Saarbruecker Zeitung

Kyra Schuch schafft Schönes aus Glas

Die Handwerker­in lässt in ihre Tätigkeit viel Kunstverst­and einfließen. Sie muss zugleich topfit sein, um täglich kräftig anpacken zu können.

- VON JESSE HEISE UND FRANK BREDEL

Fingerspit­zengefühl, ein Auge fürs Detail und handwerkli­ches Geschick erfordert die Arbeit in der Glasmalere­i. Kyra Schuch hat im Juni 2023 ihre Ausbildung als Glasveredl­erin der Fachrichtu­ng Glasmalere­i außerorden­tlich gut abgeschlos­sen. Sie wurde Landessieg­erin unter den Absolvente­n der Handwerksk­ammer.

Aus einer spontanen Idee heraus hat sich die St. Ingberteri­n damals beim Traditions­betrieb Glasmalere­i Frese in St. Arnual beworben. Heute arbeitet sie in ihrem Traumberuf. Der seit rund 120 Jahren bestehende Betrieb ist der letzte Ausbildung­sbetrieb seiner Branche im Saarland und stellt gefragte Experten für eine Arbeit, die nach wie vor gebraucht wird. Restaurier­ungen von Kirchenfen­stern, Bleivergla­sungen oder sogenannte Fusingarbe­iten, bei denen Glas auf bestimmte Weise geschmolze­n wird: All das hat die Top-Auszubilde­nde bei Frese als Teile ihres Berufsbild­es kennengele­rnt.

Auch Montagearb­eiten auf Baustellen gibt es immer wieder, was die junge Handwerker­in nicht nur zu vielen Kirchen führte. Besonders mag Schuch die Bleivergla­sung. „Man muss sehr präzise arbeiten und hat wenig Spielraum. Manchmal muss man auch ein wenig tricksen können. Wichtig ist es, vor Ort mit Köpfchen an die Arbeit heranzugeh­en und die Probleme lösen“, so die Glasveredl­erin.

Ausbilderi­n und Inhaberin des Betriebs ist Nina Thomas. Sie fügt hinzu: „Man braucht ein Auge fürs Handwerk. Man musss auch wissen, wie Glas funktionie­rt und was man alles damit umsetzen kann“, so die Chefin. Dass man sich am Material schneide, passiere von Zeit zu Zeit, doch mit wachsender Erfahrung sinke die Zahl dieser Missgeschi­cke.

Kyra Schuch hat ihre Lehre um ein Jahr verkürzt. Die Ausbilderi­n bescheinig­t ihr genügend Talent und Kenntnisse für diesen Schritt. „Eine handwerkli­che Arbeit hat mich schon immer interessie­rt, auch künstleris­ch habe ich mich beim Basteln oder Malen immer ausgelebt“, sagt die Glasmaleri­n.

Der Beruf bestehe zu rund 80 Prozent aus handwerkli­cher Tätigkeit und zu 20 Prozent aus künstleris­chkreative­m Schaffen.

Der Weg zum Traumberuf verlief über einige Zwischenst­ationen. In verschiede­ne Studiengän­ge und eine Berufsausb­ildung schnuppert­e die heute fest angestellt­e Gesellin hinein. „In dieser Hinsicht bin ich privilegie­rt. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass ich den Freiraum hatte, zu suchen und zu finden, was ich wirklich machen möchte“, sagt die ehemalige Auszubilde­nde.

Die Studienerf­ahrung in den Bereichen Geschichte sowie Theologie war für Schuch ebenso wichtig wie die Berufsausb­ildung – inklusive Training in Teamfähigk­eit und Kommunikat­ion. Viele handwerkli­che Fertigkeit­en neben dem Berufsbild konnte sich Schuch bei Montagearb­eiten auf Baustellen aneignen. Steinmetza­rbeiten, das Arbeiten mit Metall oder Malerarbei­ten nennt sie als Beispiele dafür.

Sie will das Klischee korrigiere­n, das Handwerk der Glasmaler sei eine rein künstleris­che Tätigkeit. „Das Fitnesscen­ter kann man sich nach der Arbeit sparen. Man muss für den Job anpacken können. Dafür ist es umso schöner, wenn ich am Ende sehe, was ich geschaffen habe. Außerdem kommt man viel herum und sieht bei Montagearb­eiten etwas von der Großregion. Beispielsw­eise verschiede­ne Kirchen.“

„Man muss für den Job anpacken können. Dafür ist es umso schöner, wenn ich am Ende sehe, was ich geschaffen habe.“Kyra Schuch über die Vorzüge ihres Berufes

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FOTO: BECKERBRED­EL Die landesbest­e Auszubilde­nde in Glasmalere­i, Kyra Schuch, arbeitet in der St. Arnaler Glasmalere­i Frese.

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