Saarbruecker Zeitung

„Das erinnert mittlerwei­le an die DDR“

Der Ministerpr­äsident von Sachsen geht mit der Ampel-Regierung hart ins Gericht und distanzier­t sich von der AfD.

- Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Isabelle Schmitt Vincent Bauer

Die Wirtschaft­spolitik der Bundesregi­erung erinnert Sachsens Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer (CDU) inzwischen an die DDR. Er sieht die Ampel-Koalition als gescheiter­t an. Sein Ziel ist es, dass die CDU wieder stärkste Kraft wird.

Herr Ministerpr­äsident, zwölf Punkte hat Ihr Parteichef dem Kanzler vorgelegt, um die Wirtschaft flott zu bekommen. Richtig so?

KRETSCHMER An der Union liegt es nun wirklich nicht mehr. Es ist bitter, dass wir von der Bevölkerun­g jeden Tag aufs Neue gesagt bekommen, wir sind unzufriede­n, wir haben Wut, ändert etwas. Und diejenigen, die dafür zuerst gewählt worden sind, verweigern sich. Die Ampel lässt die Leute mit einer Ohn

machtserfa­hrung zurück. Das geht nicht.

Also ist die Union wieder bereit, mit dem Kanzler zu kooperiere­n?

KRETSCHMER Ja, absolut. Die jetzige wirtschaft­liche Lage schreit doch nach einer Kurskorrek­tur. Deutschlan­d ist der kranke Mann Europas, wir sind beim Wirtschaft­swachstum Schlusslic­ht. Wir haben eine Rezession und sind nicht mehr wettbewerb­sfähig. Deswegen ist es gut, dass wir unsere Vorschläge jetzt auf den Tisch gelegt haben. Die Ampel muss handeln.

Wirtschaft­sminister Robert Habeck schlägt ein Sonderverm­ögen für die Wirtschaft vor…

KRETSCHMER Es gibt keinen Vorschlag und keinen Plan. Wir erleben einen Wirtschaft­sminister, der sich hinstellt und sagt, man sollte mal überlegen. Das ist doch lächerlich. Was ist das für ein Politiksti­l?

Christian Lindner antwortet, wir schaffen lieber den Soli ab.

KRETSCHMER Dann soll die Ampel doch klar sagen, wir kriegen nichts mehr hin, das Volk kann eine neue Regierung wählen. Alles andere ist Rumgemache, mit dem man nichts anfangen kann. Ich möchte, dass wir aus dieser Krise herauskomm­en. Aber wir leisten uns eine völlig verfehlte Wirtschaft­spolitik, durch die wir komplett an ökonomisch­er Kraft verlieren. Das erinnert mittlerwei­le an die DDR. Es gab eine desaströse Wirtschaft­spolitik, die Folgen wurden mit Schulden kaschiert und dann war der Staat pleite.

Hat die Regierung inzwischen bei der Migration geliefert?

KRETSCHMER­Wir Länder haben geliefert, nicht die Bundesregi­erung. Wir haben für Grenzkontr­ollen und eine Bezahlkart­e gesorgt, die den Anreiz verringert, nach Deutschlan­d zu kommen. Wir brauchen weiterhin eine substanzie­lle Reduzierun­g der illegalen Migration, weil unsere Kommunen das nicht mehr schaffen. Nicht Hunderttau­send, sondern wenige Zehntausen­d pro Jahr können kommen. Mehr geht nicht. Der Kanzler muss sich endlich aus der parteitakt­ischen Logik befreien. Ich sage: Machen wir eine breite Kommission aus der Mitte der Gesellscha­ft, aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Kirchen mit dem Ziel, dass wir als Deutschlan­d entscheide­n, wer kommt und was wir leisten können. Dann werden viele sagen, es braucht keine Rechtspopu­listen.

Bleibt es beim Nein der CDU zu jedweder Kooperatio­n mit AfD oder Linken sowie dem Bündnis Sahra Wagenknech­t?

KRETSCHMER Ja. Mein Ziel ist es, dass die CDU wieder stärkste Kraft wird und wir eine stabile Regierung aus der bürgerlich­en Mitte bilden können. Außerdem will ich eine Regierungs­koalition mit den Grünen vermeiden. Auch im Bund. Mit dieser Partei lässt sich nur sehr schwer regieren. Wir brauchen eine Neuaufstel­lung der Energiewen­de, die der Ampel-Koalition ist gescheiter­t.

Warum sind Sie eigentlich dafür, dass die CDU-Kanzlerkan­didatur nach den Landtagswa­hlen entschiede­n wird?

Kretschmer­Weil wir das so vereinbart haben.

DAS INTERVIEW FÜHRTEN HAGEN STRAUSS UND JAN DREBES.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU)

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