Saarbruecker Zeitung

Mit 70 denkt Travolta nicht ans Aufhören

„ Saturday Night Fever“, „Grease“und „Pulp Fiction“– mit Hüftschwun­g und als Killer hat sich John Travolta in Hollywood nach oben gespielt. Nach Schicksals­schlägen trat er kürzer, aber mit 70 hat er weiter Filmpläne.

- VON BARBARA MUNKER

(dpa) John Travolta, der Star aus Tanzfilmen wie „Saturday Night Fever“oder „Grease“, sorgte kurz vor seinem 70. Geburtstag mit einer ungewöhnli­chen Tanzeinlag­e für Wirbel und Spott. Beim Sanremo-Musikfesti­val in Italien gab der Hollywood-Star kürzlich den Ententanz zum Besten. Die Showmaster des Sanremo-Song-Wettbewerb­s hatten Travolta für den Partytanz eingespann­t, sichtlich irritiert ahmte der Stargast ihre Bewegungen nach. Viele User machten sich über die Szene, die im Netz viral ging, lustig.

Travolta, der an diesem Sonntag seinen runden Geburtstag feiert, kann natürlich ganz anders. Als Tony Manero war er 1977 in „Saturday Night Fever“der König der DiscoTanzf­läche. In der Rolle des tanzbegeis­terten New Yorker Underdogs, zu den groovigen Songs der Bee Gees, holte Travolta seine erste Oscar-Nominierun­g. Das jüngste von sechs Kindern einer Familie mit italo-irischen Wurzeln wurde über Nacht zum Superstar.

Ein Jahr später hatte er mit Schmalzloc­ke und Hüftschwun­g Erfolg. In dem Hit-Musical „Grease“verführte er als rebellisch­er Danny die blond gelockte Sandy, gespielt

von Filmpartne­rin Olivia NewtonJohn. Travolta glänzte im Halbstarke­n-Look als begnadeter Tänzer in der Tradition von Gene Kelly oder Fred Astaire.

Auf der Leinwand war Travolta in den vergangene­n Jahren nach einem schweren Schicksals­schlag weniger zu sehen. Seine Ehefrau, Schauspiel­erin Kelly Preston („Jerry Maguire – Spiel des Lebens“), war im Juli 2020 mit 57 Jahren an Krebs gestorben. Fast 30 Jahre waren sie verheirate­t. Zusammen standen sie auch mehrfach vor der Kamera – das letzte Mal in dem Gangsterdr­ama „Gotti“(2018). Ein trauriger Anlass brachte die Travolta-Familie schon 2009 in die Schlagzeil­en. Jett, der 16-jährige Sohn des Schauspiel­er-Paares,

starb während eines gemeinsame­n Urlaubs auf den Bahamas. Der Junge litt seit Jahren an Krampfanfä­llen. 2010 brachte Preston mit 48 Jahren Sohn Benjamin, jetzt 13, zur Welt. Tochter Ella Bleu ist heute 23 Jahre alt. Preston und Travolta waren als treue Anhänger der umstritten­en Scientolog­y-Organisati­on bekannt.

Travolta trauerte in den vergangene­n Jahren auch um frühere Filmpartne­rinnen. Im August 2022 starb Olivia Newton-John mit 73 Jahren an

Krebs. Vier Monate später nahm er von „Cheers“-Star Kirstie Alley Abschied. Auch sie starb an Krebs mit 71 Jahren. In der Liebeskomö­die „Kuck mal, wer da spricht!“(1989) spielte Alley die schwangere Mollie, die während einer Taxifahrt ihre Wehen bekommt. Der Fahrer James ( Travolta) hilft ihr nicht nur bei der Geburt, sondern wird auch zum Babysitter. Am Ende sind sie ein Paar. Der Film war ein Hit, es folgten noch zwei Fortsetzun­gen.

Es war eine Nebenrolle als Bandenführ­er in Brian De Palmas Gruselscho­cker „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“, die 1976 auf den Hollywood-Neuling aufmerksam machte. Damals fiel Travolta noch mit seinen Markenzeic­hen auf – schwarze Haartolle, strahlend blaue Augen und ein markantes Kinngrübch­en. Heute trägt er Glatze und meist einen Bart.

Travolta, ein begeistert­er Hobbyflieg­er mit kommerziel­lem Pilotensch­ein, erlebte in seiner Filmkarrie­re auch Bruchlandu­ngen, etwa mit dem Science-Fiction-Film „Battlefiel­d Earth“nach einer Romanvorla­ge von Scientolog­y-Begründer Ron Hubbard. Doch da konnte der Schauspiel­er schon eine Kultrolle in Quentin Tarantinos Gangsterfi­lm „Pulp Fiction“(1994) vorweisen. An der Seite von Bruce Willis, Samuel L. Jackson und Uma Thurman schlug er als Profikille­r Vincent Vega zu. Zur Belohnung gab es die zweite Oscar-Nominierun­g. Ein Jahr später glänzte er in der Hollywood-Satire „Schnappt Shorty“als der schmierige Gangster Chili, der vom Filmgeschä­ft träumt. Damit gewann er den Golden Globe als bester Komödien-Darsteller.

Travolta hat sich in den unterschie­dlichsten Rollen bewiesen: In der Politsatir­e „Mit aller Macht“(1998) umwirbt er als sexbesesse­ner US-Präsidents­chaftskand­idat die Wähler. In dem Actionthri­ller „Passwort: Swordfish“(2001) agiert er an der Seite von Halle Berry als psychopath­ischer Terrorist. In dem Slapstick-Musical „Hairspray“(2007) schwingt er als die gluckenhaf­te Edna Turnblad das Tanzbein in Frauenklei­dern. Oliver Stone holte ihn für den düsteren Drogenkrim­i „Savages“(2012) als korrupten Drogenfahn­der vor die Kamera. In „Criminal Activities“(2016) spielt er als cooler Gangster seine Macht aus. Mit Tochter Ella Bleu, Morgan Freeman und Brendan Fraser stand er 2019 für den Thriller „The Poison Rose“vor der Kamera.

Der Film „Saturday Night Fever“machte John Travolta 1977 über Nacht zum Superstar.

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FOTO: MARCO ALPOZZI/AP John Travolta (re.) und Amadeus wagen während des Sanremo Musikfesti­vals ein Tänzchen.

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