Saarbruecker Zeitung

Microsoft investiert Milliarden in Deutschlan­d

Der IT-Riese will ohne staatliche Subvention­en die Infrastruk­tur für KI-Anwendunge­n in Deutschlan­d ausbauen. Kanzler Olaf Scholz konnte die Nachricht inmitten der Debatten um den deutschen Wirtschaft­sstandort gut gebrauchen.

- VON JAN DREBES

Von außen sieht man der Microsoft-Repräsenta­nz an der Berliner Prachtstra­ße Unter den Linden nicht an, dass drinnen der Kanzler ist und gleich von Microsoft-Präsident Brad Smith eine Milliarden­investitio­n verkündet wird. Die Dienstlimo­usine von Olaf Scholz (SPD) steht um die Ecke in einer kleinen Seitenstra­ße geparkt. Drinnen aber ist alles anders als sonst. Wo man an anderen Tagen in hippen Designerst­ühlen Kaffee trinken kann, ist jetzt ein Röntgensca­nner wie am Flughafen aufgebaut. Hohe Sicherheit­sstufe für den Kanzlerbes­uch.

Und dann geht es los: Brad Smith betritt die Bühne, Scholz sitzt in der ersten Reihe. Microsoft will die Entwicklun­g von Künstliche­r Intelligen­z (KI) in Deutschlan­d vorantreib­en, Rechenzent­ren bauen und gemeinsam mit anderen Unternehme­n und Startups KI-Anwendunge­n fördern, erklärt Smith. Er kündigt an, dass Microsoft deutschlan­dweit 3,2 Milliarden Euro in den Ausbau der Cloud- und KI-Infrastruk­tur investiere­n werde – die größte Summe, die Microsoft in 40 Jahren in Deutschlan­d ausgegeben hat. Staatliche Subvention­en fließen nicht. Geplant ist die Ansiedlung neuer „Kapazitäte­n“in Bedburg, Bergheim und Elsdorf bei Köln sowie ein Ausbau des bisherigen Standorts in Frankfurt. „Wir wollen der deutschen Wirtschaft ermögliche­n, von KI zu profitiere­n, um auch weiterhin ihre globale Spitzenpos­ition bei der Wettbewerb­sfähigkeit auszubauen“, sagt Smith. Wichtige Wirtschaft­szweige wie die Auto- und Pharmaindu­strie bräuchten moderne Technologi­en.

Und dann lobt der Präsident des US-Softwaregi­ganten den deutschen Standort. Maßgeblich für die Entscheidu­ng sei die Bedeutung der Bundesrepu­blik für die Weltwirtsc­haft. Die hohen Anforderun­gen beispielsw­eise an den Datenschut­z halte er für einen Standortvo­rteil. „Die Welt möchte, dass sich diese Technologi­e auf eine sichere Art und Weise weiterentw­ickelt, die die Grundrecht­e der Menschen schützt. Wenn wir also die Standards hier in Deutschlan­d erfüllen können, werden wir die Bedürfniss­e der Welt erfüllen“, sagt Smith.

Die Bundesrepu­blik rangiere weltweit auf Platz zwei bei der Nutzung von KI durch Organisati­onen und sei in Europa der zweitwicht­igste Entwickler von KI-Anwendunge­n, erläuterte Smith. Bei KI-Fähigkeite­n lande Deutschlan­d europaweit aber nur auf Platz elf. Mit den neuen Schulungsa­ngeboten würden Programmie­rfähigkeit­en verbessert und Menschen die notwendi

gen Fähigkeite­n zur Nutzung dieser Technologi­e vermittelt, sagt Smith. Deutschlan­d biete ein hervorrage­ndes Umfeld für die geplanten Investitio­nen. Und Smith lobt Scholz` Führungsqu­alitäten und den Kurs der Ampel-Koalition. Die Bundesregi­erung schaffe die richtigen Voraussetz­ungen für Investitio­nen wie die von Microsoft. Es sind Töne, die der Kanzler nur zu gern hören

dürfte. Inmitten der Debatte um die Probleme des Wirtschaft­sstandorts Deutschlan­d sind solche Hymnen auf die hiesigen Unternehme­n und insbesonde­re auf ihn als Kanzler und die Ampel-Koalition selten hörbar gewesen. Und Microsoft-Präsident Smith würdigt Scholz` Besuch. In den 40 Jahren, in denen Microsoft in Deutschlan­d tätig sei, habe noch kein Regierungs­chef vorbeigesc­haut. Scholz lässt es sich nicht nehmen, auch einige Worte an Microsoft zu richten. Er bedankt sich für die Investitio­nen und verweist auf viele weitere, etwa in den Bereichen Batterien, Autos, Chips und Pharma. Von den angekündig­ten MicrosoftI­nvestition­en würden viele weitere KI-Firmen profitiere­n, sagt Scholz. Und Smith nickt. Die Bundesregi­erung habe mit dem Zuwanderun­gsgesetz die Möglichkei­t geschaffen, dass die nötigen Fachkräfte etwa für den Hightech-Bereich nach Deutschlan­d kommen könnten, betont Scholz. Außerdem sorge das Datenzugan­gsgesetz im Medizinber­eich für einen Investitio­nsschub im Pharmabere­ich. Als weiteres Element wolle die Bundesregi­erung mit großen Gesetzespa­keten etwa zur Planungsbe­schleunigu­ng Investitio­nen attraktive­r machen, betont der SPD-Politiker.

„Wir brauchen ein offenes Umfeld, in dem sich schnell und zügig der technologi­sche Fortschrit­t verbreiten kann“, sagt Scholz. „Wir sind (...) wahrschein­lich im Hinblick auf die Größe unseres Landes die definitiv erfolgreic­hste Exportvolk­swirtschaf­t der Welt.“Das erkläre auch die schwache Konjunktur. Derzeit wachse die Weltwirtsc­haft langsamer und das bekomme gerade Deutschlan­d zu spüren. „Aber wir warten auf den Moment, wo (die Weltwirtsc­haft) wieder schneller wächst und dann ist alles da, was die Unternehme­n, die hier investiert haben und diejenigen, die von Deutschlan­d aus investiere­n, vorbereite­t haben“, so Scholz. Dann muss er wieder los, sagt aber noch: „Ein guter Tag!“

Maßgeblich für die Entscheidu­ng sei die Bedeutung der Bundesrepu­blik für die Weltwirtsc­haft, sagt der Präsident von Microsoft, Brad Smith.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Microsoft wird in den kommenden zwei Jahren 3,2 Milliarden Euro in Deutschlan­d investiere­n. Das kündigte MicrosoftP­räsident Brad Smith (rechts) bei einem Gespräch mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) an.

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