Saarbruecker Zeitung

Flucht aus dem Gefängnis in die Karibik

Nur wenige Wochen vor ihrer eigentlich­en Entlassung aus der Justizvoll­zugsanstal­t Zweibrücke­n flieht die Mörderin Dzamilla S. im Oktober 2021. Das Kuriose: Sie beantragte sogar vorher einen neuen Reisepass, und zwar aus dem Gefängnis heraus, und holte ihn

- VON SARAH UMLA

ILLINGEN/ZWEIBRÜCKE­N Dzamilla S. gilt im Herbst 2021 in der Justizvoll­zugsanstal­t als Mustergefa­ngene. Die verurteilt­e Mörderin genießt zu dieser Zeit bereits erste Privilegie­n. 15 Jahre hat sie zu diesem Zeitpunkt bereits gesessen – wegen des Mordes an ihrem eigenen Ehemann.

Das 36-jährige Opfer wird im November 2006 vor seinem eigenen Fitnessstu­dio mit einer Eisenstang­e attackiert. Nicht von Dzamilla S. selbst, sondern von ihrem damaligen Geliebten. Das sieht das Landgerich­t Saarbrücke­n 2007 als erwiesen an. Dzamillas Liebhaber hatte demnach dem Mann mit einer Eisenstang­e mehrfach auf den Kopf geschlagen. Der 36-Jährige erlitt diverse Schädelbrü­che und fiel ins Koma. Nur wenige Tage später starb er an seinen schweren Verletzung­en. Und Dzamilla S. und ihr Geliebter rückten in den Fokus der Ermittlung­en.

Der Bodybuilde­r gestand die Tat und belastete sie. Das Motiv: Geld. Dzamilla S. war zur Tatzeit finanziell abhängig von ihrem Ehemann. Immer wieder krachte es zwischen den beiden, mal waren sie getrennt und mal wieder zusammen. Und plötzlich schien sich bei ihrem Mann eine neue Beziehung anzubahnen. Er lernte eine Reinigungs­kraft kennen und lieben.

Dzamilla, die Zugang zu seinen Konten hatte und, so heißt es damals im Urteil, auch das Geld aus den Fenstern geschmisse­n habe, bekam es mit der Angst zu tun. Der Geldhahn drohte zugedreht zu werden. Daraufhin stiftete sie ihren Geliebten zur Tat an. Der Bodybuilde­r machte mit. Er lässt sich von seiner eigenen Ehefrau in die Nähe des Tatorts fahren, erzählte ihr sogar, dass das 36-jährige Opfer eine „Abreibung“verdient habe.

Nach der Tat holte ihn seine Frau sogar in der Nähe des Fitnessstu­dios wieder ab und er rief Dzamilla S. an, bestätigte, dass er es getan hatte. Diese alarmierte die Rettungskr­äfte, doch es war schon zu spät für ihren Ehemann.

Dzamilla und der Bodybuilde­r wanderten im Frühjahr 2007 lebenslang wegen Mordes hinter Gitter. Doch eine lebenslang­e Freiheitss­trafe kann in Deutschlan­d nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden. Im Oktober 2021 steht das bei Dazmilla S. kurz bevor. Im Februar 2022 soll sie auf Probe entlassen werden.

Zwischenze­itlich hat Dzamilla S. wieder geheiratet, hat also wieder ein Leben außerhalb des Gefängniss­es.

Immer wieder darf sie mehrere Tage Hafturlaub antreten. Das bedeutet, sie ist an den Tagen auf freiem Fuß, und zwar ohne Kontrolle. Am 10. Oktober 2021 tritt sie erneut einen Hafturlaub an. Vier Tage sollen es sein. Am 14. Oktober soll sie eigentlich um 17 Uhr wieder zurück in der JVA Zweibrücke­n sein. Doch sie taucht nicht auf. Zwei Stunden später wird Dzamilla S. internatio­nal zur Fahndung ausgeschri­eben.

Erst dann fällt auf: Die verurteilt­e Straftäter­in hatte im Vorfeld einen neuen Reisepass beantragt und ihn bei einem ihrer Freigänge im Rathaus selbst abgeholt. Und diesen nutzt sie auch auf ihrer Flucht, reist in die Karibik. Zielfahnde­r und Interpol spüren sie sieben Tage später in der Dominikani­schen Republik auf. In einem Hotel in Punta Cana wird sie am 21. Oktober festgenomm­en. Danach wandert sie wieder in die JVA Zweibrücke­n...

 ?? FOTO: CHRISTIAN RÖWEKAMP/DPA ?? In die Dominikani­sche Republik setzte sich Dzamilla S., die 2006 einen Mord in Illingen begangen hatte, auf ihrer Flucht ab. Nach sieben Tagen ging sie den Fahndern ins Netz.
FOTO: CHRISTIAN RÖWEKAMP/DPA In die Dominikani­sche Republik setzte sich Dzamilla S., die 2006 einen Mord in Illingen begangen hatte, auf ihrer Flucht ab. Nach sieben Tagen ging sie den Fahndern ins Netz.

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