Der Leidensweg von Alexej Nawalny
Er war über Jahre das Gesicht der russischen Opposition. Alexej Nawalny machte sich als Kämpfer gegen Schmiergeldkultur und Vetternwirtschaft viele Feinde.
(dpa) Der Kampf gegen die verbreitete Korruption in Russland hat den Rechtsanwalt, Blogger und Aktivisten Alexej Nawalny in die Politik und am Ende in sibirische Lagerhaft geführt. Seine wichtigsten Stationen:
2011: Mit seinen Unterstützern veröffentlicht der Jurist Nawalny immer wieder aufwendige Recherchen, die die Bereicherung der russischen Elite dokumentieren und im Netz ein Millionenpublikum finden. Das Machtlager von Präsident Wladimir Putin prangert Nawalny offen als „Partei der Gauner und Diebe“an. Bei Großdemos gegen Wahlfälschungen wird er zum Wortführer.
2013: Nawalny tritt als Bürgermeisterkandidat in Moskau an. Er kommt auf 27 Prozent der Stimmen und damit auf Platz zwei.
2015: Nach dem Mord am liberalen Politiker Boris Nemzow wird Nawalny zur Galionsfigur der zersplitterten
Opposition im Lande. In der Folge organisiert er landesweit Massenproteste, besonders aber in Moskau. Seinem Ruf folgen vor allem Schüler und Studenten. Das Staatsfernsehen nennt Nawalny „Rattenfänger“, der die Jugend verführe.
2018: Der Kreml-Kritiker will selbst Präsident werden – die Justiz schiebt ihm jedoch einen Riegel vor. Er wird wiederholt wegen Betrugs- und Diebstahlsvorwürfen vor Gericht gestellt und verurteilt. Auch sein Bruder Oleg erhält eine lange Haftstrafe. Nawalny wirft dem Staat vor, den Bruder als Geisel genommen zu haben, um ihn selbst unter Druck zu setzen.
August 2020: Bei einer Reise nach Sibirien bricht der bekannteste Gegner des Kremlchefs zusammen, fällt ins Koma. Zur Behandlung wird Nawalny in die Berliner Charité gebracht, wo eine Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok nachgewiesen wird.
Januar 2021: Der halbwegs genesene Politiker kehrt nach Russland zurück, wo er wiederum vor Gericht gestellt wird. Es folgt eine Verurteilung wegen angeblicher Bewährungsverstöße.
August 2023: In einem weiteren Prozess wird Nawalny Extremismus vorgeworfen, sein Strafmaß wird auf 19 Jahren Straflager ausgedehnt. Zunächst bleibt er bei Moskau inhaftiert.
Dezember 2023:
Mit der Verlegung in ein Lager hinter dem Polarkreis wird er weiter drangsaliert. Er selbst berichtet auf Instagram unter anderem von Folter durch Schlafentzug.