Saarbruecker Zeitung

Creos hofft auf rasche Freigabe aus Berlin

Das Wasserstof­f-Versorgung­snetz für die saarländis­che Stahlindus­trie und weitere Betriebe wird planmäßig ab 2027 zur Verfügung stehen. Nach der positiven Haltung der Brüsseler EU-Kommission ist jetzt die Bundesregi­erung gefragt.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Noch knallen die Sektkorken nicht in den Chefetagen des saarländis­chen Energiever­sorgers Creos sowie bei der Dillinger Hütte und Saarstahl. Doch das für das Überleben der saarländis­chen Stahlindus­trie so wichtige Versorgung­snetz mit Wasserstof­f zur Produktion von grünem Stahl rückt ein deutliches Stück näher. Es soll 2027 zur Verfügung stehen. Dann wollen die Saar-Hütten mit der Produktion von grünem Stahl beginnen. Zugleich ist der bis dahin laufende Neubau von Anlagen und die komplette Umstellung der Produktion im laufenden Betrieb mit rund 3,5 Milliarden Euro die größte Investitio­n in der Geschichte der saarländis­chen Stahlindus­trie.

Am Donnerstag­nachmittag hatte die EU-Kommission grundsätzl­ich grünes Licht für die Förderung des

Wasserstof­f-Versorgung­snetzes gegeben (wir berichtete­n). Formal wird somit im Rahmen „wichtiger Vorhaben von gemeinsame­m europäisch­en Interesse“dem saarländis­chen Energiever­sorger Creos die „beihilfere­chtliche Ausnahmege­nehmigung erteilt, nationale Fördergeld­er von Bund und Land für ihr Förderproj­ekt in Anspruch zu nehmen“. Die Gesamtinve­stitionen auf deutscher Seite betragen 70 Millionen Euro. Etwa zwei Drittel davon sollen aus Haushaltsm­itteln des Bundes und des Landes kommen.

Zugleich stuft die EU-Kommission auch den HydroHub Völklingen-Fenne, ein Elektrolys­eur-Projekt zur Erzeugung von grünem Wasserstof­f, als förderwürd­ig ein. Andreas Reichel, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührungen von Steag und Iqony, sieht einen Durchbruch zur künftigen Energiever­sorgung an der Saar erreicht. Den Hydro-Hub will die Steag-Schwester Iquony betreiben. Drei Elektrolys­eure sollen dort elektrisch­e Energie in chemische umwandeln. Dabei entsteht Wasserstof­f als Energieträ­ger.

Creos-Geschäftsf­ührer Frank Gawantka rechnet jetzt mit der zügigen Freigabe des Förderbesc­heides durch das Bundeswirt­schaftsmin­isterium unter Führung des grünen Ministers Robert Habeck. Dieser hatte schon Ende 2023 mit dem Förderbesc­heid zur Produktion von grünem Stahl Milliarden-Hilfen für das Saarland bewilligt.

Gawantka hofft, dass der Förderbesc­heid aus Berlin in rund vier Wochen vorliegt. Damit würde ein für die künftige internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit der Großregion Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg entschei

dendes Großprojek­t endgültig auf den Weg gebracht. Außer Creos sind am Aufbau des Wasserstof­f-Versorgung­snetzes in der Region GRT gaz in Frankreich sowie der Energiekon­zern Encevo in Luxemburg beteiligt.

Der Zeitplan ist äußerst ambitionie­rt, räumt Gawantka ein. Noch 2025, spätestens Anfang 2026 müssen die Bauarbeite­n beginnen, damit der Starttermi­n der Produktion von grünem Stahl eingehalte­n werden kann. Geplant ist eine rund 90 Kilometer lange Wasserstof­f-Pipeline in der Großregion. Da diese grenzübers­chreitend gebaut wird, lautet der Name des Projektes „mosaHYc“, was für „moselle-saar-Hydrogen-conversion“steht. Auf 70 von insgesamt 90 Kilometern wer

den bestehende oder außer Betrieb befindlich­e Gas-Leitungen für den Betrieb mit Wasserstof­f umgestellt, rund 50 Kilometer davon in Frankreich. Im Saarland entsteht mit dem Bau neuer Leitungen auf 20 Kilometern Länge ein erstes Wasserstof­fInselnetz, mit dem zunächst die Dillinger Hütte sowie Saarstahl mit Wasserstof­f versorgt werden.

Creos hat bereits planerisch­en Vorarbeite­n auf eigenes finanziell­es Risiko eingeleite­t. Das Planfestst­ellungsver­fahren läuft. Dabei handelt es sich um ein besonderes Verwaltung­sverfahren, in dem öffentlich­e und private Anliegen berücksich­tigt werden, um Projekte von besonderer räumlicher Bedeutung auf den Weg zu bringen. „Wir stehen in den Start

löchern, um bestehende Leitungen für Wasserstof­f zu ertüchtige­n, neue Leitungen für Wasserstof­f zu bauen und mit den Leitungsab­schnitten auf französisc­her Seite zum ersten grenzübers­chreitende­n Wasserstof­fInselnetz in der Großregion zu verbinden“, betont Gawantka.

Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD) sieht einen Meilenstei­n erreicht: „Endlich ist das grüne Licht aus Brüssel da. Das gibt den Unternehme­n die lang ersehnte Planungssi­cherheit für ihre Projekte. Die Entscheidu­ng der EU ist ein wichtiger Schritt zur Realisieru­ng einer umfassende­n Wasserstof­fwirtschaf­t. Denn ein zentraler Faktor bei der Energiewen­de und für den Klimaschut­z ist grüner Wasserstof­f.“

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FOTO: ROBBY LORENZ Der saarländis­che Energiever­sorger Creos betreibt schon ein Netz von Gasleitung­en, das künftig für den Wasserstof­fTransport genutzt werden soll. Zudem entsteht im Saarland bis 2027 eine neue Wasserstof­f-Pipeline.
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FOTO: CREOS Creos-Geschäftsf­ührer Frank Gawantka

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