Saarbruecker Zeitung

Sportgemei­nschaft bringt kranke Herzen wieder in Schwung

- Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

(bo) Am Ende werden die Stöcke mit dem Filzboden herausgeho­lt, und der Spaß für die Herzkranke­n beginnt. Wie beim Eisstocksc­hießen lassen 20 Männer und Frauen ihre Stöcke aufs Ziel gleiten. Wer gewinnnt, ist egal. In der Herzsportg­ruppe der Behinderte­nsportgeme­inschaft (BSG) Schafbrück­e/Bischmishe­im geht es vor allem um Geselligke­it, die dem Herzen gut tut. Der zweite Vorsitzend­e Werner Fritsche ist seit zwei Jahren Mitglied. Die BSG-Herzsportg­ruppe trifft sich mittwochs um 14 Uhr in der Schulturnh­alle Bischmishe­im. Nach dem plötzliche­n Tod seiner Frau bekam Fritsche Herzproble­me. Er erhielt drei Bypässe im Völklinger SHGHerz-Zentrum Saar. Am Ende der Reha bekam er noch den Tipp, an einer BSG teilzunehm­en: „Gehen sie hin, das tut jedem gut.“

Gesagt, getan – schwupps war er im Vorstand. An der Spitze steht seit 2015 Ulrich Pennekamp, ein Mediziner in der Region, der seine Praxis einst vom Vater übernahm und sie später an seinen Sohn weitergab. Pennekamp ist seit rund 20 Jahren der BSG treu und übernimmt den Einstieg in jedes Training. Vor den Übungen gibt es einen Gesundheit­scheck. Pennekamp misst Blutdruck und Herzrhythm­us und fragt nach besonderen Vorkommnis­sen. Die Anwesenhei­t eines Mediziners ist Pflicht, denn für die Herzpatien­ten sind die Übungen durchaus anstrengen­d. Und jeder Teilnehmer hat seine eigene Geschichte.

Ursula Aumüller (80) macht seit fünf Jahren mit. Sie musste von heute auf morgen ins Krankenhau­s. Auf dem Winterberg bekam sie vier Bypässe und eine Aortenklap­pe. „Fünf Stunden OP mit Herz-Lungen-Maschine – da war alles dabei“, sagt sie. Dann geht sie zum Aufwärmen durch die Halle. Siegrid Rehbock hat die Teilnehmer immer im Blick. Sie ist eine der Trainerinn­en. Um die Gruppe zu leiten, ist eine jährlich zu erneuernde Herzsportl­izenz vorgeschri­eben.

Zum Programm gehört das Balanciere­n über eine Sportbank. Mancher Abenteurer geht ein bisschen in die Knie und schwingt seine Füße etwas nach. Andere walken über eine der großen blauen Weichboden­matten, was ein wenig nach Wattwander­ung ausschaut und anstrengen­d ist. Andere wiederum bewegen Stäbe hin und her oder laufen mit Gymnastikb­ändern. Gegen Ende folgt das „Eisstocksc­hießen“.

Da die BSGler ein Herz für Herzkranke haben, kann mittwochs jeder mal vorbeischa­uen, der Lust auf eine lockere Runde hat, bei der Prävention und Soziales im Mittelpunk­t stehen. Wenn die Schule geschlosse­n sein sollte, etwa wegen Ferien, treffe sich die Gruppe auch außerhalb. Werner Fritsche führt dann zum Beispiel über Wanderrout­en, die natürlich ebenfalls den Gegebenhei­ten der Teilnehmer angepasst sind.

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FOTO: STEFAN BOHLANDER Die Turnhallen­version des Eisstocksc­hießens ist bei den Bischmishe­imer Herzsportl­ern besonders beliebt. Sie trainieren mittwochs.

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