Blitzer spülen der Stadt viel Geld in die Kasse
Viele Autofahrer hassen Blitzer. Doch sie sind nötig, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Jetzt liegen neue Zahlen für die Stadt Saarbrücken vor. Es geht um mehrere Millionen Euro.
„Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit“, „nach Toleranzabzug“, „Verwarnungsgeld“– wer dies und mehr lesen muss in einem offiziellen Brief, dazu ein Foto von sich beim Autofahren sehen kann, hat ein Problem. Und muss zahlen. 40 statt 30 Stundenkilometer, 62 statt 50 – jeden Tag werden in Saarbrücken Temposünder überführt. Viele, viele Male. Rein rechnerisch passiert es täglich über 100 Mal – allein an den fest installierten Tempomesssäulen in der Landeshauptstadt.
Die sind zwar inzwischen allgemein bekannt, etwa die Säulen in der Camphauser Straße Höhe Saarlandhalle, in der Talstraße oder in der Egon-Reinert-Straße in Höhe der Willi-Graf-Schulen. Diese Säule wurde in der Vergangenheit mehrfach geteert und gefedert. Die Zahl der an diesen Säulen erfassten Fälle sinkt, da die Autofahrenden die Säulen jetzt kennen und angepasst fahren. Von rund 160 000 auf zuletzt „nur“noch knapp 39 000 Fälle. Dennoch kommt dadurch immer noch eine erkleckliche Summe für die Stadtkasse zusammen. Im Jahr 2023 waren es nach Angaben der Stadtpressestelle genau rund 830 000 Euro. Ein Jahr davor war es noch deutlich mehr gewesen: 1,12 Millionen Euro aus fast 47 000 Verfahren.
Die Stadt wird nicht müde zu betonen, dass die Blitzer dazu dienen, den Verkehr sicherer zu machen. Sie seien nicht im Einsatz, um Gewinne zu erzielen. Auf SZ-Anfrage heißt es dazu: „Die Landeshauptstadt Saarbrücken nimmt die Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger sehr ernst. Ein Augenmerk liegt dabei auf der Sicherheit im Straßenverkehr. Diese zu erhöhen, ist das oberste Ziel der Verkehrsüberwachung. Zu diesem Zweck führen wir Geschwindigkeitskontrollen durch.“Und zwar nicht nur mit stationären Blitzern, sondern immer häufiger auch mit mobilen Geräten.
In der mobilen Geschwindigkeitsmessung sind in Saarbrücken seit einiger Zeit zwei Blitzeranhänger (so genannte „Enforcement-Trailer“) sowie zusätzlich zwei kleinere Messgeräte im Einsatz. Sie gehören nicht der Stadt, sondern werden angemietet, weil das einige Vorteile hat, so sind Leihgeräte, Versicherung und Wartungskosten im Preis enthalten. Die weitere Miete der beiden kleineren Geräte war Thema im jüngsten Stadtrat. Der Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) wurde dabei einstimmig ermächtigt, zunächst
für die Dauer von einem Jahr neue Mietverträge abzuschließen. Wie schon zuvor mit der Era GmbH aus Heilbronn, einem Spezialisten auf dem Gebiet der Tempomessung, der das günstigste Angebot abgegeben hatte. Im Vergleich zur Konkurrenz spart die Stadt so mindestens 40 000 Euro. In Summe kosten die beiden kleineren Blitzer Saarbrücken für ein Jahr rund 72 000 Euro.
Schaut man sich die Einnahmen an, die mit den beiden Geräten erzielt werden, ist das – neben der Verbesserung der Verkehrssicherheit – ein lohnendes Geschäft. Auf Nachfrage teilt die Stadt mit, dass
im vergangenen Jahr mit den kleineren Blitzern 346 850 Euro „generiert“wurden. Im Jahr 2022 war es mit 305 140 Euro noch klar weniger. Vielleicht noch interessanter ist die Entwicklung bei den wuchtigen Blitzeranhängern, auch „Panzerblitzer“genannt. Davon sind aktuell ebenfalls zwei angemietet. Die Stadt bewertet sie früheren Angaben nach als „sehr positiv“. Seit sie im Einsatz sind, sei „insbesondere an den Gefahrenstellen, an denen die Trailer regelmäßig postiert werden, eindeutig eine umsichtigere Fahrweise vieler Autofahrer zu erkennen“. Da die Anhänger auch an Wochenen
den, Feiertagen, und nachts „personalneutral“kontrollieren könnten, werde gerade nächtliches Rasen verhindert, was auch den Lärm in der Stadt verringere.
2021 führten die beiden Panzerblitzer zu Einnahmen von rund 470 000 Euro, 2022 war es mehr als eine Million Euro – und 2023 jetzt 1,31 Millionen Euro. Zusammengerechnet sind es damit annähernd 2,5 Millionen Euro, die die Stadt Saarbrücken mit Geschwindigkeitskontrollen auf ihren Straßen einnimmt.
Inzwischen sieht man die Blitzer immer häufiger auch in der Innenstadt, die im Rahmen eines Modellprojekts zu einer zusammenhängenden Tempo-30-Zone geworden ist. 60 neue Verkehrsschilder wurden dafür im vergangenen Frühjahr installiert. Die nicht unumstrittene Maßnahme, die Teil eines Bundesforschungsprojektes ist, soll die Verkehrssicherheit erhöhen und die Lärmbelastung senken. Zunächst war für einige Zeit auf Geschwindigkeitskontrollen verzichtet worden, seit Mai 2023 aber gibt es diese an verschiedenen Stellen, erklärt die Stadtpressestelle. Schon allein bis Ende August wurden bei 30 Messungen mehr als 16 000 Temposünder in City-Zone erwischt.