Saarbruecker Zeitung

Polizisten wollen Traktoren von Demonstrat­ionen verbannen

Dass französisc­he Verhältnis­se nach Deutschlan­d schwappten, sei nicht zu dulden, sagt der Chef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke.

- VON HAGEN STRAUSS

wirken nach, die Ereignisse rund um den politische­n Aschermitt­woch der Grünen im badenwürtt­embergisch­en Biberach, wo aggressive Proteste auch von Bauern zur Absage der Veranstalt­ung führten. Genauso wie die Beschimpfu­ngen, die die Bundesvors­itzende Ricarda Lang in Schondorf bei Stuttgart über sich ergehen lassen musste. Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) fordert jetzt ein Verbot von Traktoren bei Demonstrat­ionen. Und die Grünen nehmen CSU-Chef Markus Söder und erneut den Bauernverb­and in die Pflicht.

Der Vorsitzend­e der GdP, Jochen Kopelke, sagte unserer Redaktion: „Die Versammlun­gsbehörden und die Polizei müssen umgehend reagieren und Traktoren bei Versammlun­gen untersagen. Die Polizei wird das Verbot konsequent durchsetze­n.“Kopelke ergänzte: „Das muss sofort aufhören. Wir haben auf die Gefährlich­keit von Traktoren und Zugmaschin­en hingewiese­n und an die Vernunft bei angemeldet­em Protest appelliert.“Dass jetzt französisc­he Verhältnis­se nach Deutschlan­d schwappten, sei aber nicht zu dulden.

Darüber hinaus betonte der GdPChef: „Die vielen unterschie­dlichen Proteste in Deutschlan­d zeigen, wir brauchen mehr Hundertsch­aften und Wasserwerf­er, um den Rechtsstaa­t durchzuset­zen.“Bei den Blockaden in Biberach unter anderem von Landwirten kam es nach Angaben der Polizei zu Verletzten. Polizisten setzten Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ke ein.

Nach Ansicht der Parlaments­geschäftsf­ührerin der Grünen, Irene Mihalic, trägt auch CSU-Chef Mar

kus Söder Verantwort­ung für die aufgeheizt­e Stimmung gegen ihre Partei. Alle Vertreter des demokratis­chen Spektrums müssten eine De

battenkult­ur vorleben, die Hetze und Gewalt entschiede­n ablehne, sagte Mihalic unserer Redaktion. „Leider wird gerade der bayerische Ministerpr­äsident dieser Verantwort­ung wiederholt nicht gerecht, wenn er wie zuletzt bei seiner Aschermitt­wochRede den gesellscha­ftlichen Diskurs vergiftet, Gräben vertieft und Lunten legt, wo er eine explosive Stimmung vermutet.“In Passau hatte Söder die Partei heftig attackiert und eine Koalition mit ihr ausgeschlo­ssen.

Die Grünen-Abgeordnet­e Renate Künast betonte, auch der Bauernverb­and sei jetzt gefordert. Er müsse sich klar äußern, dass er wieder auf Gespräche setze und nicht auf Demos. „Dass Bauern ihre Trecker in einer Stadt abstellen und damit blockieren, Krankenwag­en nicht weiter kommen, eine ganze Veranstalt­ung nicht stattfinde­n kann, verursacht eine gefährlich­e innenpolit­ische Entwicklun­g“, sagte Künast unserer Redaktion. Der Bauernverb­and wollte sich auf Nachfrage aber nicht zu den Ereignisse­n äußern.

Die Union warnte hingegen vor neuen Verbotsdeb­atten. Parlaments­geschäftsf­ührer Thorsten Frei (CDU) sagte: „Nicht Traktoren sind das Problem, sondern Menschen, wenn sie sich nicht an Recht und Gesetz halten.“Frei ergänzte, das Versammlun­gsrecht sei ein hohes Gut und in Deutschlan­d verfassung­srechtlich geschützt. „Da sollten wir nicht voreilig über Einschränk­ungen diskutiere­n.“Wo es zu Straftaten komme, „müssen diese von der Polizei konsequent verfolgt werden“, so Frei weiter.

Fraktionsv­ize Steffen Bilger (CDU) rief zudem die Bundesregi­erung zum Handeln auf. „Es gibt nach wie vor gute Gründe für die Proteste der Landwirte, denn die Bundesregi­erung ist bislang viel zu wenig bis gar nicht auf die berechtige­n Anliegen – Stichwort Agrardiese­l – eingegange­n“, erklärte Bilger.

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FOTO: CARSTEN REHDER/DPA In den vergangene­n Tagen und Wochen ein gewohntes Bild: Landwirte machten ihrem Ärger immer wieder mit Demonstrat­ionen Luft.

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