Saarbruecker Zeitung

Commerzban­k will Rekordgewi­nn 2024 noch übertreffe­n

Rückkehr in den Dax und Rekordüber­schuss: Das Ausnahmeja­hr 2023 soll nach dem Willen des Commerzban­k-Vorstands erst der Anfang sein.

- VON JÖRN BENDER UND BERND ZEBERL

(dpa) Die Commerzban­k verspricht ihren Aktionären nach dem höchsten Gewinn ihrer Geschichte weiteres Wachstum. „Wir werden uns nicht auf dem Erfolg von 2023 ausruhen“, versichert­e Konzernche­f Manfred Knof am Donnerstag in Frankfurt. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“Das Geldhaus werde „das Konzernerg­ebnis im laufenden Jahr erneut steigern“und beweisen, dass es „auch in einem weniger günstigen Zinsumfeld profitabel wachsen“könne, sagte Knof. „Das wird allerdings kein Selbstläuf­er werden.“

Beflügelt von der Zinswende kletterte der Überschuss des vor knapp einem Jahr in die erste deutsche Börsenliga zurückgeke­hrten Geldhauses von gut 1,4 Milliarden Euro 2022 auf den Rekordwert von etwas mehr als 2,2 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr. Den bisher höchsten Jahresgewi­nn ihrer Geschichte hatte die Commerzban­k 2007 mit gut 1,9 Milliarden Euro eingefahre­n – vor der Finanzkris­e und der späteren Rettung durch den Staat.

Der Zinsübersc­huss des Dax-Konzerns legte 2023 um fast 30 Prozent auf rund 8,4 Milliarden Euro zu. Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand rund 7,9 Milliarden Euro. Seitdem die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) im Juli 2022 die Ära der Nullund Negativzin­sen beendet und die Leitzinsen zehnmal in Folge erhöht hat, müssen Banken und Sparkassen keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern verdienen daran.

Die Erträge der Commerzban­k – also die gesamten Einnahmen – erhöhten sich binnen Jahresfris­t um knapp elf Prozent auf rund 10,5 Milliarden Euro. Die Risikovors­orge für mögliche Kreditausf­älle lag aufgrund von Auflösunge­n mit 618 Millionen Euro unter dem Vorjahresw­ert (876 Millionen Euro). Für das Gesamtjahr 2024 erwartet der Vorstand hierbei derzeit einen Wert unter 800 Millionen Euro.

Knof hatte nach seinem Antritt Anfang 2021 den Sparkurs verschärft. Die Bank baute Tausende Stellen ab und verkleiner­te ihr Filialnetz in Deutschlan­d deutlich von 1000 auf 400 Standorte. In den nächsten Jahren sollen mehr Geschäft mit vermögende­n Privatkund­en und zusätzlich­e digitale Angebote für Firmenkund­en dem Institut steigende Gewinne bescheren. Bis 2027 will der Vorstand das Nettoergeb­nis auf rund 3,4 Milliarden Euro steigern.

Für die Geschäftsj­ahre 2022 bis 2024 hat die Bank in Summe drei Milliarden Euro für Dividenden und Aktienrück­käufe vorgesehen. Für das

Geschäftsj­ahr 2023 soll es 35 Cent je Aktie geben und damit 15 Cent mehr als ein Jahr zuvor. Es wäre die vierte Gewinnauss­chüttung seit dem Einstieg des Staates 2008/2009. Insgesamt will die Bank ihren Anteilseig­nern für das Geschäftsj­ahr 2023 rund eine Milliarde Euro zugutekomm­en lassen.

„Wir haben jetzt so viel Wasser unter dem Kiel und genug Spielraum, dass wir sowohl investiere­n können, wie eben auch die Aktionäre bedienen können, die ja nun zugegebene­rmaßen in den letzten Jahren nicht so besonders viel Spaß hatten an der Aktie“, sagte Konzernche­f Knof.

Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) wird diese Botschaft gerne vernehmen: Der Staat hatte die Commerzban­k nach der Übernahme der Dresdner Bank in der Finanzkris­e 2008/2009 mit Steuermill­iarden vor dem Kollaps bewahrt und ist seither größter Anteilseig­ner des Frankfurte­r Instituts. Medienberi­chten zufolge könnte der Anteil des Bundes an der Commerzban­k noch leicht steigen, weil der Bund im Rahmen des seit 10. Januar laufenden Aktienrück­kaufprogra­mms keine Papiere veräußere. Da nach Abschluss des Programms weniger Commerzban­k-Aktien im Umlauf sind, steigt der Anteil des Bundes automatisc­h: den Berichten zufolge voraussich­tlich von 15,75 Prozent auf rund 16,5 Prozent.

Im Vorstand des Instituts bahnt sich eine Neubesetzu­ng an: IT-Vorstand Jörg Oliveri del Castillo-Schulz, der dem Gremium seit 20. Januar 2022 angehört, wird seinen Ende September auslaufend­en Vertrag nicht verlängern. Vorstandsc­hef Knof bestätigte entspreche­nde Handelsbla­tt-Informatio­nen. Die Suche nach einem Nachfolger habe begonnen.

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