Saarbruecker Zeitung

Schlagabta­usch von SPD und CDU geht weiter

Anlass ist die Reaktion der CDU auf Söders Saarland-Polemik. Die Wortwahl ist zunehmend drastisch.

- VON DANIEL KIRCH

Was beim Politische­n Aschermitt­woch gesagt wird, ist normalerwe­ise am nächsten Tag vergessen. Es ist ein Ritual, über das der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwal­d (CDU) unlängst schrieb, die demokratis­chen Parteien hauten mit drastische­r Wortwahl aufeinande­r ein, sprächen sich gegenseiti­g jede Fähigkeit ab – und wunderten sich dann, dass sich immer mehr Menschen von ihnen abwendeten.

Was vom diesjährig­en Aschermitt­woch hängen bleiben wird – jedenfalls, wenn es nach der SPD geht –, sind Sätze von CDU-Landeschef Stephan Toscani, mit denen er auf das Niedermach­en des Saarlands durch Bayerns Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) reagierte. Söder will das Saarland „einsparen“.

Toscani versuchte am Aschermitt­woch, diese Polemik in einen Angriff auf die SPD-Regierung im Saarland umzuwandel­n. Söder, erläuterte Toscani, habe „offenbar einen schlechten Eindruck vom Saarland gewonnen, seitdem Anke Rehlinger in der Ministerpr­äsidentenk­onferenz sitzt“. Weiter sagte er: „Die unseriöse Verschuldu­ngspolitik der Saar-SPD provoziert natürlich solche Aussagen, wie wir sie aus Passau gehört haben.“Die SPD-Alleinregi­erung sei „eine Gefahr für die Eigenständ­igkeit unseres Landes“.

Damit hatte Toscani aus Sicht der SPD etwas Unerhörtes getan, nämlich bei einem Angriff von außen – anders als in der Vergangenh­eit üblich – nicht über Parteigren­zen hinweg die Reihen zu schließen. Innenminis­ter Reinhold Jost (SPD) warf beim Aschermitt­wochstreff­en in Siersburg die Frage auf: „War der nüchtern, als er das gesagt hat?“Der CDU-Chef habe „keinen Arsch in der Bux“, rief Jost in den Saal. „Der hätte dem Söder zeigen müssen, was drei Erben fir`n Brie ginn“. Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger sagte, Toscanis Reaktion schlage dem Fass den Boden aus und sei „ausgesproc­hen unsaarländ­isch“.

An diesen Stellen war der Beifall der rund 650 Genossen in der Niedtalhal­le besonders stark. Deutete sich hier bereits eine Erzählung für den Kommunalwa­hlkampf an – oder gar für den Landtagswa­hlkampf 2026/27, in dem sich Toscani als Ministerpr­äsident bewerben will? Generalsek­retär Esra Limbacher legte am Donnerstag jedenfalls nach: „Bislang galt: Wenn es um unser Saarland geht, gibt es keinen Parteienst­reit, da stehen wir zusammen“, schrieb er. Für den CDU-Chef gehe „offenbar Parteigeho­rsam über Saarlandli­ebe“. „Herr Toscani hat noch immer kein Rückgrat entwickelt und lässt sich von den Scharfmach­ern seiner Fraktion treiben. Er sollte eines endlich beherzigen: Erst das Land, dann die Partei!“

Das wiederum wollte die CDU sich nicht nachsagen lassen. „Die Spitze der saarländis­chen SPD scheint komplett die Nerven zu verlieren“, keilte CDU-Generalsek­retär Frank Wagner zurück. Toscani habe einen wunden Punkt bei der SPD getroffen. „Ansonsten gäbe es sicherlich keine solch überzogene und unverschäm­te Reaktion aus den Reihen der Genossen.“Der CDU gehe es „immer an erster Stelle ums Land“. Deshalb habe man von Anfang an die „unseriöse Verschuldu­ngspolitik“der SPD Saar kritisiert. Rehlinger mache im Land auf „dicke Hose“, knicke in Berlin aber regelmäßig ein.

Anders als Toscani reagierte sein Stellvertr­eter Uwe Conradt, der Saarbrücke­r Oberbürger­meister. Er schrieb: „Populismus muss man bekämpfen und nicht kopieren“. Söders Rede sei selbst für einen Aschermitt­woch „unwürdig“gewesen, „dumpfe Aussagen und das Imponierge­habe auf Kosten anderer Bundesländ­er“schadeten auch der CDU.

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