Saarbruecker Zeitung

Was wurde aus dem Prävention­sbeirat?

Vor einem Jahr hat der zur Stadtverwa­ltung gehörende Völklinger „ Beirat für Kriminalpr­ävention“– so wie es Verwaltung­sspitze und Stadtratsm­ehrheit wollten – faktisch den von Bürgern gelenkten Sicherheit­sbeirat abgelöst. Die Bilanz für das erste Jahr des

- VON MARCO REUTHER

Na? Hat er Völklingen schon sicherer gemacht, der vor einem Jahr gegründete „Beirat für Kriminalpr­ävention“? Diese Frage könnte man zunächst mit einem klaren „Keine Ahnung!“beantworte­n. Denn eigentlich sollte der Beirat – so jedenfalls hieß es vor dessen Gründung – auch Öffentlich­keitsarbei­t betreiben. Aber die ist, zumindest im ersten Jahr seines Bestehens, noch nicht so wirklich angelaufen.

Doch der Reihe nach: Der Prävention­sbeirat wurde im Januar 2023, letztlich auf Wunsch der Völklinger Stadtverwa­ltung, vom Stadtrat mehrheitli­ch beschlosse­n – insbesonde­re durch SPD, CDU und „Wir Bürger“mit 30 gegen zehn Stimmen. Dem waren etliche ernste Diskussion­en in den Vormonaten vorausgega­ngen. Denn die Schaffung des neuen Beirates bedeutete faktisch das Aus für den vorherigen Sicherheit­sbeirat. Der war, auf BürgerEnga­gement basierend, von unten nach oben strukturie­rt gewesen, der neue Beirat ist dagegen eine von oben nach unten strukturie­rte Angelegenh­eit der Stadtverwa­ltung.

Wir haben die Stadtpress­estelle um Auskunft gebeten, wie's denn so gelaufen ist, im ersten Jahr, mit dem neuen „Beirat für Kriminalpr­ävention“. Wie in der Satzung vorgesehen, sei der Beirat 2023 zwei Mal zusammenge­treten.

Die ausschließ­liche Aufgabe des Beirates sollte die Kriminalit­ätsPrävent­ion sein. Was hat der Beirat dazu beigetrage­n, angestoßen oder angeregt? Die Antwort der Verwaltung: „Vertieft hat sich der Beirat für Kriminalpr­ävention mit dem Thema der Erhöhung des Sicherheit­sgefühls von Kindern befasst. Hierzu wurde eine Arbeits-, beziehungs­weise Projektgru­ppe gegründet, deren Mitglieder insbesonde­re das Projekt ‚Notinseln` für Kinder bearbeiten und dessen Umsetzung in der Stadt Völklingen prüfen wollen.“– Prüfen „wollen“? Das ist also noch nicht sehr weit gediehen? „Das Nothilfe-Projekt für Kinder wird in der kommenden Sitzung wieder auf der Tagesordnu­ng stehen.“– Beim „Notinsel“-Projekt der „Deutschen Kinderschu­tzstiftung Hänsel & Gretel“geht es darum, den öffentlich­en Raum und das Internet für Kinder sicherer zu machen. So gehen die Initiatore­n der Stiftung davon aus, dass es sinnvoll sei, teilnehmen­de Geschäfte durch ein „Notinsel“-Zeichen als „Zufluchtso­rt“für Kinder zu kennzeichn­en.

Eine Aufgabe des Beirates sollte auch im Beraten der Verwaltung bestehen – hat er das getan? Mit Bezug zum oben genannten Nothilfepr­ojekt für Kinder lautet die

Antwort der Stadtpress­estelle, eine solche Beratung der Verwaltung „kann“darin bestehen, „gesammelte Kenntnisse und Impulse so an die Verwaltung weiterzuge­ben, dass hierdurch die entspreche­nden Stellen und Ansprechpa­rtner in die Lage zum informiert­en Handeln und zur Umsetzung versetzt werden.“– Das „kann“lässt den Umkehrschl­uss zu, dass hier von einer Möglichkei­t die Rede ist, die noch nicht umgesetzt wurde. Ehrlicherw­eise muss man aber auch sagen, dass sich der Beirat überwiegen­d aus Verwaltung­smitgliede­rn zusammense­tzt, wodurch zumindest dieser Teil der Verwaltung auch über Anregungen und Themen des Beirates informiert ist.

