Mehr Sicherheit vor tückischem Gas
Die Gebäudehüllen werden immer dichter, dadurch steigt die Gefahr durch Kohlenmonoxid, das in Feuerstätten entsteht. Die Schornsteinfegerinnung rät zur Vorsicht.
Es war ein Schock: Sechs junge Menschen sterben im Januar 2017 in Würzburg an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Ein Stromaggregat in einer Hütte hatte das tödliche Gas ausgestoßen. Auch in der Region Saarland – zum Glück sehr selten – gibt es ähnliche Fälle. Ein Jahr später, im Dezember 2018, findet eine 74 Jahre alte Frau in Spiesen Mann und Sohn tot in der Wohnung vor. Kohlenstoffmonoxid war die Ursache, kurz Kohlenmonoxid, chemisches Zeichen CO.
„Der Ofen hat normal gebrannt, aber Türen und Fenster waren zugeklebt, weil es wohl so gezogen hatte“, erläutert Eric Scherer, Schornsteinfegerinnungsmeister des Saarlandes. Die Innung hat ihren Sitz in Rohrbach. Die Folge zugeklebter Ritzen in der Wohnung in Spiesen war Unterdruck im Zimmer, das hochgefährliche Gas ging nicht durch den Schornstein nach außen, sondern zog unbemerkt in den Raum.
Vergiftungen durch Kohenmonoxid sind tückisch. Das Gas selbst ist farb-, geruch- und geschmacklos. Es löst also keinen Impuls beim Menschen aus, den Ort einer erhöhten Konzentration zu verlassen. Es verdrängt den Sauerstoff im Blut und in der Muskulatur. Die ersten Symptome ähneln eher einer Grippe oder Erkältung. Benommenheit, Müdigkeit, Übelkeit und Schwindel treten auf, wenn man CO einatmet. Hält sich ein Mensch länger in einem betroffenen Raum auf, kann es zur Bewusstlosigkeit und schließlich zum Tod durch Ersticken kommen.
An schwerwiegende Kohlenmonoxid-Unfälle aus der jüngeren Vergangenheit im Saarpfalz-Kreis erinnert sich der oberste Schornsteinfeger im
Land nicht. Gleichwohl unterstützt er die aktuelle Kampagne der Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen unter dem Motto „CO macht K.O. – Schütze dich vor Kohlenmonoxid!“. Häufige CO-Quellen in Haushalten sind Gasöfen, Ölheizungen, Kamine, Holzöfen und andere Heizgeräte, die fossile Brennstoffe verbrennen, erklärt die bundesweite Initiative und rät deshalb insbesondere zur Prävention mittels Messgeräten ähnlich der heute weit verbreiteten Brandmelder.
Innungsmeister Scherer erklärt, bei älteren Gebäuden mit vielen undichten Stellen gebe es in aller Regel einen ausreichenden Luftaustausch. Anders sehe dies bei modernen Häusern und Wohnungen beziehungsweise energetisch sanierten Objekten aus. In all diesen Fällen sind Hülle und Fenster sehr dicht. Wobei der Innungsmeister darauf hinweist, dass nicht die Dreifach-Verglasung für die gute Isolierung sorge, sondern
die heute wesentlich dichteren Fugen. Gerade aktuell sei die Initiative, auf die Gefahren durch Kohlenmonoxid hinzuweisen, sehr wichtig.
Hohe Energiepreise können dazu verleiten, möglichst sparsam sein und die einmal gewonnene Wärme möglichst lange im Raum halten zu wollen. Dabei ist das einfachste Mittel gegen eine CO-Vergiftung: Ausreichend und richtig lüften. Scherer: „Die Fenster auf Kipp zu stellen ist nicht unbedingt das, was hilft. Einige Minuten richtig querlüften sorgt für den notwendigen Luftaustausch.“Also drei bis fünf Mal am Tag Fenster aufreißen und die verbrauchte Luft im Raum loswerden.
Zusätzlich einen CO-Melder ins Haus zu holen, sei zwar keine gesetzliche Pflicht, aber dennoch empfehlenswert. Heizungen befinden sich in der Regel im Keller, bei Etagenwohnungen auch im Bad oder in der Küche. Innungsmeister Scherer sagt, bei einem richtig eingestellten und gewarteten Brennwertgerät, an dem nichts kaputt ist, habe er wenig Sorgen vor erhöhter Kohlenmonoxid-Konzentration. Denn dann müssten schlechte Verbrennung und Undichtigkeiten schon zusammenkommen. Er verweist darauf, dass der regelmäßige Besuch von Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfegern im Land dafür sorge, dass es im Vergleich zum Nachbarn Frankreich nur wenige schlimme Zwischenfälle
gebe. Eine Statistik, nicht topaktuell, aber doch aussagekräftig, führt er ins Feld: Nach der gibt es in Deutschland jährlich fünf Tote in Zusammenhang mit CO, in Frankreich bei deutlich geringerer Einwohnerzahl 400 Tote.
Während die Gastherme oder die Ölheizung nach Scherers Einschätzung wenig Grund zur Sorge bieten, gestalte sich die Situation anders insbesondere bei Kaminöfen. Die stehen gerne im Wohnzimmer und sorgen dort für eine behagliche Atmosphäre. Unterscheiden muss man die Art der Luftzufuhr. Geschieht die unabhängig vom Raum, zieht der Ofen seine Frischluft von außen. Das ist die bessere Variante. Bei Raumluft-abhängigen Öfen ist mehr Vorsicht geboten. In allen Fällen ist bei diesen Feuerungsstätten der Betreiber ein wesentlicher Faktor, ob alles gut und regelkonform läuft. Scherer: „Der Nutzer ist ausschlaggebend. Verbrennt er ausreichend trockenes Holz? Legt er die richtige Menge auf? Vermeidet er insbesondere bei Benutzung von Braunkohle oder Steinkohle einen Schwelbrand mit geringer Luftzufuhr?“
Ein weiterer Faktor könne eine neue Dunstabzugshaube in der Küche sein. Denn im Gegensatz zu alten Absaugern arbeiteten die modernen sehr effizient. Entstehe so ein Unterdruck, könnten Abgase aus dem Ofen in den Wohnraum gezogen werden. Gleiches gelte für eine Lüftung in einem innen liegenden Badezimmer.
Richtig und ausreichend lüften ist das A und O. Die CO-Melder hält der Innungsmeister für eine sinnvolle Ergänzung. Sie sollten in der Nähe der Feuerstätte platziert sein, sagt der Fachmann. Zur Sicherheit könne auch noch ein Gerät ins Schlafzimmer. Dort am besten auf Betthöhe, in anderen Räumen auf der jeweils vorherrschenden Kopfhöhe angebracht. Im Keller hingegen hält er die Messeinrichtung für eher verzichtbar. „Da bin ich zurückhaltend“, sagt Scherer. Man halte sich dort nicht lange auf. Und es werde schneller vergessen, wie lange sich das Gerät dort schon befinde.
Denn wie bei Rauchmeldern gelte auch für das CO-Messgerät, dass er eine begrenzte Lebensdauer habe. Während die Rauchmelder meist zehn Jahre Garantie hätten, sei es bei den Gasmeldern etwa die Hälfte.
Die Initiative „CO macht K.O.“beschreibt Kohlenmonoxid als „heimtückisches Gas“, da es der Mensch nicht bemerkt. Sie betont, auch bei regelmäßiger Wartung von Feuerstätten und gutem Lüften seien die Melder letztlich der einzige sichere Schutz gegen eine Gesundheitsgefährdung durch das Gas. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, sollte die Kosten nicht scheuen.