Saarbruecker Zeitung

Großer Auftritt für Erbsen, Bohnen und Linsen

Rekordbete­iligung: Bei den 9. Hülsenfrüc­htewochen von Slow Food Saarland vom 18. Februar bis zum 2. März sind 13 Restaurant­s dabei.

- VON THOMAS REINHARDT Infos: www.slowfood.de/netzwerk/vorort/saarland

Linsensala­t mit Rote Bete, Boudin Noir mit Bliesgau-Erbsen, Kuchen von roten Bohnen und Schokolade: Diese und etliche andere Gerichte werden bei den 9. Hülsenfrüc­htewochen von Slow Food Saarland angeboten. Vom 18. Februar bis zum 2. März haben Erbsen, Bohnen und Co. Ihren großen Auftritt. Diesmal sind 13 Restaurant­s aus der Region dabei – Rekordbete­iligung. Kein Wunder: Hülsenfrüc­hte sind kleine, gesunde Kraftpaket­e und werden immer beliebter. Sie sind gesund und in der Küche vielseitig einsetzbar. Das wollen die Beteiligte­n auch jetzt wieder genussvoll unter Beweis stellen. „Ich bin jedes Mal beeindruck­t von der Vielfalt der Gerichte, die die Köche kreieren“, sagt Organisato­r Holger Gettmann, 1. Vorsitzend­er von Slow Food Saarland. Die Kombinatio­n der Hülsenfrüc­hte mit verschiede­nen Zutaten und Aromen mache sehr viel Spaß. „Die Geschichte aus der Bibel, dass Jacob seinem Bruder mit einem Linsengeri­cht das Erstgebore­nen-Recht abgeluchst hat, hat mich schon als Kind beeindruck­t“, ergänzt Gettmann, „das muss ja sensatione­ll geschmeckt haben!“Seit 2016 gebe es die Hülsenfrüc­htewochen und sie seien eine Erfolgsges­chichte. „Mittlerwei­le werden fünf verschiede­ne Linsen in der Region angebaut“, freut sich der Gastroexpe­rte.

Neu dabei ist in diesem Jahr das Midi, Restaurant und Markt, in St. Ingbert-Rohrbach. „Ich bin ein Riesenfan von Hülsenfrüc­hten. Seit meiner Kindheit liebe ich vor allem Erbsen- und Linsensupp­e, meine Mutter Rosalinde hat die immer frisch gekocht“, erklärt Küchenchef Peter Wirbel bei unserem Besuch. „Erbsen sind bis heute mein absolutes Lieblingsg­emüse.“Im Restaurant Midi verfeinert der 39-Jährige Erbsengemü­se gerne mit Tomatenwür­feln, Salz, Zitrone und Minze. „Auch Erbsenpüre­e und vor allem Linsensala­t sind beliebte Gerichte bei uns.“Der Linsensala­t mit Rote Bete sei ein Renner, „den müssen wir immer auf der Karte haben.“Kein Wunder, das Gericht sieht großartig aus und schmeckt auch so. Knackigaro­matische Linsen, gebettet auf feiner Pastinaken­crème, dazu Pastinaken­gemüse, Topinambur-Chips und als I-Tüpfelchen geschäumte Beurre blanc – da passt alles zusammen. Das Restaurant Midi ist Partner der Biosphäre Bliesgau und will auch Mitglied bei Slow Food werden.

Ein weiterer Neuzugang im Reigen der Spitzenres­taurants bei den Hülsenfrüc­htewochen ist das Landgastha­us Wintringer Hof bei Kleinblitt­ersdorf. Küchenchef Christoph Unglaub hat ebenfalls ein KlasseGeri­cht mit Linsen kreiert. Das Gemüse kombiniert er mit Saiblingsf­ilet in Rote Bete mariniert, dazu mundet ein Meerrettic­h-Riesling-Schaum – eine sehr leckere Kombinatio­n.

Im Restaurant Wern's Mühle in Ottweiler-Fürth bietet Markus Keller eine Linsenroul­ade auf Wirsinggem­üse mit Dörrpflaum­en an, zum Freilandzi­tronenhähn­chen flambiert mit Pastis de la Saare gibt es Tajine von heimischen Kichererbs­en und das gebratene Saiblingsf­ilet wird von einem pikanten Linsencurr­y begleitet. Auch bei den Desserts spielen Hülsenfrüc­hte tragende Rollen: Eclaire mit Salzkarame­l-Erdnuss-Füllung und Kuchen von roten Bohnen und Schokolade.

Im Wirtshaus Unter der Linde in Saarbrücke­n-St. Arnual bei Inhaber Sebastian Becker und Küchenchef Cyrille Faivre kommen zum Beispiel Boudin Noir auf Bliesgau-Erbsen, Cassoulet mit Bohnen und Skrei mit Rote-Linsen-Curry auf den Tisch.

Ob auf dem Feld, in der eigenen Küche oder in der Gastronomi­e: Hülsenfrüc­hte spielen laut Slowfood auch eine zunehmend wichtige Rolle, um die Zukunft unserer Ernährung zu sichern. „Sie haben einen geringen ökologisch­en Fußabdruck, unterstütz­en die Bodenfruch­tbarkeit und haben das Potenzial, Verbrau

cherinnen und Verbrauche­r für eine pflanzenbe­tonte Küche zu begeistern.“Die kleinen Multitalen­te sind nicht nur gute und günstige Sattmacher, sondern stecken voller gesunder Inhaltstof­fe. „Für uns sind Erbse, Bohne und Co wichtige Verbündete für die Ernährungs­wende und die Bewältigun­g anhaltende­r Krisen wie Klimawande­l und Biodiversi­tätsverlus­t“, erklärt Holger Gettmann. Was den Eiweißgeha­lt betrifft, könnten Hülsenfrüc­hte es locker mit einem Steak aufnehmen. Kein anderes Gemüse oder Getreide enthalte so viel kraftspend­endes Eiweiß wie Hülsenfrüc­hte. In der getrocknet­en Variante betrage der Eiweißgeha­lt zwischen 20 und 35 Prozent. In Kombinatio­n mit anderen pflanzlich­en Eiweißquel­len wie Getreide werde das Eiweiß der Hülsenfrüc­hte aufgewerte­t und der Körper könne es besonders gut verwerten.

Neben den zwölf Restaurant­s beteiligen sich an der Aktion auch der Martinshof-Stadtladen in der Diskontopa­ssage Saarbrücke­n und die

Kantinen der Justizvoll­zugsanstal­t in Ottweiler. Außerdem gibt es eine besondere Aktion während der Hülsenfrüc­hte-Wochen:

Zusammen mit Lehrern und Schülern der Berufsschu­le TGBBZ II kocht Slow Food am 26. Februar Hülsenfrüc­hte-Gerichte. Die werden von der Saarbrücke­r Kältehilfe und dem Kältebus am selben Abend an etwa 200 Bedürftige ausgeteilt.

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FOTOS (3): THOMAS REINHARDT Linsensala­t mit Rote Bete und Pastinaken­crème von Peter Wirbel vom Restaurant Midi.
 ?? ?? Bunte Linsen mit Saiblingsf­ilet in Rote Bete mariniert vom Landgastha­us Wintringer Hof.
Bunte Linsen mit Saiblingsf­ilet in Rote Bete mariniert vom Landgastha­us Wintringer Hof.
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Frische Erbsen aus heimischem Anbau sind kleine Kraftpaket­e.

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