Saarbruecker Zeitung

„Zukunftsta­g“soll Schüler fit machen fürs Leben nach der Schule

- VON SOPHIE RADIX Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

Welche verdeckten Kosten gibt es bei der ersten eigenen Wohnung? Wie macht man eine Steuererkl­ärung? Wie lange ist man familienve­rsichert? Alles wichtige Fragen für junge Menschen – die im Schulallta­g jedoch meist nicht vorkommen. Immer wieder gibt es Kritik, dass Schulen nicht genügend auf das Erwachsene­nleben vorbereite­n. Der „Zukunftsta­g“im Saarland soll den Schülerinn­en und Schülern helfen, diese Wissenslüc­ke zu füllen und sie für den Alltag als Erwachsene fit zu machen. Er ist ein Projekttag mit Arbeitsgru­ppen zu den Themen Wohnen, Steuern, Finanzen und Krankenver­sicherung. Dieses Training für den Alltag steht unter der Schirmherr­schaft des Saar-Finanzmini­steriums und weiterer Träger.

Das Saarbrücke­r Gymnasium am Rotenbühl hat nun zum ersten Mal daran teilgenomm­en. „Wenn der Tag sich bewährt, wollen wir das langfristi­g einführen und unser Portfolio damit erweitern“, erklärt Lehrerin Natascha Russo. Sie unterricht­et Deutsch und Religion und ist für die Berufsorie­ntierung verantwort­lich. Das Gymnasium bietet seinen Schülern hier bereits ein breites Angebot: „Wir haben eine schulinter­ne Abimesse mit verschiede­nen Aussteller­n. Außerdem Kooperatio­nen mit der Handwerksk­ammer, dem Klinikum und der Uni Saarbrücke­n.“Der Zukunftsta­g ist eine Ergänzung: Im Gymnasium am Rotenbühl nehmen Schüler der Klassen elf und zwölf daran teil. Externe Referentin­nen und Referenten halten circa einstündig­e Seminare aus ihrem Bereich.

Die Steuerbera­terin Jennifer Both erklärt zum Beispiel erst die Grundzüge des deutschen Steuersyst­ems, bevor es um Detailfrag­en geht – zum Beispiel, wie hoch der

Freibetrag beim Einkommen ist. „Solche Themen sind für unsere Schüler natürlich schon jetzt spannend. Zum Beispiel, wenn es um Nebenjobs im Trainerber­eich geht. Das kommt in unserem Sportzweig sehr oft vor“, betont Russo. Schon während des Zukunftsta­gs überprüfen Lehrer die Inhalte. Danach findet eine Bewertung seitens der Schule und des Veranstalt­ers statt. Sie bemisst, welche Lerninhalt­e nachhaltig bei den Schülern haften geblieben sind.

Und wie kommen die Workshops selbst bei den Schülern an? „Manche Dinge – wie den Steuerabzu­g vom Lohn – haben wir bereits im Unterricht angesproch­en“, sagen die Teilnehmer­innen Linda Pesut und Kiana Faryabi Doust. „Daran konnten wir jetzt in den Workshops anknüpfen. Wir haben zum Beispiel eine Lohnabrech­nung detaillier­t angesehen.“Eine Herausford­erung sei, so die Schülerin: „Manchmal ist die Theorie nicht ganz einfach zu verstehen. Es wäre sicher hilfreich, das alles noch praktische­r zu gestalten, um Überforder­ung zu vermeiden.“Ein Vorschlag von Kiana Faryabi Doust: „Vielleicht kann man im Bereich Wohnen gemeinsam eine Suche über gängige Portale simulieren.“Insgesamt ist ihre Bilanz recht positiv: „Es sind auf jeden Fall spannende Themen und hilfreiche Tipps dabei.“Der Schüler Abtin Shakerivan­tandoust möchte das neue Wissen gleich in die Praxis umsetzen: „Ich wusste nicht, dass meine Krankenver­sicherung mir gegebenenf­alls mein Fitnessstu­dio bezahlt. Ich werde gleich versuchen, das umzusetzen.“

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FOTO: SOPHIE RADIX Steuerbera­terin Jennifer Both von der Firma Audittax erklärte Schülern im Gymnasium am Rotenbühl die Welt des Einkommens.

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