Jährige war begeistert: „Allein die Präsentati­on der Spieler, die Lichtersho­w am Anfang und die namentlich­e Nennung jedes Einzelnen – das war schon ein Erlebnis.“

Wenn am Sonntag (ab 13 Uhr) das Masters bei den Frauen ansteht, wird es weit weniger pompös zugehen. Allein der Austragung­sort in der Multifunkt­ionshalle am Saarbrücke­r Sportcampu­s stößt mancher Akteurin sauer auf – auch Skradde: „In der Halle rutscht man krass. Ich musste beim letzten Mal sogar Haarspray unter die Schuhe sprühen.“

Skradde hat den Verband für die

Aufmachung des Frauen-Masters vor ein paar Tagen öffentlich kritisiert. In den sozialen Medien machte sie ihrem Ärger Luft, ihr Beitrag bei Facebook wurde 150 Mal geteilt. „Wir, der Frauenfußb­all im Saarland, spielen den identische­n

Wettbewerb – nur leider unter ganz anderen Bedingunge­n“, monierte Skradde darin. Keine Rundumband­e, kein Kunstrasen, stattdesse­n eine Halle mit rutschigem Boden. Jedem sei bewusst, dass Zuschauerz­ahlen und Popularitä­t des Masters bei Frauen und Männern nicht vergleichb­ar sind, sagte Skradde. Ihr gehe es auch nicht darum, beides gleich aufzuziehe­n – aber: „Im Vergleich zu vor einigen Jahren sind wir doch heute, im Jahr 2024, mit dem Frauenfußb­all gut vorangekom­men. Eine Rundumband­e mit Kunstrasen wäre schon mal ein großer Schritt in die richtige Richtung.“

Sie habe den Verband schon mehrfach direkt angeschrie­ben – doch erst jetzt, nach ihrem InternetPo­st, kam eine Stellungna­hme. Die Ausrichtun­g des Frauenmast­ers sei mit viel ehrenamtli­cher Arbeit verbunden, erläuterte darin VerbandsVe­rtreterin Nicole Recktenwal­d als Vorsitzend­e vom Verbandsau­sschuss für Frauen- und Mädchenfuß­ball. Der große Unterschie­d fuße auf finanziell­en Gründen.

„Wir wollen die Kritik nicht unkommenti­ert lassen. Es wird aber vergessen, welche Gelder bei Frauen und Männern jeweils im Spiel sind. Wir würden das Frauenturn­ier sehr gerne größer aufziehen“, sagte Recktenwal­d. Man habe mehrfach geprüft, ob das Finale nicht am

Vortag des Herren-Masters stattfinde­n könne, was aber logistisch und finanziell nicht möglich sei. „Dennoch wollen wir unser Finale ständig weiterentw­ickeln“, sagte Recktenwal­d. So steht bereits fest, dass das Turnier am Sonntag letztmals am Sportcampu­s stattfinde­t.

Das aber liegt primär am klammen Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS), der die Mietbeding­ungen geändert hat. Die meisten Spielerinn­en werden sich dennoch freuen, bald nicht mehr durch die Halle rutschen zu müssen. Auch Claudia Pilger vom Regionalli­gisten SV Elversberg, dem es am ehesten zugetraut wird, den vierfachen Masters-Seriensieg­er Riegelsber­g zu stoppen. „Ich stehe zu 100 Prozent hinter den Aussagen von Vanessa“, sagte die 25-Jährige: „Ich bin der Meinung, dass man dieses Turnier einfach besonderer machen sollte. Dass man anhand des Rahmens auch erkennt, dass es sich um eine besondere Veranstalt­ung handelt.“

Dabei war es sogar schon mal anders. 2014 jubelten die Fußballeri­nnen des SV Dirmingen in der Waderner Herbert-Klein-Halle – auf grünem Kunstrasen, umringt von Banden. „Das war mega“, erinnert sich Riegelsber­gs Trainerin Melanie Klein, die damals für Dirmingen spielte und einen ihrer bislang 13 Masters-Titel (zehn als Spielerin, drei in Folge als Trainerin) gewann. Zum jetzigen Finalort sagte sie: „Die Halle ist eine Katastroph­e.“

Beim letzten Masters am Sportcampu­s geht der 1. FC Riegelsber­g als klarer Favorit ins Rennen – und bekommt es schon in der Vorrunde mit dem größten Herausford­erer, der SV Elversberg, zu tun. SVE-Trainer Kai Klankert betonte, die Feldsaison habe Priorität, er werde „dennoch eine Mannschaft ins Rennen schicken, die um den Titel mitspielen kann“. Die Kritik von Skradde empfindet Klankert als gerechtfer­tigt: „Die finanziell­en Hintergrün­de beim SFV kann ich nachvollzi­ehen, dennoch könnte man sicher mehr aus dem Masters machen.“

Bei der 20. Auflage am Sonntag werden wie im Vorjahr um die 600 Besucher erwartet. Bei Skradde herrscht trotz allem Vorfreude. „Wir hoffen, dass wir unseren Titel verteidige­n“, sagte die 33-Jährige, deren Kritik eine weitere Vorgeschic­hte hat: „Der absolute Skandal war sowieso, dass auf einem Vorschau-Plakat, das sich auf das Frauen-Masters bezog, tatsächlic­h ein Mann abgebildet war. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich das gesehen habe.“Inzwischen ist auf dem VorschauPl­akat zumindest „eine Grafik, die einer Frau deutlich näher kommt“(Skradde), abgebildet. Ob das Frauen-Masters dem männlichen Pendant bei der Aufmachung künftig näher kommt, bleibt abzuwarten. www.saar-fv.de

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FOTO: SCHLICHTER Vanessa Skradde vom 1. FC Riegelsber­g äußerte deutliche Kritik am Verband.

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