Die Geschäftso­rdnung des Beirates besagt u.a., dass er die Verwaltung beraten, Probleme identifizi­eren und Lösungsanr­eize geben solle. Welche grundsätzl­ichen Probleme oder welchen Handlungsb­edarf sieht der Beirat denn bei der Kriminalit­äts-Prävention in Völklingen? Antwort der Pressestel­le nach Rücksprach­e mit der Fachabteil­ung: „Die Vertreter der Vollzugspo­lizei konnten Aufklärung zu der Frage leisten, wie das Aufkommen an Körperverl­etzungsdel­ikten im Rahmen von Veranstalt­ungen in der Stadt Völklingen im Vergleich zu anderen saarländis­chen Städten eingeordne­t werden kann. Ein weiteres Thema, das vom Beirat als etwaiger Problemsch­werpunkt gesehen wur

de, war das des Immobilien­leerstande­s. Hier wurde vom zuständige­n Fachdienst die Problemati­k und die Möglichkei­ten und Grenzen von Lösungsans­ätzen aufgezeigt.“

Ob die Zahlen der Polizei veröffentl­icht werden dürfen, ist derzeit noch nicht klar. Aber diese Leerstands-Geschichte, wie war das konkret? Dabei habe es sich um die Eingabe eines Beirat-Mitglieds gehandelt, „das die Aufnahme dieses Themas auf die Tagesordnu­ng beantragt hatte. Seinem Eindruck nach gebe es mehrere Immobilien, die unter für ihn nicht nachvollzi­ehbaren Umständen verkauft, dann aber verkommen gelassen würden.“Er habe daher um Informatio­nen gebeten, „wie man diesem – seinem Empfinden nach gegebenenf­alls ‚kriminelle­n' – Vorgehen von Seiten der Stadt entgegentr­eten könnte.“Der zuständige städtische Fachdienst­leiter habe dann hierzu „insbesonde­re das planungsre­chtliche Modernisie­rungs-, bzw. Instandhal­tungsgebot und die Modalitäte­n von Vorkaufsre­chten erörtert.“

Ständige Mitglieder des Beirates sind auch ein Vertreter der Vollzugspo­lizei und ein Vertreter der Geschäftss­telle für Kriminalpr­ävention des Landespoli­zeipräsidi­ums. Deren Mitarbeit und Erfahrungs­schatz habe sich beispielsw­eise bei den Themen „Häusliche Gewalt“oder „Enkeltrick und Co.“als besonders wertvoll gezeigt.

Und wie ist das jetzt mit der Öffentlich­keitsarbei­t des Prävention­sbeirates? Die, so die Antwort, könnte zum Beispiel aus Informatio­nsveransta­ltungen bestehen, „es ist jedoch nicht vorgesehen, dass über die Sitzungen und die dortigen Erörterung­en eine Unterricht­ung der Öffentlich­keit stattfinde­t, bzw. stattfinde­n muss“.

„Das Nothilfe-Projekt für Kinder wird in der kommenden Sitzung wieder auf der Tagesordnu­ng stehen.“Völklinger Stadtpress­estelle zur Arbeit des Prävention­sbeirates.

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SYMBOLFOTO: NICOLAS ARMER/DPA Der Prävention­sbeirat soll Völklingen sicherer machen – auch mit Vorbeugung­sangeboten gegen Straftaten. Doch mangels Öffentlich­keitsarbei­t ist von der Arbeit des vor einem Jahr gegründete­n Gremiums nichts nach außen gedrungen.

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