Deutliche Kritik am Verband für das Frauen-Masters
Vanessa Skradde vom 1. FC Riegelsberg erhält nach öffentlichem Post über Halle und Aufmachung viel Zuspruch. SFV verspricht Besserung.
SAARBRÜCKEN (bene) Das Volksbanken-Hallenmasters des Saarländischen Fußballverbands (SFV) war erneut ein großer Höhepunkt im Saarfußball. Ende Januar verfolgten 3201 Zuschauer in der Saarlandhalle das Endturnier der Männer – darunter auch Vanessa Skradde, Ex-Bundesliga-Spielerin des 1. FC Saarbrücken und jetzt für Regionalligist 1. FC Riegelsberg aktiv. Die 33-Jährige war begeistert: „Allein die Präsentation der Spieler, die Lichtershow am Anfang und die namentliche Nennung jedes Einzelnen – das war schon ein Erlebnis.“
Wenn am Sonntag (ab 13 Uhr) das Masters bei den Frauen ansteht, wird es weit weniger pompös zugehen. Allein der Austragungsort in der Multifunktionshalle am Saarbrücker Sportcampus stößt mancher Akteurin sauer auf – auch Skradde: „In der Halle rutscht man krass. Ich musste beim letzten Mal sogar Haarspray unter die Schuhe sprühen.“
Skradde hat den Verband für die
Aufmachung des Frauen-Masters vor ein paar Tagen öffentlich kritisiert. In den sozialen Medien machte sie ihrem Ärger Luft, ihr Beitrag bei Facebook wurde 150 Mal geteilt. „Wir, der Frauenfußball im Saarland, spielen den identischen
Wettbewerb – nur leider unter ganz anderen Bedingungen“, monierte Skradde darin. Keine Rundumbande, kein Kunstrasen, stattdessen eine Halle mit rutschigem Boden. Jedem sei bewusst, dass Zuschauerzahlen und Popularität des Masters bei Frauen und Männern nicht vergleichbar sind, sagte Skradde. Ihr gehe es auch nicht darum, beides gleich aufzuziehen – aber: „Im Vergleich zu vor einigen Jahren sind wir doch heute, im Jahr 2024, mit dem Frauenfußball gut vorangekommen. Eine Rundumbande mit Kunstrasen wäre schon mal ein großer Schritt in die richtige Richtung.“
Sie habe den Verband schon mehrfach direkt angeschrieben – doch erst jetzt, nach ihrem InternetPost, kam eine Stellungnahme. Die Ausrichtung des Frauenmasters sei mit viel ehrenamtlicher Arbeit verbunden, erläuterte darin VerbandsVertreterin Nicole Recktenwald als Vorsitzende vom Verbandsausschuss für Frauen- und Mädchenfußball. Der große Unterschied fuße auf finanziellen Gründen.
„Wir wollen die Kritik nicht unkommentiert lassen. Es wird aber vergessen, welche Gelder bei Frauen und Männern jeweils im Spiel sind. Wir würden das Frauenturnier sehr gerne größer aufziehen“, sagte Recktenwald. Man habe mehrfach geprüft, ob das Finale nicht am
Vortag des Herren-Masters stattfinden könne, was aber logistisch und finanziell nicht möglich sei. „Dennoch wollen wir unser Finale ständig weiterentwickeln“, sagte Recktenwald. So steht bereits fest, dass das Turnier am Sonntag letztmals am Sportcampus stattfindet.
Das aber liegt primär am klammen Landessportverband für das Saarland (LSVS), der die Mietbedingungen geändert hat. Die meisten Spielerinnen werden sich dennoch freuen, bald nicht mehr durch die Halle rutschen zu müssen. Auch Claudia Pilger vom Regionalligisten SV Elversberg, dem es am ehesten zugetraut wird, den vierfachen Masters-Seriensieger Riegelsberg zu stoppen. „Ich stehe zu 100 Prozent hinter den Aussagen von Vanessa“, sagte die 25-Jährige: „Ich bin der Meinung, dass man dieses Turnier einfach besonderer machen sollte. Dass man anhand des Rahmens auch erkennt, dass es sich um eine besondere Veranstaltung handelt.“
Dabei war es sogar schon mal anders. 2014 jubelten die Fußballerinnen des SV Dirmingen in der Waderner Herbert-Klein-Halle – auf grünem Kunstrasen, umringt von Banden. „Das war mega“, erinnert sich Riegelsbergs Trainerin Melanie Klein, die damals für Dirmingen spielte und einen ihrer bislang 13 Masters-Titel (zehn als Spielerin, drei in Folge als Trainerin) gewann. Zum jetzigen Finalort sagte sie: „Die Halle ist eine Katastrophe.“
Beim letzten Masters am Sportcampus geht der 1. FC Riegelsberg als klarer Favorit ins Rennen – und bekommt es schon in der Vorrunde mit dem größten Herausforderer, der SV Elversberg, zu tun. SVE-Trainer Kai Klankert betonte, die Feldsaison habe Priorität, er werde „dennoch eine Mannschaft ins Rennen schicken, die um den Titel mitspielen kann“. Die Kritik von Skradde empfindet Klankert als gerechtfertigt: „Die finanziellen Hintergründe beim SFV kann ich nachvollziehen, dennoch könnte man sicher mehr aus dem Masters machen.“
Bei der 20. Auflage am Sonntag werden wie im Vorjahr um die 600 Besucher erwartet. Bei Skradde herrscht trotz allem Vorfreude. „Wir hoffen, dass wir unseren Titel verteidigen“, sagte die 33-Jährige, deren Kritik eine weitere Vorgeschichte hat: „Der absolute Skandal war sowieso, dass auf einem Vorschau-Plakat, das sich auf das Frauen-Masters bezog, tatsächlich ein Mann abgebildet war. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich das gesehen habe.“Inzwischen ist auf dem VorschauPlakat zumindest „eine Grafik, die einer Frau deutlich näher kommt“(Skradde), abgebildet. Ob das Frauen-Masters dem männlichen Pendant bei der Aufmachung künftig näher kommt, bleibt abzuwarten. www.saar-fv.de