Saarbruecker Zeitung

Erst Bundesliga, dann EM: Mathis hat viel vor

Der Schweizer Miguel Mathis von der Squash-Factory Saar-Pfalz setzt alles auf die Karte Squash – was zu Beginn nicht abzusehen war.

- VON DAVID BENEDYCZUK

Nach drei Niederlage­n zum Start landete Bundesligi­st Squash-Factory Saar-Pfalz am jüngsten Spieltag der Südstaffel im deutschen Oberhaus einen wichtigen Premieren-Erfolg und erhofften Befreiungs­schlag. Beim 3:1 über den SC Turnhalle Niederrhei­n steuerte auch der 21-jährige Schweizer Miguel Mathis einen Sieg für die Saarländer bei. Er bezwang den Krefelder Felix Göbel mit 11:6, 11:3, 11:9 – und feierte bei seinem vierten Einsatz den dritten Erfolg.

Seit er im Sommer 2022 die Matura (Abitur in Österreich und der

Schweiz) gemacht hat, setzt der in Uster nahe Zürich aufgewachs­ene Mathis voll auf die Karte Squash. Außer von Sponsoren, die den achtfachen Schweizer Juniorenme­ister unterstütz­en, kommt sein Unterhalt von seiner Trainer-Tätigkeit, mit der er sich ein paar Franken dazuverdie­nt. „Um von Turnierpre­isgeldern zu leben, reicht es aktuell noch nicht. Dazu muss man mindestens zu den Top-50 der Welt gehören, wenn nicht sogar höher“, räumt Mathis, der derzeit Weltrangli­stenplatz 189 belegt, ein. In der Schweiz ist er die Nummer sechs der nationalen Rangliste und nicht weit entfernt vom Debüt im Nationalte­am – seinem nächsten großen Ziel.

Als Mathis mit sechs Jahren mit

Squash anfing, war diese Entwicklun­g nicht abzusehen. „Ich war nicht sehr talentiert“, erklärt er augenzwink­ernd: „Mein Vater Rino spielt seit 30 Jahren, wenn auch mehr zum Spaß. Als wir mal Ferien in Seefeld in Österreich machten, gab es in unserem Hotel einen Squash-Court. Mein Vater sagte, er gebe mir eine

Woche, um Squash vielleicht doch noch zu lernen – und am letzten Tag habe ich dann endlich die Bälle getroffen“, erläutert Mathis.

Nach bescheiden­en Anfängen wurde er mit der Zeit immer besser, besuchte erst in Uster eine Sportschul­e, an der sein verborgene­s Talent weiter gefördert wurde und

schließlic­h ein Sportgymna­sium in Zürich. Nach seinem Debüt im April 2022 spielt Mathis seine dritte Saison für die Factory. „Seit der Matura konzentrie­re ich mich zumindest bis Ende 2025 nur auf Squash. Ich habe mich für die Rekrutensc­hule in Magglingen beworben, um beim Militär in der Sportförde­rgruppe trainieren

zu können. Wenn es klappt, wäre das ein wichtiger Schritt für mich“, sagt Mathis, der zudem hofft, mit der Factory noch vom aktuell sechsten und letzten Platz der Südstaffel auf Rang drei vorzurücke­n, um in die Playoffs um die deutsche Meistersch­aft einzuziehe­n. Die nächsten Partien spielen die Saarbrücke­r am 16. und 17. März beim aktuellen Dritten Sportinsel Stuttgart und tags darauf daheim gegen Meister Black & White Worms.

Zeitnah erhofft er sich das Debüt im Nationalte­am. „Ich hoffe, dass ich im Mai für die Schweiz bei der Team-Europameis­terschaft spielen darf“, erklärt Mathis – mit Blick auf einen Anlass, der wie gemalt wäre für die Premiere: „Die EM findet in Uster statt. Daher wäre es richtig geil, dort dabei zu sein. Und ich glaube, meine Chancen stehen gar nicht schlecht“, gibt er sich hoffnungsv­oll.

Sein Weg ins Saarland führte über den Saarbrücke­r Spielertra­iner Rudolf Rohrmüller, der in der Schweiz unter anderem für Uster in der Nationalli­ga A (erste Schweizer Liga) spielte. „Wir kannten uns deshalb. Er hat mich angeschrie­ben, und ich dachte mir: Warum nicht? Jetzt kann ich sagen, es war die richtige Entscheidu­ng“, sieht Mathis die Bundesliga-Spielpraxi­s als förderlich.

Für die weitere Runde ist der generell sportbegei­sterte Schweizer bei der Factory fest eingeplant. Sein Vorbild im Squashspor­t, an dem ihn das Gesamtpake­t aus Kondition, Kraft, Schnelligk­eit, technische­m Verständni­s und nötiger Spielintel­ligenz reizt, ist der Ägypter Karim Abdel Gawad, die aktuelle Nummer sechs der Welt. „Der spielt einfach geil, geht immer voll auf Angriff und hat ein super Ballgefühl. Ich selbst sehe mich auch als sehr angriffslu­stigen Spieler – daher kann ich mich damit gut identifizi­eren“, sagt Mathis. Dass Squash 2028 olympisch wird, ist für ihn „eine große Motivation“– und die will er auch auf seinem Weg ins Schweizer Nationalte­am und natürlich in der Bundesliga für die Factory weiter an den Tag legen.

„Ich hoffe, dass ich im Mai für die Schweiz bei der Team-Europameis­terschaft spielen darf.“Miguel Mathis Spieler der Squash Factory Saar-Pfalz

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FOTO: MATHIS Die Sportbrill­e im Gesicht, den Schläger in der Hand: „Ich war nicht sehr talentiert“, sagt Miguel Mathis (vorne) über seine Anfänge im Squash.

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