Saarbruecker Zeitung

Mit einem Trainer-Rentner raus aus der Krise

1. FC Kaiserslau­tern trennt sich nach 73 Tagen von Dimitrios Grammozis und präsentier­t 70-jährigen Friedhelm Funkel als Nachfolger.

- VON ALEXANDER SARTER

(sid) Friedhelm Funkel wirkte gleich Wunder. Als während des ersten Trainings des Abstiegska­mpf-Experten beim Fußball-Zweitligis­ten 1. FC Kaiserslau­tern plötzlich das Flutlicht den Himmel erhellte, ging ein leises Raunen durch die fast 1000 neugierige­n Fans. Der 70-Jährige nahm es mit Humor. „Vom Heiland“sei er „ganz schön weit entfernt“, sagte

Funkel, als er nur wenige Stunden nach seiner Rückkehr auf den Betzenberg seine erste Pressekonf­erenz gab.

Doch die Erwartunge­n an den Feuerwehrm­ann, der die Roten Teufel vor dem erneuten Absturz in die 3. Liga retten soll, sind riesig. Nach der ersten Einheit bei typischem Fritz-Walter-Wetter auf dem Nebenplatz 4 klopften ihm viele Fans aufmuntern­d auf die Schulter. „Es ist schön, wenn die Leute einen nach all den Jahren nicht vergessen haben“, sagte der frühere FCK-Profi (1980 bis 1983). Nur wenige Stunden zuvor hatte Kaiserslau­tern die Trennung von Dimitrios Grammozis verkündet, nun soll es Funkel richten. Sein Vertrag beim PokalHalbf­inalisten und viermalige­n Meister läuft bis Saisonende. „Die Vita von Friedhelm Funkel spricht für sich. Er ist genau der richtige Mann am richtigen Ort. Er brennt für die Aufgabe“, sagte Geschäftsf­ührer Thomas Hengen.

Funkel hatte bei seiner bisher letzten Rettungsmi­ssion den 1. FC Köln 2021 in der Relegation vor dem Abstieg aus der Bundesliga bewahrt. Ein Jahr zuvor hatte er noch erklärt, die Düsseldorf­er Fortuna sei seine „letzte Trainersta­tion“. Doch es kam anders. „Das Feuer ist wieder entfacht worden. Ich habe wirklich Lust, wieder eine Nannschaft zu trainieren“, sagte er am Mittwochab­end.

Funkel und der FCK müssen am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Nürnberg antreten. „Ich will in die Mannschaft hineinhöre­n und viele Gespräche führen“, sagte der Rückkehrer und machte angesichts des 16. Tabellenpl­atzes klar: „Das Ziel ist der Klassenerh­alt, um nichts anderes geht es in den nächsten Wochen. Wir werden hart arbeiten und verschiede­ne Dinge anpacken. Damit wollen wir schon in Nürnberg anfangen.“Nach der 1:2-Niederlage (1:0) am Samstag gegen den SC Paderborn hatte Geschäftsf­ührer Hengen ein Bekenntnis zu Grammozis vermieden, die Fans hatten zuvor lautstark die Entlassung des ehemaligen Lauterer Profis (2000 bis 2005) gefordert. Nur 73 Tage dauerte letztlich die Amtzeit von Grammozis, nie zuvor in der FCKGeschic­hte musste ein Coach nach so kurzer Zeit inmitten einer Saison gehen.

Trotz der verfahrene­n Lage hatte Grammozis am Dienstag noch das Training leiten dürfen, am Abend senkte die Klubspitze dann den Daumen. Erst Anfang Dezember hatte Grammozis die Nachfolge von Dirk Schuster angetreten. In sechs Ligaspiele­n unter seiner Regie gelang dem FCK nur ein Sieg bei fünf Niederlage­n, im DFB-Pokal führte Grammozis die Pfälzer mit zwei Erfolgen jedoch ins Halbfinale.

Auch unter Schuster war es schon steil bergab gegangen. Von den vergangene­n zwölf Punktspiel­en verloren die Pfälzer zehn. Wenn die Trendwende unter Funkel nicht gelingen sollte, dürfte es auch für Hengen eng werden. Ein erneuter Abstieg in die 3. Liga wäre der Gau für den Klub, der sich eigentlich schon wieder auf dem Weg Richtung Bundesliga gesehen hat.

„Vom Heiland sind wir alle ganz schön weit entfernt.“FCK-Trainer Friedhelm Funkel über seine Rolle als Hoffnungst­räger beim 1. FC Kaiserslau­tern

 ?? FOTO: VENNENBERN­D/DPA ?? Trainer-Urgestein Friedhelm Funkel hat in seiner langen Karriere schon viele Klubs gerettet. Nun soll er den abstiegsge­fährdeten 1. FC Kaiserslau­tern in der 2. Fußball-Bundesliga halten.
FOTO: VENNENBERN­D/DPA Trainer-Urgestein Friedhelm Funkel hat in seiner langen Karriere schon viele Klubs gerettet. Nun soll er den abstiegsge­fährdeten 1. FC Kaiserslau­tern in der 2. Fußball-Bundesliga halten.

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