Bei den Biofrischmärkten soll es wieder aufwärts gehen
Wie viele andere Bioläden auch ist die Biofrischmarkt GmbH aus Saarlouis 2023 ins Schlingern geraten. Doch seit Jahresanfang ist das Insolvenzverfahren beendet.
Die Biofrischmarkt GmbH ist ein Urgestein der Bioläden im Saarland. Bereits zu Zeiten, als Biowaren rar waren und bei weiten Teilen der Konsumenten noch Stirnrunzeln hervorriefen, wagte die Familie Leimroth in der Saarbrücker Talstraße den Versuch, den Menschen gesunde, biologisch angebaute und regional hergestellte Lebensmittel anzubieten. Mit Erfolg: Über mehr als drei Jahrzehnte hinweg stieg die Zahl der Biofrischmarkt-Läden auf neun. Doch im vergangenen Jahr kam dann jäh der Einbruch.
„Auf Grund der drohenden Zahlungsunfähigkeit haben wir uns im Mai 2023 dazu entschieden, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung durchzuführen. Das Verfahren dauerte etwa sechs Monate und wurde nach einstimmiger Bestätigung des Insolvenzplans vom 20. November 2023 am 4. Januar 2024 aufgehoben“, erklärt Biofrischmarkt-Geschäftsführerin Eva Maria Leimroth der
SZ auf Anfrage. Leimroth ergänzt, dass sie in das Verfahren mit neun Läden gestartet seien, wobei Umsatzeinbrüche von bis zu 30 Prozent die Unwirtschaftlichkeit von drei Standorten zur Folge gehabt hätten. „Eine Herausforderung besteht weiterhin in der Besetzung mit ausreichend Personal, allerdings sind wir zuversichtlich, unsere verbliebenen sechs Standorte gewinnbringend zu betreiben“, betont Leimroth. Diese Standorte sind in Saarbrücken (2), Saarlouis, Riegelsberg, Neunkirchen und St. Ingbert.
„Im Rahmen des Eigenverwaltungsverfahrens haben wir verschiedene Sanierungsmaßnahmen ergriffen“, sagt Leimroth. Dazu gehörten nach ihren Angaben die Anpassung der Filialstruktur, Personalanpassungsmaßnahmen, Verhandlungen mit Vertragspartnern, sowie die Verwertung von Mobiliarvermögen und weiteres. „Wir werden weiterhin die Wirtschaftlichkeit der Standorte im Auge behalten, insbesondere unter Berücksichtigung der gestiegenen
Kosten im Bereich Energie, Verpackung und so weiter“, erklärt die Geschäftsfrau. „Wir werden die weitere Entwicklung sehr genau beobachten und müssen unter Umständen weitere Maßnahmen ergreifen“, sagt Eva Maria Leimroth. Derzeit habe die Biofrischmarkt GmbH 38 Mitarbeitende unter Vertrag.
Wie also können die Bioläden, unter denen in den vergangenen fünf Jahren einige aufgeben mussten, wie die „Mutter Erde“und die „Ringelblume“in Saarbrücken, ihre Kunden halten? In einem Marktumfeld, in dem die großen Platzhirsche wie Aldi, Lidl, Edeka oder Rewe bereits hunderte Bio-Produkte, teils zertifiziert von den strengen Bio-Labeln wie Bioland, Demeter oder Naturland, in ihren Regalen anbieten? Und das oft zu einem günstigeren Preis als die kleinen Mittelständler wie die Biofrischmarkt GmbH. Eva Maria Leimroth und ihr Co-Geschäftsführer Siegfried Leimroth bemerken ein verändertes Kaufverhalten. „Wir bemühen uns um regionale Produkte, aber nicht alle Kunden sind bereit, die teilweise höheren Preise dafür zu bezahlen“, sagt Eva Maria Leimroth. Und fügt an: „Einige unserer treuen Kunden sind, denke ich, in der gleichen Situation wie wir. Man kann nur das ausgeben, was man hat.“So müsse die Biofrischmarkt GmbH ihr Sortiment teilweise und hoffentlich nur vorübergehend anpassen, wobei die Qualität natürlich erhalten bleibe, betont Leimroth. In den vergangenen Wochen war treuen BiofrischmarktKunden aufgefallen, dass bestimmte Produkte zeitweise nicht mehr zu haben waren in den Läden.
Ein Lichtblick ist die ImmobilienLage. „Die Immobilien sind an uns vermietet, und auch die Vermieter waren sehr entgegenkommend und bereit, uns im Rahmen unseres Sanierungsprozesses zu unterstützen.
Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Eva Maria Leimroth. In näherer Zukunft will die Familie Leimroth weiter versuchen, die Herausforderungen des Marktes allein anzunehmen. Die Hereinnahme eines weiteren Gesellschafters oder Investors sei aktuell nicht geplant, heißt es.
„Wir gehören zum Bio-Fachhandel, und der hat es allgemein im Moment nicht leicht. Wir sind sehr bemüht, hieran nichts zu ändern und unseren Kunden weiterhin dieselbe Qualität zu bieten und auf ökologische, regionale und nachhaltige Produkte zu setzen. Wir sehen positiv in die Zukunft und hoffen, dass unsere treuen Kunden dies weiterhin schätzen und unterstützen“, betont Eva Maria Leimroth. Für die Saarländerinnen und Saarländer, die seit Jahrzehnten das Angebot der Biofrischmärkte schätzen, sind diese Worte sicher Balsam. Sie müssen nur bereit sein, für ihre Überzeugung, dass Biowaren den Grundstein der Ernährung bilden sollten, auch finanziell einzustehen.