Bauanträge für Wohnungen im Saarland massiv eingebrochen
In 2023 wurden nur 416 Bauanträge zur Errichtung von Wohngebäuden gestellt. Das ist ein historischer Tiefststand im Saarland.
Im Saarland wurden 2023 so wenig Bauanträge gestellt, wie seit Ende der 1980er Jahre nicht mehr. Lediglich 416 Anträge zum Errichten neuer Wohngebäude lagen den Behörden im vergangenen Jahr vor, teilte das Statistische Landesamt am Freitag mit. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wohnungsmarkt damit um die Hälfte eingebrochen.
Noch dramatischer wiegt der Einbruch mit Blick auf die Zahlen der 1990er Jahre, als durchschnittlich 2087 Wohngebäude pro Jahr genehmigt wurden. Somit werden heute im Saarland weniger als ein Fünftel an Bauanträgen gestellt als noch vor rund 30 Jahren.
Stark reduziert hat sich laut Statistischem Landesamt auch die Anzahl der Wohnungen, die in den Gebäuden vorgesehen sind. Mit 1171 Wohnungen wurden 2023 rund 40 Prozent weniger als noch im Vorjahr genehmigt. Und auch die Bauanträge für die im Saarland so beliebten Ein- und Zweifamilienhäuser halbierten sich mit gerade einmal 384 Anträgen im vergangenen Jahr gegenüber 2022.
„Die Lage ist dramatisch, vor allem für Mieter“, sagte Kai Werner, saarländischer Landesvorsitzender des Mieterbundes. Weniger Bauanträge bedeuten knappen und damit teureren Wohnraum. Täglich arbeitet Werner mit verzweifelten Klienten zusammen, die keine bezahlbare Mietwohnung finden, die sich in einen vernünftigen Zustand befinde. „Das geht bis in den Mittelstand hinein“, betonte Werner und betitelte den aktuellen Wohnungsmarkt im Saarland als eine Katastrophe.
„Seit einem Jahr sagen wir, dass der Wohnungsbau im Saarland tot ist“, betonte Christian Ullrich, Hauptgeschäftsführer des saarländischen Arbeitgeberverbands der Bauwirtschaft (AGV Bau Saar), bereits im Januar im Gespräch mit unserer Zeitung.
Außerdem gab er zu bedenken: „Eine Genehmigung heißt noch nicht, dass auch tatsächlich gebaut wird.“Daher könnte die Lage beim saarländischen Wohnungsbau noch schlechter sein, als es die aktuelle Bilanz widerspiegelt. Als Grund führte Ullrich verunsicherte Bauwillige an, die sich aufgrund der steigenden Zinsen, hoher Bau- und Rohstoffpreise sowie unklarer Fördermöglichkeiten durch den Bund mit dem Bauen, trotz Genehmigung, zurückhalten.
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sind die Quadratmeterpreise von Wohngebäuden innerhalb eines Jahres um zehn Prozent gestiegen und lagen bei 2300 Euro. Bei Einfamilienhäusern stieg der Preis pro Quadratmeter um 5,9 Prozent auf durchschnittlich 2400 Euro an. Bei Wohnungen in Häusern mit drei oder mehr Wohnungen zogen die Quadratmeterpreise sogar um 15,1 Prozent an und lagen damit bei 2300 Euro.
„Die Lage ist dramatisch, vor allem für Mieter.“Kai Werner Landesvorsitzender des Mieterbundes