Creos hofft auf rasche Freigabe aus Berlin
Das Wasserstoff-Versorgungsnetz für die saarländische Stahlindustrie und weitere Betriebe wird planmäßig ab 2027 zur Verfügung stehen. Nach der positiven Haltung der Brüsseler EU-Kommission ist jetzt die Bundesregierung gefragt.
Noch knallen die Sektkorken nicht in den Chefetagen des saarländischen Energieversorgers Creos sowie bei der Dillinger Hütte und Saarstahl. Doch das für das Überleben der saarländischen Stahlindustrie so wichtige Versorgungsnetz mit Wasserstoff zur Produktion von grünem Stahl rückt ein deutliches Stück näher. Es soll 2027 zur Verfügung stehen. Dann wollen die Saar-Hütten mit der Produktion von grünem Stahl beginnen. Zugleich ist der bis dahin laufende Neubau von Anlagen und die komplette Umstellung der Produktion im laufenden Betrieb mit rund 3,5 Milliarden Euro die größte Investition in der Geschichte der saarländischen Stahlindustrie.
Am Donnerstagnachmittag hatte die EU-Kommission grundsätzlich grünes Licht für die Förderung des
Wasserstoff-Versorgungsnetzes gegeben (wir berichteten). Formal wird somit im Rahmen „wichtiger Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse“dem saarländischen Energieversorger Creos die „beihilferechtliche Ausnahmegenehmigung erteilt, nationale Fördergelder von Bund und Land für ihr Förderprojekt in Anspruch zu nehmen“. Die Gesamtinvestitionen auf deutscher Seite betragen 70 Millionen Euro. Etwa zwei Drittel davon sollen aus Haushaltsmitteln des Bundes und des Landes kommen.
Zugleich stuft die EU-Kommission auch den HydroHub Völklingen-Fenne, ein Elektrolyseur-Projekt zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, als förderwürdig ein. Andreas Reichel, Vorsitzender der Geschäftsführungen von Steag und Iqony, sieht einen Durchbruch zur künftigen Energieversorgung an der Saar erreicht. Den Hydro-Hub will die Steag-Schwester Iquony betreiben. Drei Elektrolyseure sollen dort elektrische Energie in chemische umwandeln. Dabei entsteht Wasserstoff als Energieträger.
Creos-Geschäftsführer Frank Gawantka rechnet jetzt mit der zügigen Freigabe des Förderbescheides durch das Bundeswirtschaftsministerium unter Führung des grünen Ministers Robert Habeck. Dieser hatte schon Ende 2023 mit dem Förderbescheid zur Produktion von grünem Stahl Milliarden-Hilfen für das Saarland bewilligt.
Gawantka hofft, dass der Förderbescheid aus Berlin in rund vier Wochen vorliegt. Damit würde ein für die künftige internationale Wettbewerbsfähigkeit der Großregion Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg entschei
dendes Großprojekt endgültig auf den Weg gebracht. Außer Creos sind am Aufbau des Wasserstoff-Versorgungsnetzes in der Region GRT gaz in Frankreich sowie der Energiekonzern Encevo in Luxemburg beteiligt.
Der Zeitplan ist äußerst ambitioniert, räumt Gawantka ein. Noch 2025, spätestens Anfang 2026 müssen die Bauarbeiten beginnen, damit der Starttermin der Produktion von grünem Stahl eingehalten werden kann. Geplant ist eine rund 90 Kilometer lange Wasserstoff-Pipeline in der Großregion. Da diese grenzüberschreitend gebaut wird, lautet der Name des Projektes „mosaHYc“, was für „moselle-saar-Hydrogen-conversion“steht. Auf 70 von insgesamt 90 Kilometern wer
den bestehende oder außer Betrieb befindliche Gas-Leitungen für den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt, rund 50 Kilometer davon in Frankreich. Im Saarland entsteht mit dem Bau neuer Leitungen auf 20 Kilometern Länge ein erstes WasserstoffInselnetz, mit dem zunächst die Dillinger Hütte sowie Saarstahl mit Wasserstoff versorgt werden.
Creos hat bereits planerischen Vorarbeiten auf eigenes finanzielles Risiko eingeleitet. Das Planfeststellungsverfahren läuft. Dabei handelt es sich um ein besonderes Verwaltungsverfahren, in dem öffentliche und private Anliegen berücksichtigt werden, um Projekte von besonderer räumlicher Bedeutung auf den Weg zu bringen. „Wir stehen in den Start
löchern, um bestehende Leitungen für Wasserstoff zu ertüchtigen, neue Leitungen für Wasserstoff zu bauen und mit den Leitungsabschnitten auf französischer Seite zum ersten grenzüberschreitenden WasserstoffInselnetz in der Großregion zu verbinden“, betont Gawantka.
Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) sieht einen Meilenstein erreicht: „Endlich ist das grüne Licht aus Brüssel da. Das gibt den Unternehmen die lang ersehnte Planungssicherheit für ihre Projekte. Die Entscheidung der EU ist ein wichtiger Schritt zur Realisierung einer umfassenden Wasserstoffwirtschaft. Denn ein zentraler Faktor bei der Energiewende und für den Klimaschutz ist grüner Wasserstoff.“