„Die Nosferatu-Spinne ist für den Menschen harmlos“
Sie ist groß und hat eine markante Rückenzeichnung – die Nosferatu-Spinne fühlt sich auch im Saarland zunehmend heimisch.
Diese Spinne ist unübersehbar. Sie ist dunkel und erreicht eine beachtliche Größe von sechs bis acht Zentimetern. Doch vor allem ihre markante Rückenzeichnung hinterlässt beim Beobachter einen bleibenden Eindruck. Sie erinnert an den Vampir Nosferatu aus den gleichnamigen Filmen von Friedrich Wilhelm Murnau (1922) und Werner Herzog (1979). Nosferatu ist auch Namensgeber des Tiers.
Die Nosferatu-Spinne scheint sich im Saarland zum Dauergast zu entwickeln. Hat das „Naturgucker“-Portal des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) für das Jahr 2021 lediglich eine Sichtung verzeichnet, so ist diese Zahl seitdem regelrecht explodiert. Ein Blick in die Statistik verrät, dass es im Jahr 2023 35 Sichtungen gab – 2022 waren es sogar 123 Sichtungen.
Auffällig ist, dass sich die Sichtungen gleichmäßig über das Jahr verteilen. So ist die Nosferatu-Spinne in der ersten Jahreshälfte 2023 17mal gesehen worden. In der zweiten Jahreshälfte 2023 ist die Anzahl der Sichtungen mit 18 ähnlich hoch. Zu den Hochburgen der NosferatuSpinne im Saarland zählen laut dem „Naturgucker“-Portal der Regionalverband Saarbrücken (19 Sichtungen), der Landkreis Saarlouis (acht) sowie der Saarpfalz-Kreis (sieben).
Das Spinnentier stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, wie Matthias Weber, Pressesprecher des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz, erklärt. Die Nosferatu-Spinne sei gerade dabei, ihr Territorium in Richtung Norden auszuweiten – und mittlerweile auch an der Saar ansässig. Mit weiteren Sichtungen sei daher zu rechnen.
Über die Ausbreitungswege der Nosferatu-Spinne sagt Weber: „Es kommt generell immer mal wieder auch natürlich vor, dass Arten in Austausch sind, zum Beispiel als Eier im Gefieder von Zugvögeln – oder durch Menschen, Transportkisten oder Verkehrsmitteln entlang Handelswegen verfrachtet werden.“Er betont zugleich, dass von der Spinne keine Gefahr für die heimischen Lebensräume ausgehe: „Sie würde sich die Nische mit anderen schon heimischen Arten teilen.“
Zudem könne von einer invasiven Ausbreitung der Nosferatu-Spinne nicht die Rede sein, wie Weber betont. Er sieht eher eine „leichte Zunahme auf kleinem Niveau“. Zudem stehe die Frage im Raum, ob tatsächlich die Zahl der Spinnen zugenommen habe oder lediglich die Zahl der Sichtungen. In diesem Zusammenhang lobt er den Nabu für dessen ehrenamtliches Engagement bei der Beobachtung der Spinne.
Die Nosferatu-Spinne, die Weber als „groß und auffällig“beschreibt, nistet sich gerne in Häusern ein. Doch was tun, wenn das eigene Heim davon betroffen ist? „Sollte sich eine Spinne im Wohnbereich wiederfinden, empfehlen wir sie lebend einzufangen und zu entfernen“, rät Weber. Zu diesem Zweck empfehle sich der Einsatz eines handelsüblichen Insekten- oder Spinnenfängers.
Hausbesitzer sollten das Tier aus sicherer Entfernung heraus einfangen. Im nächsten Schritt wird die Spinne entweder in den eigenen Garten oder eine Grünfläche außerhalb des Hauses verbracht. Generell weist Weber auf die Regeln des allgemeinen Artenschutzes hin, „wonach es verboten ist, wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten“. Diese gelten nämlich auch für die Nosferatu-Spinne.
Ob sich die Nosferatu-Spinne außerhalb der Wärme der Häuser im Freiland nachhaltig etablieren könne, sei indes noch unklar, stellt Weber heraus. Generell rät er zu einem sachlichen Umgang mit der neuen Art: „Die Nosferatu-Spinne ist für den Menschen harmlos.“
Ihr Biss löst eine ähnliche Reaktion aus wie ein Mücken-, Wespen oder Bienenstich. Allergische Reaktionen sind laut Weber bislang nicht bekannt. Er betont zudem, dass die Spinne nur dann zubeißt, wenn sie massiv bedroht werde. Dementsprechend beschreibt er die Nosferatu-Spinne als „für Menschen harmlos und friedfertig“.
Es ist Weber auch ein Anliegen, den Stellenwert der Spinnentiere für unser Ökosystem herauszustellen: „Grundsätzlich sei an dieser Stelle auch darauf hingewiesen, dass Spinnen als Jäger von Insekten eine äußerst wichtige Rolle im Ökosystem einnehmen.“Überdies seien die Natur und das Artenvorkommen immer in Bewegung.