Erst Bundesliga, dann EM: Mathis hat viel vor
Der Schweizer Miguel Mathis von der Squash-Factory Saar-Pfalz setzt alles auf die Karte Squash – was zu Beginn nicht abzusehen war.
Nach drei Niederlagen zum Start landete Bundesligist Squash-Factory Saar-Pfalz am jüngsten Spieltag der Südstaffel im deutschen Oberhaus einen wichtigen Premieren-Erfolg und erhofften Befreiungsschlag. Beim 3:1 über den SC Turnhalle Niederrhein steuerte auch der 21-jährige Schweizer Miguel Mathis einen Sieg für die Saarländer bei. Er bezwang den Krefelder Felix Göbel mit 11:6, 11:3, 11:9 – und feierte bei seinem vierten Einsatz den dritten Erfolg.
Seit er im Sommer 2022 die Matura (Abitur in Österreich und der
Schweiz) gemacht hat, setzt der in Uster nahe Zürich aufgewachsene Mathis voll auf die Karte Squash. Außer von Sponsoren, die den achtfachen Schweizer Juniorenmeister unterstützen, kommt sein Unterhalt von seiner Trainer-Tätigkeit, mit der er sich ein paar Franken dazuverdient. „Um von Turnierpreisgeldern zu leben, reicht es aktuell noch nicht. Dazu muss man mindestens zu den Top-50 der Welt gehören, wenn nicht sogar höher“, räumt Mathis, der derzeit Weltranglistenplatz 189 belegt, ein. In der Schweiz ist er die Nummer sechs der nationalen Rangliste und nicht weit entfernt vom Debüt im Nationalteam – seinem nächsten großen Ziel.
Als Mathis mit sechs Jahren mit
Squash anfing, war diese Entwicklung nicht abzusehen. „Ich war nicht sehr talentiert“, erklärt er augenzwinkernd: „Mein Vater Rino spielt seit 30 Jahren, wenn auch mehr zum Spaß. Als wir mal Ferien in Seefeld in Österreich machten, gab es in unserem Hotel einen Squash-Court. Mein Vater sagte, er gebe mir eine
Woche, um Squash vielleicht doch noch zu lernen – und am letzten Tag habe ich dann endlich die Bälle getroffen“, erläutert Mathis.
Nach bescheidenen Anfängen wurde er mit der Zeit immer besser, besuchte erst in Uster eine Sportschule, an der sein verborgenes Talent weiter gefördert wurde und
schließlich ein Sportgymnasium in Zürich. Nach seinem Debüt im April 2022 spielt Mathis seine dritte Saison für die Factory. „Seit der Matura konzentriere ich mich zumindest bis Ende 2025 nur auf Squash. Ich habe mich für die Rekrutenschule in Magglingen beworben, um beim Militär in der Sportfördergruppe trainieren
zu können. Wenn es klappt, wäre das ein wichtiger Schritt für mich“, sagt Mathis, der zudem hofft, mit der Factory noch vom aktuell sechsten und letzten Platz der Südstaffel auf Rang drei vorzurücken, um in die Playoffs um die deutsche Meisterschaft einzuziehen. Die nächsten Partien spielen die Saarbrücker am 16. und 17. März beim aktuellen Dritten Sportinsel Stuttgart und tags darauf daheim gegen Meister Black & White Worms.
Zeitnah erhofft er sich das Debüt im Nationalteam. „Ich hoffe, dass ich im Mai für die Schweiz bei der Team-Europameisterschaft spielen darf“, erklärt Mathis – mit Blick auf einen Anlass, der wie gemalt wäre für die Premiere: „Die EM findet in Uster statt. Daher wäre es richtig geil, dort dabei zu sein. Und ich glaube, meine Chancen stehen gar nicht schlecht“, gibt er sich hoffnungsvoll.
Sein Weg ins Saarland führte über den Saarbrücker Spielertrainer Rudolf Rohrmüller, der in der Schweiz unter anderem für Uster in der Nationalliga A (erste Schweizer Liga) spielte. „Wir kannten uns deshalb. Er hat mich angeschrieben, und ich dachte mir: Warum nicht? Jetzt kann ich sagen, es war die richtige Entscheidung“, sieht Mathis die Bundesliga-Spielpraxis als förderlich.
Für die weitere Runde ist der generell sportbegeisterte Schweizer bei der Factory fest eingeplant. Sein Vorbild im Squashsport, an dem ihn das Gesamtpaket aus Kondition, Kraft, Schnelligkeit, technischem Verständnis und nötiger Spielintelligenz reizt, ist der Ägypter Karim Abdel Gawad, die aktuelle Nummer sechs der Welt. „Der spielt einfach geil, geht immer voll auf Angriff und hat ein super Ballgefühl. Ich selbst sehe mich auch als sehr angriffslustigen Spieler – daher kann ich mich damit gut identifizieren“, sagt Mathis. Dass Squash 2028 olympisch wird, ist für ihn „eine große Motivation“– und die will er auch auf seinem Weg ins Schweizer Nationalteam und natürlich in der Bundesliga für die Factory weiter an den Tag legen.
„Ich hoffe, dass ich im Mai für die Schweiz bei der Team-Europameisterschaft spielen darf.“Miguel Mathis Spieler der Squash Factory Saar-Pfalz