Mahnwache erinnert an Opfer von Hanau
Treffpunkt in Saarbrücken vor der Europagalerie ist am kommenden Montag ab 16 Uhr.
„Hanau ist überall“: Dieser Satz wird am kommenden Montag in vielen Städten Deutschlands zu hören sein, wenn unter dem Motto „Say their names“(„Sagt ihre Namen“) an die neun Opfer des Rechtsextremisten erinnert wird, der am 19. Februar 2020 in Hanau Jagd auf Migranten machte und die Menschen willkürlich erschoss. Danach brachte er noch seine Mutter und sich selbst um. In Hessen hatte dieser Anschlag die Gesellschaft erschüttert, als bekannt wurde, welche Fehler die Polizei an diesem Abend und danach machte. Ein Untersuchungsausschuss im Landtag in Wiesbaden beschäftigte sich mit dem Attentat.
Auch in Saarbrücken gibt es seit 2022 Mahnwachen am Jahrestag, bei denen an die neun Opfer erinnert wird: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovi , Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Bei der Mahnwache 2022 gab es einen Angriff auf die Beteiligten durch fünf Fans des 1. FC Saarbrücken, die nach einem Heimspiel im Ludwigspark die Mahnwache vor der Europa-Galerie attackierten, Plakate abrissen und Schmähungen aussprachen. Wie Oberstaatsanwalt Thomas Schardt
der SZ auf Anfrage mitteilte, hatte die Staatsanwaltschaft im Februar 2023 gegen zwei Beschuldigte Anklage wegen Störung von Versammlungen und Aufzügen in Tateinheit mit Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und mit Sachbeschädigung zum Amtsgericht Saarbrücken erhoben. In der Hauptverhandlung sei das Verfahren gegen den Angeklagten M. gegen Auflage vorläufig und gegen den Angeklagten S. ganz eingestellt worden, teilte Schardt mit. „Wesentliche Erwägungen für die Zustimmung der Staatsanwaltschaft zur gerichtlichen Einstellung des Verfahrens waren, dass beide Angeklagte ein glaubhaftes und von Reue getragenes Geständnis abgelegt und eigeninitiativ Kontakt zum Initiator der Kundgebung aufgenommen
und sich entschuldigt hatten“, erklärte der Oberstaatsanwalt.
Wegen dieser Attacken so genannter FCS-Fans hatte sich die FCS-Spitze samt Aufsichtsrat mit der Mahnwache solidarisiert und zusammen mit den Ultra-Gruppen Boys SB und Virage Est an der Erinnerung an Hanau am 18. Februar 2023 in Saarbrücken beteiligt. Die FCS-Elf war im Ludwigspark mit einem Logo der Völkerverständigung aufgelaufen, es gab eine Schweigeminute im Stadion.
2022 hatte sich der Antirassistische Arbeitskreis (Ara) in Saarbrücken gegründet, der auch in diesem Jahr die Mahnwache organisiert. „Die Ara-Arbeitsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht jedes Jahr am gleichen Ort am gleichen
Tag an Hanau zu erinnern“, sagte Emine Isgören vom House of Resources der Arbeiterwohlfahrt, die auch Ara-Sprecherin ist, der SZ. Die Namen der Opfer forderten die Gesellschaft auf, den rassistischen Normalzustand im Alltag, in Behörden, Politik, Medien und in den Sicherheitsapparaten konsequent zu bekämpfen, betonte Isgören. „Teilnehmende können gerne Blumen oder Kerzen mitbringen, um auch Solidarität mit den Angehörigen zu zeigen. Es wird ein Kondolenzbuch geben, wo BesucherInnen ihre Gedanken und ihr Mitgefühl aufschreiben können“, erklärte Isgören.
Und nicht nur der Opfer von Hanau werde gedacht: Man wolle gemeinsam auch der Opfer von Halle, von Dessau, Köln, Duisburg, München, Dortmund und vielen Städten mehr gedenken. „Der Antirassistische Arbeitskreis möchte somit ein deutliches Zeichen gegen Rassismus setzen“, sagte Isgören. Im Arbeitskreis seien die Vertreter der Organisationen House of Ressources Saar der Awo, Café Exodus, Fugee Films, Ultra Boys und Virage Est aktiv beteiligt.
Die Mahnwache für die Opfer von Hanau findet statt am Montag, 19. Februar, 16 bis 19 Uhr, in Saarbrücken, Reichsstraße/Höhe Karl-Marx-Straße vor der Europa-Galerie.