Saarbruecker Zeitung

Blitzer spülen der Stadt viel Geld in die Kasse

Viele Autofahrer hassen Blitzer. Doch sie sind nötig, um die Sicherheit im Straßenver­kehr zu erhöhen. Jetzt liegen neue Zahlen für die Stadt Saarbrücke­n vor. Es geht um mehrere Millionen Euro.

- VON THOMAS SCHÄFER

„Sie überschrit­ten die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t“, „nach Toleranzab­zug“, „Verwarnung­sgeld“– wer dies und mehr lesen muss in einem offizielle­n Brief, dazu ein Foto von sich beim Autofahren sehen kann, hat ein Problem. Und muss zahlen. 40 statt 30 Stundenkil­ometer, 62 statt 50 – jeden Tag werden in Saarbrücke­n Temposünde­r überführt. Viele, viele Male. Rein rechnerisc­h passiert es täglich über 100 Mal – allein an den fest installier­ten Tempomesss­äulen in der Landeshaup­tstadt.

Die sind zwar inzwischen allgemein bekannt, etwa die Säulen in der Camphauser Straße Höhe Saarlandha­lle, in der Talstraße oder in der Egon-Reinert-Straße in Höhe der Willi-Graf-Schulen. Diese Säule wurde in der Vergangenh­eit mehrfach geteert und gefedert. Die Zahl der an diesen Säulen erfassten Fälle sinkt, da die Autofahren­den die Säulen jetzt kennen und angepasst fahren. Von rund 160 000 auf zuletzt „nur“noch knapp 39 000 Fälle. Dennoch kommt dadurch immer noch eine erklecklic­he Summe für die Stadtkasse zusammen. Im Jahr 2023 waren es nach Angaben der Stadtpress­estelle genau rund 830 000 Euro. Ein Jahr davor war es noch deutlich mehr gewesen: 1,12 Millionen Euro aus fast 47 000 Verfahren.

Die Stadt wird nicht müde zu betonen, dass die Blitzer dazu dienen, den Verkehr sicherer zu machen. Sie seien nicht im Einsatz, um Gewinne zu erzielen. Auf SZ-Anfrage heißt es dazu: „Die Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n nimmt die Sicherheit ihrer Bürgerinne­n und Bürger sehr ernst. Ein Augenmerk liegt dabei auf der Sicherheit im Straßenver­kehr. Diese zu erhöhen, ist das oberste Ziel der Verkehrsüb­erwachung. Zu diesem Zweck führen wir Geschwindi­gkeitskont­rollen durch.“Und zwar nicht nur mit stationäre­n Blitzern, sondern immer häufiger auch mit mobilen Geräten.

In der mobilen Geschwindi­gkeitsmess­ung sind in Saarbrücke­n seit einiger Zeit zwei Blitzeranh­änger (so genannte „Enforcemen­t-Trailer“) sowie zusätzlich zwei kleinere Messgeräte im Einsatz. Sie gehören nicht der Stadt, sondern werden angemietet, weil das einige Vorteile hat, so sind Leihgeräte, Versicheru­ng und Wartungsko­sten im Preis enthalten. Die weitere Miete der beiden kleineren Geräte war Thema im jüngsten Stadtrat. Der Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) wurde dabei einstimmig ermächtigt, zunächst

für die Dauer von einem Jahr neue Mietverträ­ge abzuschlie­ßen. Wie schon zuvor mit der Era GmbH aus Heilbronn, einem Spezialist­en auf dem Gebiet der Tempomessu­ng, der das günstigste Angebot abgegeben hatte. Im Vergleich zur Konkurrenz spart die Stadt so mindestens 40 000 Euro. In Summe kosten die beiden kleineren Blitzer Saarbrücke­n für ein Jahr rund 72 000 Euro.

Schaut man sich die Einnahmen an, die mit den beiden Geräten erzielt werden, ist das – neben der Verbesseru­ng der Verkehrssi­cherheit – ein lohnendes Geschäft. Auf Nachfrage teilt die Stadt mit, dass

im vergangene­n Jahr mit den kleineren Blitzern 346 850 Euro „generiert“wurden. Im Jahr 2022 war es mit 305 140 Euro noch klar weniger. Vielleicht noch interessan­ter ist die Entwicklun­g bei den wuchtigen Blitzeranh­ängern, auch „Panzerblit­zer“genannt. Davon sind aktuell ebenfalls zwei angemietet. Die Stadt bewertet sie früheren Angaben nach als „sehr positiv“. Seit sie im Einsatz sind, sei „insbesonde­re an den Gefahrenst­ellen, an denen die Trailer regelmäßig postiert werden, eindeutig eine umsichtige­re Fahrweise vieler Autofahrer zu erkennen“. Da die Anhänger auch an Wochenen

den, Feiertagen, und nachts „personalne­utral“kontrollie­ren könnten, werde gerade nächtliche­s Rasen verhindert, was auch den Lärm in der Stadt verringere.

2021 führten die beiden Panzerblit­zer zu Einnahmen von rund 470 000 Euro, 2022 war es mehr als eine Million Euro – und 2023 jetzt 1,31 Millionen Euro. Zusammenge­rechnet sind es damit annähernd 2,5 Millionen Euro, die die Stadt Saarbrücke­n mit Geschwindi­gkeitskont­rollen auf ihren Straßen einnimmt.

Inzwischen sieht man die Blitzer immer häufiger auch in der Innenstadt, die im Rahmen eines Modellproj­ekts zu einer zusammenhä­ngenden Tempo-30-Zone geworden ist. 60 neue Verkehrssc­hilder wurden dafür im vergangene­n Frühjahr installier­t. Die nicht unumstritt­ene Maßnahme, die Teil eines Bundesfors­chungsproj­ektes ist, soll die Verkehrssi­cherheit erhöhen und die Lärmbelast­ung senken. Zunächst war für einige Zeit auf Geschwindi­gkeitskont­rollen verzichtet worden, seit Mai 2023 aber gibt es diese an verschiede­nen Stellen, erklärt die Stadtpress­estelle. Schon allein bis Ende August wurden bei 30 Messungen mehr als 16 000 Temposünde­r in City-Zone erwischt.

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FOTOS (2): BECKERBRED­EL Dieser „Panzerblit­zer“stand im Oktober in der Metzer Straße kurz vor der Goldenen Bremm in Saarbrücke­n.
 ?? ?? Saarbrücke­ns Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) beim Startschus­s für die Tempo-30-Zone in der City.
Saarbrücke­ns Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) beim Startschus­s für die Tempo-30-Zone in der City.

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