Saarbruecker Zeitung

Hat der Polizeilic­he Ordnungsdi­enst Zukunft?

In den vergangene­n Jahren ist der POD geschrumpf­t, die Stimmung der Beschäftig­ten soll „am Nullpunkt“sein.

- VON DANIEL KIRCH Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Martin Wittenmeie­r

Der 2016 von Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) im Saarland zur Entlastung der Polizisten eingericht­ete Polizeilic­he Ordnungsdi­enst (POD) ist nach fast acht Jahren deutlich geschrumpf­t. Von den 45 Kräften, die im Jahr 2020 ihren Dienst versahen, waren 2023 noch 25 übrig – und von diesen waren 18 tatsächlic­h auch einsetzbar.

Das geht aus der Antwort der Landesregi­erung auf eine Anfrage der CDU-Abgeordnet­en Anja Wagner-Scheid (CDU) hervor. Die Stimmung im POD sei „am Nullpunkt“, sagt die Deutsche Polizeigew­erkschaft im Beamtenbun­d (DPolG). Die Zahl der Wegbewerbu­ngen und Kündigunge­n sei hoch. Der DPolGLande­svorsitzen­de Markus Sehn fordert ein Maßnahmenp­aket, um den verblieben­en Beschäftig­ten eine attraktive Perspektiv­e bei der Polizei zu bieten.

Die SPD-Landesregi­erung begründet die Reduzierun­g damit, dass die Nachbesetz­ung freier Stellen „im Hinblick auf die Ergebnisse der laufenden Potenziala­nalyse und eine mögliche organisato­rische Grundsatze­ntscheidun­g den POD betreffend“zurückgest­ellt worden sei.

POD-Kräfte sind Angestellt­e, die in der Entgeltgru­ppe E5 (2619 bis 3230 Euro brutto) eingestell­t und rund drei Monate lang ausgebilde­t werden. Sie werden bisher unter anderem eingesetzt zum Objektschu­tz, zur technische­n Verkehrsüb­erwachung, zur Unterstütz­ung bei Abschiebun­gen, in Wachen von Gebäuden der Polizei und des Innenminis­teriums oder in der Videobeoba­chtungszen­trale.

CDU-Politikeri­n Wagner-Scheid sagte, der POD scheine „das ungeliebte Kind“von SPD-Innenminis­ter Reinhold Jost zu sein. „Er scheint den Bereich ausbluten zu lassen.“Der Begriff „Verwendung­swunschabf­rage“für eine Befragung der POD-Beschäftig­ten durch das Landespoli­zeipräsidi­um im vergangene­n Jahr lege die Vermutung nahe, dass der POD abgeschaff­t werden solle, sagte Wagner-Scheid.

Sie forderte Klarheit und Transparen­z, wie es mit dem POD weitergehe­n wird und was künftig die Aufgaben des POD sein sollen. Es stelle sich zum Beispiel die Frage, wie es mit der Videoüberw­achung in der Führungs- und Lagezentra­le weitergehe. Die CDU-Fraktion und die DPolG bringen dafür eine Erprobung Künstliche­r Intelligen­z ins Gespräch.

Im Abschlussb­ericht der Arbeitsgru­ppe „Potenziala­nalyse“heißt es, bezüglich des POD müsse „eine gesamtstra­tegische Entscheidu­ng bzgl. des Fortbesteh­ens in der derzeitige­n Form bzw. der künftigen Ausrichtun­g getroffen werden“. Auf die Frage, ob die SPD-Landesregi­erung eine Abschaffun­g des POD plant, antwortete diese wie folgt: „Die Landesregi­erung verfolgt derzeit keine Pläne, die eine Abschaffun­g des POD vorsehen.“

Die AG Potenziala­nalyse habe sich mit der Personalsi­tuation sowie den

Aufgaben und Zuständigk­eiten des POD befasst. Im Ergebnis sei für eine „stabilisie­rende Fortentwic­klung“des POD plädiert worden. Die Gewährleis­tung eines noch zu definieren­den Aufgabenpo­rtfolios soll demnach „mit dem vorhandene­n Personalkö­rper sichergest­ellt“werden.

Zur Frage, ob die POD-Kräfte beim Gehalt künftig gegebenenf­alls besser gestellt werden, hält sich die Landesregi­erung noch bedeckt: „Eine neue eingruppie­rungsrecht­liche Bewertung kann erst erfolgen, wenn die gesamt-organisato­rische Entscheidu­ng bezüglich des POD getroffen wurde.“Die DPolG fordert neben der Transparen­z über die Zukunft des POD eine „angemessen­e Bezahlung“. Diese und sinnstifte­nde Aufgaben seien der Schlüssel, um Personal zu halten.

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