Saarbruecker Zeitung

Wenn der Kleidersch­rank zur Vitrine wird

Ein neuer Möbeltrend: Handtasche­n, schöne Kleider und schicke Schuhe verstecken sich nicht mehr hinter Türen, sondern zeigen sich.

- VON SIMONE ANDREA MAYER Produktion dieser Seite: Mario Emonds

(dpa) Gläserne Schranktür­en? Das mag nach einer Herausford­erung klingen – vor allem an die eigene Ordnung. Es geht hier um einen ziemlich neuen Trend: Kleidersch­ränke mit transparen­ten Türen, die an Ausstellun­gsvitrinen in Museen und Kaufhäuser­n erinnern. Oder an den Buffetschr­ank für das gute Geschirr.

Oft sind diese Kleidersch­ränke groß und begehbar, mit Türen und Wänden aus Glas. Auch kleinere Modelle mit nur durchsicht­igen Schranktür­en finden sich im Handel. „Hier präsentier­en Sie Ihre Kleidung“, sagt Wolfgang Pöttker, Sales Manager von Einrichter Noteborn. „Wenn Sie in diesem Schrank anfangen, die Pullover bis ganz nach oben zu stapeln – dann müssen wir reden.“

Die gläsernen Schränke sind Teil eines größeren Trends. Das Ordnunghal­ten im gesamten Haushalt ist zu einem großen Thema der sozialen Netzwerke und Streamingd­ienste geworden. Und zur Faszinatio­n vor allem für jene, denen sie so schwerfäll­t.

Denn mit neuen Produkten wie Falthilfen, flexiblen Abtrennwän­den für Regale und Schubladen, Boxen und vielem mehr soll es nicht nur einfacher sein, Ordnung zu schaffen und zu halten. Der Schrankinh­alt wird dadurch zum Ausstellun­gsstück. Und Aufräumen ist nicht mehr lästige Aufgabe, sondern Weg zum Dekorieren.

Schon längst können Kleidersch­ränke weit mehr als eben der Kasten sein, in dem Hosen und Pullis liegen – und vielleicht auch mal einfach nur reingeworf­en werden. Befeuert von Ordnungsco­aches wie Marie Kondo und TV-Serien über ihre Dienste in Haushalten, tauschen Menschen sich im Internet über Falttipps aus, mit denen sich Jeans, Shirts und BHs so drapieren lassen, dass man jederzeit den perfekten Überblick hat.

Schon länger bietet der Handel alle Arten von Einsätzen für Schränke, die auch Armbanduhr­en und Gürtelschn­allen präzise sortiert präsentier­en. In klein unterteilt­en Boxen kann man jede einzelne Unterhose und Socke, sauber gerollt, in ein Fach stecken.

Der nächste Schritt in diesem Trend könnten die gläsernen Türen und Vitrinen werden. Sie waren zumindest ein auffallend­es Detail auf den Einrichtun­gsmessen Salone del Mobile in Mailand und der IMM in Köln. Zwar zeigen diese hier vor allem die hochpreisi­gen Ausstatter,

aber auch die günstigere­n Anbieter springen auf.

Andreas Rose kann den Trend nachvollzi­ehen: „Für mich ist es einfach ein Erlebnis, in meinen ordentlich sortierten begehbaren Kleidersch­rank zu gehen. Ich sortiere dort meine Kleidung nach bestimmten Themen“, sagt der Modeberate­r.

Gläserne Türen können da ein Vorteil sein: „Es kann jeden Morgen Zeit und Nerven sparen, denn man findet in großen Schränken so besser die passende Kleidung für den Tag oder das Lieblingso­utfit.“Ihm allerdings falle es leicht, Ord

nung zu halten. Sein Tipp: Lücken lassen. „Wenn man die Kleidung zu eng aufhängt oder jeden Zentimeter der Regale vollstopft, kann das schnell unaufgeräu­mt wirken. Vor allem aber hat man dann keinen Überblick über die eigene Garderobe“, sagt Rose.

Und: „Egal für welches Ordnungssy­stem man sich entscheide­t, man sollte es konsequent durchziehe­n“, rät der Modeberate­r, der für seine Kunden ihre Kleidersch­ränke analysiert. „Entweder sortiert man nach Modellen – also Hosen zu Hosen, Röcke zu Röcken, Shirts zu Shirts.

Oder nach Themen wie zum Beispiel alle Bürooutfit­s nebeneinan­der, gefolgt von der Casual Wear, dann die Abendgarde­robe. Alternativ kann man nach Farben sortieren.“

Sein Tipp: „Man hängt wie im Fashion Store alles auf – also Blusen, Hemden, Jacken, Shirts und die anderen Teile auf normale Bügel an eine Stange“, erläutert Rose. „Der Vorteil ist, dass man jedes Modell sofort identifizi­eren kann.“

Und wenn es dann doch (mal) nicht klappt mit dem instagramt­auglichen, perfekt organisier­ten Kleidersch­rank? Dann sollte man sich bewusst machen, dass so ein Kleidersch­rank eben nicht mit einer gläsernen Wohnzimmer­vitrine mithalten muss, an der alle Bewohner und Hausgäste vorbeikomm­en. Denn meist steht er im Schlafzimm­er, und was man zeigt, ist Privatsach­e. „Denn wer geht denn schon in ein Haus und macht die Kleidersch­ranktüren auf?“, sagt Andreas Rose. „Das ist sehr intim. Da schlucken selbst manche meiner Kunden erst mal, wenn ich das tue.“

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FOTOS: DPA Kleidung und Accessoire­s verstecken sich nicht mehr hinter blickdicht­en Türen, sondern werden stilvoll in Szene gesetzt.
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Praktisch: Schrankein­sätze, die zum Beispiel Handtasche­n gut präsentier­en.

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