Saarbruecker Zeitung

Stadtwerke sagen „Blauen Montag“der AfD ab

Die Stadtwerke Saarbrücke­n haben die für Montag geplante AfD-Veranstalt­ung kurzfristi­g abgesagt. Bei der Weiterverm­ietung an die Partei sei dem Pächter der Fechinger Festhalle im Kombibad ein Fehler unterlaufe­n, so die kommunale Gesellscha­ft der Stadt Saa

- VON FLORIAN RECH

Stadtwerke Saarbrücke­n haben die von der AfD Saar geplante Parteivera­nstaltung „Blauer Montag“am kommenden Montag in Fechingen abgesagt. Das teilten die Stadtwerke, die Stadt Saarbrücke­n sowie Parteivert­reter mit. Ursprüngli­ch sollte der Blaue Montag der AfD Saar, eine Art Ersatzvera­nstaltung zum politische­n Aschermitt­woch, in der Festhalle des Fechinger Kombibads stattfinde­n. Ob es eine Ersatzvera­nstaltung an einem anderen Ort geben wird, ist unklar. Die AfD Saar, die am Donnerstag erst von der Absage durch die kommunale Gesellscha­ft der

Stadt Saarbrücke­n erfahren hatte, wollte dazu keine Auskunft geben. Nach Informatio­nen der Saarbrücke­r Zeitung und des Saarländis­chen Rundfunks sucht die Partei nach einem Ausweichqu­artier.

Die Hintergrün­de der Absage sind kurios. 2020 hatte die Gemeinde Quierschie­d bereits den damaligen „Blauen Montag“der AfD aus formalen Gründen kurzfristi­g abgesagt. Damals hatte die AfD es versäumt, erforderli­che Unterlagen, konkret eine Veranstalt­ungshaftpf­lichtversi­cherung, fristgerec­ht einzureich­en. Unsere Zeitung hatte vor diesem Hintergrun­d am Mittwoch die Stadt Saarbrücke­n gefragt, wie sie mit Mietanfrag­en der AfD für städtische Veranstalt­ungsgebäud­e umgeht.

Die Stadt Saarbrücke­n antwortete wie folgt: „Wir stehen für die Werte des Grundgeset­zes ein, die geforderte staatliche Neutralitä­t in der Amtsführun­g nehmen wir als einen Grundsatz unseres Rechtsstaa­tes sehr ernst. Es ist unser aller Aufgabe, Extremiste­n inhaltlich zu stellen und dort gegen sie vorzugehen, wo es der Rechtsstaa­t ermöglicht. Rechtsstaa­tliche Grundsätze auszuhebel­n, erachten wir als gefährlich – und in der Sache zudem kontraprod­uktiv.“Solange „bestimmte Parteien“nicht

verboten seien, stünden ihnen dieselben Rechte wie allen anderen zu. Das gelte auch für die Nutzung öffentlich­er Einrichtun­gen, so die Stadtverwa­ltung.

„Die vielfach angewendet­e Strategie, bestimmte Parteien anders und dabei sogar rechtswidr­ig zu behandeln, stilisiere­n gerade extremisti­sche Bewegungen oftmals als ‚Ausgrenzun­g` hoch und nutzen das für sich – offensicht­lich mit Erfolg. Wir werden diesen Weg nicht mitgehen

und diesen Gruppen nicht noch Futter für ihre Opfer-Rolle liefern, in die sich gerne begeben, um nach Anhängern zu fischen“, so Stadtpress­esprecher Thomas Blug.

Folglich steht einer Nutzung der städtische­n Veranstalt­ungsgebäud­e durch die AfD also nichts entgegen. Die Stadt Saarbrücke­n weist in ihrer Nutzungs- und Entgeltord­nung für die Anmietung von Festhallen sogar explizit darauf hin, dass politische Parteien die Festhallen der Stadt (zu

einem vergünstig­ten Preis) mieten können.

Das Problem: Die AfD Saar hat sich für ihren „Blauen Montag“ausgerechn­et eine Festhalle ausgesucht, die nicht direkt der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n, sondern deren kommunaler Gesellscha­ft Stadtwerke Saarbrücke­n GmbH (zu 100 Prozent im Besitz der Stadt) gehört. Für die Festhalle im Fechinger Kombibad gilt damit nicht die Nutzungs-Satzung der Stadt, sondern ein Mietvertra­g mit den Stadtwerke­n. Zudem hatte die AfD die Halle nicht direkt über die Stadtwerke, sondern (wie es die Vermietung­sregeln für die Halle vorsehen) über den privaten Pächter der Halle gemietet. Dieser Pächter darf die Fechinger Halle zwar untervermi­eten, allerdings nicht für Partei-Veranstalt­ungen (und Erotikmess­en). Das schließt der Pachtvertr­ag zwischen den Stadtwerke­n und dem Pächter der Halle ausdrückli­ch aus.

„Die Stadtwerke Saarbrücke­n haben erst durch die Anfrage der SZ von der Vermietung der Halle an die AfD erfahren. Daraufhin haben wir den zuständige­n Pächter aufgeforde­rt, dem Veranstalt­er abzusagen. Das Kombibad Fechingen gehört den Stadtwerke­n Saarbrücke­n, die dazugehöri­ge Halle ist verpachtet. Der Pachtvertr­ag regelt eindeutig, dass Parteivera­nstaltunge­n in den angepachte­ten Räumlichke­iten ausgeschlo­ssen sind“, sagt Ulrike Reimann, Sprecherin der Stadtwerke Saarbrücke­r GmbH.

AfD-Landeschef Carsten Becker war für Fragen zur Absage der Veranstalt­ung nicht erreichbar. Sein Stellvertr­eter Dieter Müller sagte auf Anfrage: „Ich finde das unverantwo­rtlich. Dass man sich gegen die AfD wehrt, kennt man ja. Aber dieser Vorgang ist so tiefgreife­nd. Vor allem, dass man das so kurzfristi­g macht und uns dann eigentlich keine Zeit mehr bleibt, das geht nicht. All das stärkt aber am Ende nur die AfD.“

„Ich finde das unverantwo­rtlich. Dass man sich gegen die AfD wehrt, kennt man ja. Aber dieser Vorgang ist so tiefgreife­nd.“Dieter Müller stellvertr­etender AfD-Landeschef

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FOTO: BECKERBRED­EL Der „Blaue Montag“der AfD in der kommenden Woche muss vermutlich abgesagt werden. AfD-Landeschef Carsten Becker wollte dort ursprüngli­ch vor Parteifreu­nden sprechen.

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