„Zukunftstag“soll Schüler fit machen fürs Leben nach der Schule
Welche verdeckten Kosten gibt es bei der ersten eigenen Wohnung? Wie macht man eine Steuererklärung? Wie lange ist man familienversichert? Alles wichtige Fragen für junge Menschen – die im Schulalltag jedoch meist nicht vorkommen. Immer wieder gibt es Kritik, dass Schulen nicht genügend auf das Erwachsenenleben vorbereiten. Der „Zukunftstag“im Saarland soll den Schülerinnen und Schülern helfen, diese Wissenslücke zu füllen und sie für den Alltag als Erwachsene fit zu machen. Er ist ein Projekttag mit Arbeitsgruppen zu den Themen Wohnen, Steuern, Finanzen und Krankenversicherung. Dieses Training für den Alltag steht unter der Schirmherrschaft des Saar-Finanzministeriums und weiterer Träger.
Das Saarbrücker Gymnasium am Rotenbühl hat nun zum ersten Mal daran teilgenommen. „Wenn der Tag sich bewährt, wollen wir das langfristig einführen und unser Portfolio damit erweitern“, erklärt Lehrerin Natascha Russo. Sie unterrichtet Deutsch und Religion und ist für die Berufsorientierung verantwortlich. Das Gymnasium bietet seinen Schülern hier bereits ein breites Angebot: „Wir haben eine schulinterne Abimesse mit verschiedenen Ausstellern. Außerdem Kooperationen mit der Handwerkskammer, dem Klinikum und der Uni Saarbrücken.“Der Zukunftstag ist eine Ergänzung: Im Gymnasium am Rotenbühl nehmen Schüler der Klassen elf und zwölf daran teil. Externe Referentinnen und Referenten halten circa einstündige Seminare aus ihrem Bereich.
Die Steuerberaterin Jennifer Both erklärt zum Beispiel erst die Grundzüge des deutschen Steuersystems, bevor es um Detailfragen geht – zum Beispiel, wie hoch der
Freibetrag beim Einkommen ist. „Solche Themen sind für unsere Schüler natürlich schon jetzt spannend. Zum Beispiel, wenn es um Nebenjobs im Trainerbereich geht. Das kommt in unserem Sportzweig sehr oft vor“, betont Russo. Schon während des Zukunftstags überprüfen Lehrer die Inhalte. Danach findet eine Bewertung seitens der Schule und des Veranstalters statt. Sie bemisst, welche Lerninhalte nachhaltig bei den Schülern haften geblieben sind.
Und wie kommen die Workshops selbst bei den Schülern an? „Manche Dinge – wie den Steuerabzug vom Lohn – haben wir bereits im Unterricht angesprochen“, sagen die Teilnehmerinnen Linda Pesut und Kiana Faryabi Doust. „Daran konnten wir jetzt in den Workshops anknüpfen. Wir haben zum Beispiel eine Lohnabrechnung detailliert angesehen.“Eine Herausforderung sei, so die Schülerin: „Manchmal ist die Theorie nicht ganz einfach zu verstehen. Es wäre sicher hilfreich, das alles noch praktischer zu gestalten, um Überforderung zu vermeiden.“Ein Vorschlag von Kiana Faryabi Doust: „Vielleicht kann man im Bereich Wohnen gemeinsam eine Suche über gängige Portale simulieren.“Insgesamt ist ihre Bilanz recht positiv: „Es sind auf jeden Fall spannende Themen und hilfreiche Tipps dabei.“Der Schüler Abtin Shakerivantandoust möchte das neue Wissen gleich in die Praxis umsetzen: „Ich wusste nicht, dass meine Krankenversicherung mir gegebenenfalls mein Fitnessstudio bezahlt. Ich werde gleich versuchen, das umzusetzen.“