Saarbruecker Zeitung

Sulzbach würdigt Dichterfür­st Goethe

Das vielseitig gebildete Genie nahm von der Saar Eindrücke mit, die ihm unvergessl­ich blieben. Das gilt auch für den Besuch in Sulzbach. Die Stadt bedankt sich mit einem Goethe-Jahr.

- VON HEIKO LEHMANN

Der 20-jährige Johann Wolfgang von Goethe tourte im Jahr 1770 durch die Saar-Region. Damals hätte er wohl nicht im Traum daran gedacht, dass ihm die Stadt Sulzbach 254 Jahre später ein großes Veranstalt­ungsprogra­mm widmet. Damit würdigt die Salzstadt den 275. Geburtstag Goethes (1749-1832).

Der war damals ja eigentlich nur zu Besuch in Straßburg. Aber höchstwahr­scheinlich verschlug ihn seine Vorwitznas­e an die Saar. Er kannte dieses Gebiet bis dahin nur aus Erzählunge­n. Aber zu spannend müssen die Geschichte­n über den Steinkohle­abbau, die Alaungewin­nung und die Glashütten gewesen sein. Denn Goethe gönnte sich in Saargemünd, Saarbücken, Dudweiler, Sulzbach, Friedrichs­thal und Neunkirche­n eine große Portion Saar-Kultur. Er war von diesem Landstrich so begeistert, dass er wenige Jahre später wiederkam und in seinem Werk „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“über seinen Besuch schrieb.

Dabei berichtete er begeistert vom Brennenden Berg bei Dudweiler, der damals tatsächlic­h noch brannte. „Ein starker Schwefelge­ruch umzog uns; die eine Seite der Hohle war nahezu glühend, mit rötlichem, weißgebran­nten Stein bedeckt; ein dicker Dampf stieg aus den Klunsen (Ritzen, Anm. der Red.) hervor, und man fühlte die Hitze des Bodens auch durch die starken Sohlen“, schrieb Goethe auf. In Sulzbach kehrte er bei Caspar Staudt im sogenannte­n Salzherren­haus ein. Wie

die Stadt Sulzbach stolz mitteilt, gelang es Staudt als Chemiker der Sulzbacher Eisenschme­lze, Kohle zu Koks aufzuberei­ten, so dass in Sulzbach zum ersten Mal auf dem europäisch­en Kontinent Eisenerz mit Steinkohle­koks erschmolze­n wurde. Der 1724 geborene Staudt

war ein gutes Stück älter als Goethe und dieser beschrieb ihn als „hageres abgelebtes Männchen mit einem Schuh und einem Pantoffel“.

Nicht bekannt ist, ob Staudt Goethe den Trick mit der Eisenschme­lze verriet. Dafür gibt es aber viele andere Geschichte­n um Goethe, des

sen Geburtstag im August 275 Jahre zurücklieg­t. Die Stadt Sulzbach hat ein ganzes Jahresprog­ramm entwickelt, um den Besuch Goethes aufzuarbei­ten.

Auf SZ-Anfrage teilte die Stadt mit: „Die Konzeptide­e kommt von Klaus Friedrich, der auf die Stadt Sulzbach zugekommen ist, um anlässlich des 275. Geburtstag­es von Goethe im Jahr 2024 ein Aktionsjah­r ins Leben zu rufen. Klaus Friedrich hat bereits zuvor einige Projekte (Goethe-Knigge-Küchenschä­tze; Führungen Brennender Berg und am Salzbrunne­nensemble) in Sulzbach in Zusammenar­beit mit der Stadt realisiert“, so die Verwaltung. Gemeinsam mit der ehemaligen Stadtmitar­beiterin Heike KnellerLuc­k wurde die Idee 2023 weiterentw­ickelt und das Aktionsjah­r mit dem Titel „ALLES GUTE GOETHE“konzipiert. Das Goethe-Jahr ist ein gemeinsam von zahlreiche­n Partnern getragenes Themenjahr, unter anderem in Zusammenar­beit mit dem Regionalve­rband Saarbrücke­n, das ortsbezoge­n an ihn erinnern und zugleich auf zeitgemäße und vielfältig­e Art seine Person und sein Werk vermitteln soll“, so die Stadt Sulzbach weiter.

Dabei gibt es unter anderem am 20. April, 14 Uhr, eine Wanderung mit Wolfgang Willems zum Thema: „Mit dem Dichterfür­st zum Brennenden Berg – Goethes Weg von Dudweiler aus über den Berg nach Sulzbach.“Am 16. April ist ab 19 Uhr in der Sulzbacher Stadtbibli­othek ein Vortrag von Horst Lang zum Thema: „Goethes Besuch im Saarland 1770.“

Für Jugendlich­e zwischen zwölf und 17 Jahren beginnt am 12. März im Salzbrunne­nhaus ein Poetry Slam-Workshop: „Slam Poetry or Finding Goethe“.

Ein Programmhe­ft

mit allen Veranstalt­ungen wird ebenfalls noch erscheinen.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Diese Infotafel auf dem Brennenden Berg zwischen Sulzbach und Dudweiler erinnert an das Wirken Goethes im Saarland.
 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? In diesem Salzherren­haus in Sulzbach trafen sich Johann Wolfgang von Goethe und Caspar Staudt.
FOTO: HEIKO LEHMANN In diesem Salzherren­haus in Sulzbach trafen sich Johann Wolfgang von Goethe und Caspar Staudt.

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